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der Untergang der Domainer?

In der Domain-Szene bilden sich harte Fronten: Domain-Börsen versteigern markenrelevante Vertipperdomains und beschädigen so das Ansehen der gesamten Branche. Weitsichtige Domainer verurteilen nicht nur die Kollegen, die solche Domains registrieren, sondern auch die Börsen, die diesen eine Plattform geben.

In der vergangenen Woche wurden mehrere Fälle wie das Versteigerungsangebot von cnnnews.tv, das der Registrar GoDaddy mit einem Bewertungszertifikat ausgestattet anbot, bekannt. So finden sich in der Liste aktueller Domain-Geschäfte die Domains wwwmatch.com (verkauft bei NameJet) und mozzilla.com (verkauft bei DNForum), die sicherlich auch Kennzeichenrechte Dritter verletzen. Das wirft kein gutes Bild auf die gesamte, sowieso als sehr undurchsichtig-halbseiden wahrgenommene Domain-Industrie. Desto lauter die Rufe der wirklichen Domain-Profis, die sich davor hüten, Vertipperdomains und ähnliche rechtsverletzende Domains zu registrieren und mit ihnen zu handeln. Sollte sich da nicht schnellstens etwas ändern, schafft sich die Industrie von selbst ab.

Nachdem GoDaddy die Domain cnnnews.tv mit einer zertifizierten Bewertung ausgestattet hat und versteigert, kann sich das Unternehmen nicht mehr herausreden: es wird ganz klar eine Kennzeichenrechtsverletzung unterstützt. Das wunderbar idiotischdoppelbödige der Domain-Bewertung durch GoDaddy ist: als Kennzeichenrechte verletzende Domain ist sie tatsächlich wohl wenig wert. Denn kein vernünftiger Mensch wird diese Domain ersteigern. Wer sie ersteigert, ist sie in Kürze wieder los: im Rahmen eines UDRP-Verfahrens. Zugleich zeigt GoDaddy damit seine Ignoranz gegenüber Markenrechten. Bewertungszertifikate von GoDaddy, will uns dieses Beispiel sagen, sind mit Vorsicht zu geniessen.

Nun ruft die Domain-Industrie durch die Stimme von Andrew Allemann von domainnewswire.com allgemein und Mike Berkens von thedomains.com mit konkreten Vorschlägen zur Selbstreinigung auf: Zunächst müssten, so Mike Berkens, sich die Parkinganbieter dazu erklären und zukünftig das Parken rechtsverletzender Domains unterbinden. Das ist mehr als ein Fulltimejob, für den entsprechende Mittel locker gemacht werden müssen; Kosten, die zum Geschäft dazu gehören. Weiter sollten die Suchmaschinenbetreiber Google und Yahoo rechtsverletzende Domains für ihr System sperren. Auktionshäuser dürfen rechtsverletzenden Domains keine Plattform bieten. Registrare, die rechtsverletzende Domains nach deren Freiwerden übernehmen, sollten diese löschen. Domain-Verwaltungen sollten bei der Einführung einer neuen Domain-Endung den Markeninhabern die Domains ohne die zusätzlichen Kosten einer Sunrise-Aktion anbieten.

Doch dieses Programm wird auch kritisch gesehen und diskutiert. Ohne Zweifel gilt die Regel: zwei Juristen, drei Meinungen. Eines der Probleme, das durch einen solchen Maßnahmenkatalog entsteht, ist: wer entscheidet, ob eine Rechtsverletzung vorliegt oder nicht? Fragen des Markenrechts und der Markenrechtsverletzung sind sehr komplex und oft genug nicht eindeutig zu beantworten, schon gar nicht durch einen einfachen Mitarbeiter in einer Domain-Unternehmung und noch weniger, soweit eine Verletzung durch jederzeit austauschbare Inhalte erst entsteht. Auch offensichtliche Verletzungen können sich als Nichts herausstellen. Die Beurteilung von Kennzeichenrechtsverletzungen fällt oft auch Richtern schwer. So einfach wird es also nicht gehen. Hinzu kommt die Domain-Pflege durch Markeninhaber, der Fall wwwmatch.com macht das deutlich. Denn die Domain stand bereits 2003 in einem WIPO-Verfahren (Fall Nr. D2003-0510), das der Rechteinhaber gewann. Die Domain wurde ihm übertragen. Offensichtlich hat er die Domain jedoch nicht auf Dauer gehalten oder verloren. Das eigene Domain-Portfolio sollte man also schon unter Kontrolle halten.

Doch zumindest wird hier nochmals eine Diskussion öffentlich, die schon länger unter den Domainern virulent ist. Allgemein scheint man sich in der Branche einig, dass sich die Domain-Industrie eigene Regeln geben muss, damit nicht Regierungen ihnen Regeln wie die Snow-Bill aufzwingt und so das Geschäft ganz kaputt macht.

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