Im vergangenen Domain-Handelsjahr entwickelte sich über den Hype um KI-Systeme auch das Interesse an .ai-Domains nochmals verstärkt. Zuletzt hatten wir vor sieben Jahren über die Entwicklung von .ai berichtet. Es wird Zeit für einen neuen Blick auf die Landesendung von Anguilla.
Anguilla ist eine kleine Karibikinsel, die zum Vereinigten Königreich gehört. Sie zählt gut 13.000 Einwohner, lebt von Tourismus und Offshore-Banken, und verfügt über die Top Level Domain .ai. Die Abkürzung »AI« steht für »artificial intelligence«, zu Deutsch: künstliche Intelligenz (KI). Nachdem Ende 2022 mit ChatGPT ein Large Language Model (LLM) für Furore sorgte und AI in das Bewusstsein der Gesellschaft Einzug hielt, profitierte auch die Endung .ai. Domains unter .ai erzielen plötzlich deutlich höhere Preise und besetzen auf der Jahresbestenliste der Landesendungen bei dnjournal.com die ersten drei Plätze mit
you.ai | US$ 700.000,– (ca. EUR 660.377,–) |
stack.ai | US$ 258.888,– (ca. EUR 237.512,–) |
npc.ai | US$ 250.000,– (ca. EUR 228.436,–) |
und ist unter den besten 20 Landesdomains ganze neun Mal vertreten. In weiser Vorausschau hatte die .ai-Registry bereits Ende 2018 eine eigene Auktionsplattform eingerichtet, auf der sie sehr erfolgreich ausgelaufene .ai-Domains meistbietend versteigert. Damit einher geht, dass man – wie Kevin Murphy (domainincites.com) Mitte Dezember 2023 berichtet – nach Angaben der Registry in etwas mehr als einem Quartal über 50.000 Domains verkaufte. Am 14. Juni 2023 waren 248.609 Domains registriert, am 23. September 2023 306.861 Domains. Mittlerweile verzeichnet DomainTools.com 337.895 registrierte .ai-Domains, womit die Kurve steigender Registrierungszahlen wieder etwas abflacht.
Dass .ai nun aber endgültig investitionswürdig auch für Domain-Investoren ist, teilte unlängst der Domain-King Rick Schwartz in einem Interview mit Raymond Hackney (thedomains.com) mit: er hat für einen fünfstelligen US-Dollarbetrag in .ai-Domains investiert. Darunter finden sich die bereits im März vergangenen Jahres registrierte domainking.ai sowie die jetzt bei Dynadot ersteigerten betty.ai (US$ 20.088,–, umgerechnet ca. EUR 18.262,–), trick.ai (US$ 24.977,–, umgerechnet ca. EUR 22.706,–), thebet.ai (US$ 140,–) und hoax.ai (US$ 6.101,–, umgerechnet ca. EUR 5.546,–). Schwartz erklärt, dass .ai in nur wenigen Monaten eine kritische Masse erreicht hat, indem die Endung in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist.
So I took a calculated risk and decided to put a few dollars in that sector,
teilt Schwartz mit, macht aber deutlich, dass er keine Erfahrung mit .ai-Domains und dem Handel mit diesen hat, sondern lediglich mal die große Zehe testweise ins Wasser taucht. Er betont, dass letztendlich weiterhin .com die Endung ist, mit der man Geld verdienen kann – jedenfalls sicherer und mehr als mit .ai-Domains. Eine von ihm initiierte kurze Abstimmung auf Twitter zeige, dass die Kombination »keywordai.com« den Varianten »keyword.ai« und »aikeyword.com« vorgezogen wird. Er selbst habe sich neben der teuren trick.ai für US$ 3.295,– noch trickai.com gekauft (bei namebio.com steht der letzte Verkauf der Domain noch bei US$ 100,– am 16.07.2021).
Die Entwicklung von .ai werden wir weiter beobachten. In unserem Artikel vom März 2017 zeigten wir noch auf, dass immer mehr .ai-Domains gehandelt werden. Seinerzeit war automation.ai zum Preis von US$ 10.000,– (ca. EUR 9.433,–) die herausragend teuerste .ai-Domain. Die Zeiten sind vorbei. Wer jetzt in den Handel mit .ai-Domains einsteigen will, muss wissen, ob er das Risiko auf sich nehmen kann. Für Rick Schwartz ist das kein Problem, für die meisten anderen allerdings schon. Wer das Risiko gleichwohl tragen will, sollte sich – bevor er voreilig handelt – bei Andrew Allemann (domainnamewire.com) über die 14 Dinge, die man mit .ai-Domains nicht tun sollte informieren.