Die britische Informationsseite abcmoney.co.uk bietet einen Artikel mit »3 Goldenen Regeln«, die man beherzigen möge, sollte man ins Domain-Investorengeschäft einsteigen wollen. Sie sind kurz und knapp, aber nur bedingt hilfreich.
Sehr leicht lassen sich Tipps für jede Lebenslage in kurze Worte fassen. Die Probleme liegen meist in den ausgeblendeten und individuellen Details. Darum sind Artikel mit der Schnellanleitung in der Regel Lückenfüller. So auch die »3 Golden Rules To Get You Started« des Domain-Investings. Die erste Goldene Regel trifft den Kern des Geschäfts: Qualität geht vor Quantität. Lieber für viel Geld eine »Premium«-Domain kaufen als für kleines Geld jede Menge unverkäuflichen Ballast. Was eine wirkliche Premium-Domain ist – da gehen die Meinungen auseinander. Ohne längere Beobachtung des Marktes lässt sich das nur schwer erkennen. Diese Zeit sollte man sich vor Anwendung der ersten Goldenen Regel nehmen.
Die zweite Regel ist diffus und irreführend: Erwäge Brandability. Danach sollte ein Domain-Name als Marke vermarktbar sein. Als Beispiel wird wieder einmal amazon.com genannt; Google hätte man ebenfalls nennen können. Nur der Wert der Domain-Namen ergibt sich in diesen Fällen nicht aus ihrer Vermarktbarkeit, sondern dem Geschäft, das dahinter steht. Nicht die Domain ist hier wertvoll, sie wurde es durch das Handeln der Domain-Inhaber. Die dritte Goldene Regel warnt vor den neuen Top Level Domains: Meide hoch gehypte Endungen. Bei der derzeitigen Marktsituation ist da etwas Wahres dran. Nach wie vor wird .com bevorzugt, und erzielt auf dem Markt bessere Preise. Der Artikel verweist dabei auf eine Befragung unter anderem hinsichtlich der Endung .insurance, die den Befragten nicht vertrauenswürdig erschien; er unterschlägt allerdings auch, dass die Untersuchung im Dezember 2014 veröffentlicht wurde, zu einem Zeitpunkt, als die neuen Endungen tatsächlich noch ganz neu waren.
Darüber hinaus gehen wichtige Fragen, die sich beim Einstieg in den Domain-Handel stellen, verloren: Zum Beispiel die, ob man seinen Job kündigen sollte, wenn man Domainer werden will? Nein, selbstverständlich nicht. Der Verkauf von Domains ist ein zähes Geschäft. Und die guten Preise erlangt man in der Regel, indem man lange wartet. Bis dahin muss man für die Registrierungsgebühren der eigenen Domain-Namen aufkommen – ganz zu schweigen vom eigenen Leben. Am besten, so Rick Schwartz, hat man dafür eine oder mehrere Domains, die für sich durch Traffic ausreichend finanzielle Mittel einbringen, um die Registrierungsgebühren aller anderen Domains sicher begleichen zu können. Außerdem: so einfach kommt man nicht zu der empfohlenen Qualitätsdomain, die man teuer verkaufen will. Die muss man erstmal selbst bezahlen, man braucht also Mittel, um überhaupt in das Domainer-Geschäft einsteigen zu können. Sicher gibt es zahlreiche Profis, die nach wie vor handverlesene Domains selbst registrieren und nicht erst ankaufen. Aber um gute Domains von Hand zu registrieren, braucht es Erfahrung, und vom Vorhandensein derselben kann man nicht ausgehen, wenn man sich an Artikeln wie den von abcmoney.co.uk orientiert. Rechtliche Risiken werden in dem kurzen Artikel überhaupt nicht erwähnt. Dabei ist das ein essenzielles Kriterium, um weitestgehend unbeschadet das Domaining-Geschäft betreiben zu können. Sollte man mit einer tollen Domain die Marken-, Namens- oder Kennzeichenrechte Dritter verletzen, kann es nach wie vor teuer werden und die Sache ein schnelles Ende haben.
Allein die wenigen von uns noch angehängten Erwägungen zeigen: mit lediglich »3 Golden Rules« ist es nicht getan, in das Domain-Investing einzusteigen. Besser, man behält unsere klassischen »Sieben Goldenen Domain-Regeln« mit im Blick und schaut sich auch sonst noch um.