Themen: nTLDs – Bewerbungsgebühr steigt deutlich an | Statistik – .tr gewinnt dank Second Level Domains | TLDs – Neues von .aero, .hamburg und .pr | Analyse – phonotaktisch zur neuen Domain | gonso.com – dünner Vortrag führt zur Abweisung | debounce.com – Rückschlag für US$ 140.000,– | Hybrid – 13. Frankfurter IT-Rechtstag im November
NTLDS – BEWERBUNGSGEBÜHR STEIGT DEUTLICH AN
Wer sich um eine neue generische Top Level Domain bewerben will, muss künftig tiefer in die Tasche greifen: wie die Internet-Verwaltung ICANN andeutet, wird die Bewerbungsgebühr voraussichtlich deutlich ansteigen, wenn auch nicht so stark wie bisher befürchtet.
Spätestens seit dem 12. Juni 2022 steht fest, dass es eine weitere Einführungsrunde für neue Domain-Endungen geben wird. Dabei hat ICANN wiederholt verkündet, dass sich das Bewerbungsfenster spätestens im 2. Quartal 2026 öffnen soll; näheres wird das Bewerberhandbuch (Applicant Guidebook, kurz AGB) regeln, das bis Mai 2025 vorliegen soll. Sehr viel mehr an Fakten zum nTLD-Programm ließ sich ICANN bisher nicht entlocken. Das gilt auch für die Höhe der voraussichtlichen Bewerbungsgebühr: „The gTLD evaluation fee is required from all applicants. This fee is in the amount of USD 185,000“ – so heißt es in Ziffer 1.5.1 des Bewerberhandbuchs aus der letzten Einführungsrunde im Jahr 2012. Aus Sicht von ICANN geht es dabei lediglich um eine Deckung der anfallenden Kosten, die ICANN für die nächste Runde mit US$ 70 Mio. schätzt; Gewinn will ICANN damit nicht erzielen. Dass dieser Betrag von US$ 185.000,– angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen und der – angetrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen – hohen Inflationsrate steigen wird, hat sich früh abgezeichnet. Doch um wie viel genau die Bewerbungsgebühr steigt, war bisher unklar.
Dieser Nebel scheint sich weiter zu lichten. Anlässlich des ICANN-Meetings im Juni 2024 in Ruanda wurde öffentlich, dass sich die Bewerbungsgebühr voraussichtlich zwischen US$ 208.000,– und US$ 293.000,– bewegen wird; beim derzeitigen Umrechnungskurs wären das also zwischen EUR 188.000,– bis zu EUR 265.000,–. Aus einem aktuellen Entwurf geht nun hervor, dass die Gebühr voraussichtlich bei US$ 220.000,– liegen soll, umgerechnet etwa EUR 198.000,–. Die genaue Höhe der Gebühr hängt wesentlich davon ab, mit wie vielen Bewerbungen ICANN letztlich rechnet; gingen im Jahr 2012 insgesamt 1.930 Bewerbungen ein, schätzt ICANN das Interesse nun mit voraussichtlich 1.500 (statt wie zuvor angenommenen mit 2.000) Bewerbungen. Bei den US$ 220.000,– handelt es sich um die reine Bewerbungsgebühr, es können und werden also zusätzliche Gebühren anfallen. Wie in einem Baukastensystem können nach Einschätzung von ICANN bis zu zehn weitere Gebühren anfallen; erwähnt werden zusätzliche Kosten für „Community Priority Evaluation (CPE)“, „Geographic name review“, „Brand exemptions (Spec 13)“, „Code of Conduct exemption“, „Reserved names eligibility“, „Background screening (if required after change request)“ und „Joint venture review“, deren Höhe aber noch völlig offen ist. Das gilt auch für die derzeit diskutierte „Occupancy fee for lingering applications“; offenbar will ICANN damit sowohl Spekulanten abhalten als auch die ernsthaften Bewerber zu einem zügigen Bewerbungsverfahren anhalten.
Endgültig verbindliche Gebühren sind erst der Endfassung des AGB zu entnehmen. Die jetzt genannte Zahl von US$ 220.000,– dürfte dem Endpreis aber schon sehr nahe kommen, schließlich hieß es im Juni 2024: „ICANN org expects to confirm the gTLD evaluation fee at the latest by September 2024 for inclusion in the AGB.“
Quelle: icann.org, domainincite.com, eigene Recherche
STATISTIK – .TR GEWINNT DANK SECOND LEVEL DOMAINS
Stürmische Zeiten hat der Domain-Markt schon oft gesehen, doch im August 2024 präsentiert er sich ohne größere Ausreißer ungewöhnlich ruhig. Dafür meldet die Türkei rasantes Wachstum bei der Landesendung .tr.
Optimisten würden von Stabilität sprechen, Pessimisten von Stillstand und Realisten von toter Hose – im August 2024 war der Registry-Markt auffällig unauffällig. So lagen mit .at, .info, .biz und .eu gleich bei vier wichtigen Top Level Domains die Veränderungen im homöopathischen Bereich. Spötter würden sagen, dass sich auch .com stabil entwickelt, wenn auch stabil abwärts; schließlich hat die weltweit wichtigste Top Level Domain in den vergangenen Wochen erneut an Registrierungen verloren. Allerdings fällt das Minus mit knapp 220.000 Domain-Namen netto erträglich aus. Spannend werden vor allem die kommenden vier Wochen: wie geplant sind zum 01. September 2024 die Einkaufspreise für .com von US$ 9,59 auf US$ 10,26 gestiegen. Da Registrierungsverträge üblicherweise ein Jahr laufen, könnte sich so mancher Domain-Investor nochmals mit .com eingedeckt und so zum erträglichen Ergebnis im August beigetragen haben. Umso steiler könnte dann aber der Absturz im September ausfallen.
Keine größeren Launen sind auf dem Markt der nTLDs festzustellen. Deren Gesamtzahl hat sich von 39.431.936 auf 39.765.987 erhöht, wobei einmal mehr .shop heraussticht. Nach einem Plus von 129.174 Domains im Juli geht es im August um immerhin 99.189 Domains voran, so dass der Abstand zu .online, der bisher zweiterfolgreichsten neuen Domain-Endung, schmilzt wie Schokoladeneis im Hochsommer. Auf den hinteren Plätzen fällt auf, dass das Interesse an .cfd stark zurückgegangen ist. Waren es am 01. Juni 2024 noch über 1,1 Mio. registrierte Domains, sind es aktuell gerade noch um die 800.000 .cfd-Adressen. Die Endung .cfd wird als Domain für „ClothingFashionDesign“ in der Modewelt vermarktet; die Krise im Modehandel scheint also auch auf die Top Level Domain durchzuschlagen.
Keine guten Zahlen meldet auch das Reich der Mitte. Nach Angaben des China Internet Network Information Center (CNNIC), Registry der chinesischen Landesendung .cn, waren zum 30. Juni 2024 exakt 19.562.007 .cn-Domains registriert. In den vergangenen sechs Monaten hat .cn damit 563.757 Domains verloren. Da parallel auch .com seit einigen Monaten in China verliert, scheint kein Überlauf von einer Top Level Domain zur anderen zu erfolgen, sondern allgemein die Nachfrage zurückzugehen. Davon kann in der Türkei derzeit keine Rede sein. Dank einer Liberalisierung sind aktuell rund 1,2 Mio. .tr-Domains registriert, wobei die Zahl zuletzt an einem Tag fast sechsstellig stieg. Das fast schon explosionsartige Wachstum hat seine Ursache vor allem darin, dass zahlreiche Inhaber einer Domain, die unter einer der offiziellen Subdomains wie .com.tr, .org.tr oder .info.tr vertreten sind, von dem Vorrecht Gebrauch gemacht haben, das kürzere Second-Level-Pendant zu registrieren. Seit dem 04. September 2024 können alle Interessenten ihre Domain auch direkt unterhalb von .tr registrieren, so dass mit weiterem Wachstum zu rechnen ist.
Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 17.650.370 – (Vergleich zum Vormonat: – 27.232)
.at – 1.479.514 – (Vergleich zum Vormonat: + 139)
.com – 157.060.810 – (Vergleich zum Vormonat: – 217.700)
.net – 12.883.545 – (Vergleich zum Vormonat: – 45.620)
.org – 10.948.581 – (Vergleich zum Vormonat: + 31.238)
.info – 3.537.411 – (Vergleich zum Vormonat: + 28)
.biz – 1.222.829 – (Vergleich zum Vormonat: – 2.502)
.eu – 3.627.914 – (Vergleich zum Vormonat: + 712)
.xyz – 4.194.734 – (Vergleich zum Vormonat: + 60.566)
.online – 3.636.793 – (Vergleich zum Vormonat: + 28.828)
.shop – 3.496.584 – (Vergleich zum Vormonat: + 99.189)
(Stand 01. September 2024)
Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de
Quelle: eigene Recherche
TLDS – NEUES VON .AERO, .HAMBURG UND .PR
Sie haben Interesse an einer besonders attraktiven .hamburg-Domain? Dann ist jetzt die Gelegenheit, eine Vielzahl bisher reservierter Adressen ist ab sofort erhältlich. Derweil wird .aero zum Zankapfel zwischen ICANN und Russland, während .pr feiern darf – hier unsere Kurznews.
Das „Ministry of Digital Development, Communications and Mass Media of the Russian Federation“ hat bei der Internet-Verwaltung ICANN wegen der Suspendierung von .aero-Domains interveniert. Mit Schreiben vom 07. Juni 2024 weist der stellvertretende Direktor Andrei Zhivov darauf hin, dass die in den USA ansässige .aero-Registry Societe Internationale de Telecommunications Aeronautique (SITA) seit dem 10. November 2023 keine Registrierungen oder Verlängerungen mehr von Domain-Inhabern entgegennimmt, wenn sie ihren Sitz in der Russischen Föderation haben. Betroffen sind 400 russische Domain-Inhaber, darunter über 30 Flughäfen und 15 Fluglinien; sie müssten nun auf andere Domains ausweichen. SITA stützt die Suspendierung auf staatliche Sanktionen, die nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verhängt worden waren; nach russischer Lesart sind Domains aber nach der „General License No. 25C3, para (b) of the Office of Foreign Assets Control sanctions list“ ausgenommen, weshalb SITA willkürlich handle. ICANN hat inhaltlich auf die Beschwerde nicht reagiert, sondern ließ lediglich mitteilen: „If you believe the registry operator has failed to comply with any of the obligations set forth by the .aero Top-Level Domain (TLD) Sponsorship Agreement, you may consider submitting a complaint to Contractual Compliance“. Nach den zuletzt verfügbaren Zahlen sind aktuell gut 13.300 .aero-Domains registriert.
Rund 19.000 .hamburg-Domains sind derzeit registriert, und einige besonders attraktive Adressen könnten in Kürze hinzukommen. Ab sofort sind Premium-Domains unter .hamburg zu den regulären Gebühren registrierbar. Die rund 4.000 noch verfügbaren Premium-Domains kosten damit nicht mehr einige hundert oder tausend Euro, sondern sind schon für deutlich unter hundert Euro im Jahr erhältlich. Zu den Premium-Domains gehören Adressen, die besonders kurz und präzise sind, wie zum Beispiel hallo.hamburg, beachbar.hamburg oder silvester.hamburg, aber auch zahlreiche Drei-Zeichen-Domains. Außerdem enthalten sie oft Suchbegriffe, die bei der Suchmaschine Google besonders gefragt sind. Im Wettbewerb um potenzielle Kundschaft oder den besten Platz im Google-Ranking können sie daher einen wichtigen Teil beitragen.
Feliz cumpleaños, .pr: 35 Jahre sind vergangen, seit am 27. August 1989 die Landesendung von Puerto Rico in die Root Zone eingetragen wurde. Als Pionier gilt Dr. Oscar Moreno de Ayala, der den Aufbau von .pr übernahm: inzwischen wird .pr vom Gauss Research Laboratory Inc. verwaltet. Auch in Zukunft will die Registry die Hände nicht in den Schoß legen und hat angekündigt, die .pr-Technologie zu erweitern und zu verbessern, um die Infrastruktur zu optimieren. So wurde in Puerto Rico vor kurzem ein autoritativer Nameserver implementiert, der die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der lokalen Dienste verbessert. Darüber hinaus fördert die Registry die Nutzung von .pr bei Unternehmen sowie öffentlichen und privaten Einrichtungen und bietet ihnen Sonderpreise an. Des Weiteren hat man mit der nTLD-Registry Identity Digital (vormals Donuts) einen wichtigen Technologiepartner gewonnen, der es ermöglicht, mit Technologien wie EPP, DNSSEC und IPv6 an der Spitze zu bleiben, was die Robustheit und Sicherheit von .pr gewährleisten soll.
Das Schreiben Russlands finden Sie unter:
> https://www.icann.org/en/system/files/correspondence/zhivov-to-sinha-07jun24-en.pdf
Die Liste der Premium-Domains unter .hamburg finden Sie unter:
> https://dot.berlin/premiumrelease2024/
Quelle: icann.org, nic.hamburg, lactld.org
ANALYSE – PHONOTAKTISCH ZUR NEUEN DOMAIN
Alle guten Domains sind bereits registriert und prägnante, kurze sowie markenfähige Begriffe nur gegen hohe Geldbeträge zu erstehen. Wirklich alle? David Barnett stellt die Methode der „phonotaktische Auswertung“ vor, mit der man aus dem Flussbett des Domain-Rauschens noch einige Edelsteine schürfen kann.
In einem Artikel auf circleid.com stellt Brand Protection Strategist David Barnett (Stobbs) eine Methode vor, wie man kurze, artikulierbare und markenfähige Domains generieren kann. In seiner Studie führt er eine „phonotaktische Auswertung“ nicht registrierter Fünf-Zeichen-.com-Domains durch. Bei der Phonotaktik wird ein Maß für die potenzielle Lesbarkeit bzw. die Ähnlichkeit der Kandidatenzeichenfolgen mit anderen bestehenden Wörtern (oder Marken) im Korpus einer Sprache abgeglichen. Er orientiert sich an englischsprachigen Begriffen, aber grundsätzlich lässt sich das in jeder Sprache durchführen. Eine im Ergebnis phonotaktisch brauchbare Zeichenfolgen muss nicht notwendigerweise attraktiv und markenfähig sein. Darum muss das Ergebnis einer automatisierten Analyse manuell durchgegangen werden.
Es gibt verschiedene phonotaktische Rechner. Barnett verweist auf den der University of California, Irvine (UCI), bei dem er für die Analyse das BLICK-Modell nach Hayes als Algorithmus nutzt. Dieses Modell gibt für eine beliebige Folge von Phonemen (Wortkandidaten) eine Punktzahl aus, die ein Maß für das Ausmaß der phonotaktischen „Verletzung“ darstellt; danach steht eine niedrigere Punktzahl für einen glaubwürdigeren potenziellen Namen. Die in dieser Analyse verwendete Implementierung erforderte, dass jede Zeichenkette zunächst in ihre phonetische Darstellung unter Verwendung der ARPABET-Syntax umgewandelt wird, in der jedes phonetische Element als eine Reihe lateinischer Zeichen (und in einigen Fällen eine nachgestellte Ziffer) dargestellt wird.
Für seine konkrete Untersuchung nutzte Barnett von den gut 9 Mio. unregistrierten 5-Zeichen-.com-Domains lediglich diejenigen 478.369, die mit „a“ und „b“ beginnen. Im Ergebnis sortierte der Algorithmus 8.893 (1,9 Prozent) Domains mit der Punktwertung „0“ als unbrauchbar aus. Die fünf Domains mit den höchsten Punktzahlen waren awbzp (59.43), bctko (65.17), anwjf (65.94), apgdj (67.26) und bchji (67.92). Im Bereich zwischen 1 und 10 Punkten sammelte sich das Gros der 5-Zeichen-Kombinationen, mit 25.000 (1) bis über 50.000 (2) Daten. Dank der Punkte lässt sich das Ergebnis sinnvoll nochmals filtern, indem man bestimmte Punktwerte als Schwelle nutzt. Für Barnett erscheint es sinnvoll, weitere Kriterien hinzuzuziehen, um der Datensätze Herr zu werden. Man komme auch nicht umhin, markenähnliche Begriffe oder Fragmente auszusortieren. Im Ergebnis ist diese Methode für Barnett eine Möglichkeit, ein paar brauchbare Domains herauszufiltern, die sich als markenfähig vermarkten lassen. Einige – von Barnett manuell ausgewählte – Domains wurden beim Domain-Marktplatz atom.com als markenfähig akzeptiert und mit Werten über US$ 2.000,– angezeigt.
Den lesenswerten Artikel von David Barnett mit zahlreichen Quellenbelegen findet man unter:
> https://circleid.com/posts/20240903-unregistered-gems-identifying-brandable-domain-names-using-phonotactic-analysis
Den phonotaktischen Rechner der UCI findet man unter:
> https://phonotactics.socsci.uci.edu
Quelle: circleid.com, uci.edu
GONSO.COM – DÜNNER VORTRAG FÜHRT ZUR ABWEISUNG
Eine deutsche Unternehmung und langjährige Markeninhaberin startete uninspiriert und ohne Engagement ein UDRP-Verfahren gegen den Inhaber der Domain gonso.com. Damit scheiterte sie und bekam bestätigt, dass sie das Verfahren missbräuchlich führte.
Die Beschwerdeführerin, Corina Osswald (Schwanhäußer Industrie Holding GmbH & Co. KG), ist eine deutsche Anbieterin funktioneller Fahrradbekleidung, Inhaberin der 1998 eingetragenen EU-Marke „GONSO“ und hat ihren Internetauftritt unter gonso.de. Sie sieht ihre Rechte durch die Domain gonso.com verletzt, weshalb sie vor dem Tschechischen Streitbeilegungsgericht (CAC) ein UDRP-Verfahren anstrengte. Unter anderem trägt sie vor, dass die Domain gonso.com für US$ 24.500,– auf der Website des Gegners zum Verkauf steht, spreche für seine Bösgläubigkeit. Der Gegner, William Coam (Germanium World LLC), sitzt in den USA, ist Domain-Investor und vertreibt Domains unter domainshop.com. Er hält der Beschwerdeführerin entgegen, dass ihr lediglich 200 Worte umfassender Vortrag und der vorgelegte Ausdruck von der Seite des europäischen Markenamtes als Beleg für die Marke nicht ausreichen. Da sie zugleich von einem Rechtsanwalt vertreten wird, der es besser wissen müsste, spreche das für ein Reverse Domain Name Hijacking (RDNH). Weiter trägt der Gegner vor, seit Oktober 2011 Inhaber der Domain zu sein und diese über seine Website anzubieten. Die Domain habe er zusammen mit anderen, ähnlich strukturierten Domains wie avika.com und debert.com registriert, weil sie mit fünf Zeichen kurz sei. Es handele sich um einen gängigen Vor- wie auch Nachnamen; es gäbe auch Firmen, die „Gonso“ im Namen tragen, was er mit 100 Individuen aus Sozialen Medien und in einer Liste von Firmennamen belegte. Die Beschwerdeführerin hätte ihn anonym 2020 wegen der Domain kontaktiert. Aus deren Vortrag ergäben sich keine Anhaltspunkte über deren Geschäft, Reputation, Umsätze, Werbung und Gewinne. Sie trage außerdem nicht vor, er, der Gegner, hätte die Domain bösgläubig registriert. Aus dem Umstand, dass er die Domain zum Verkauf anbiete, ergäbe sich keine Bösgläubigkeit. Als Entscheiderin wurde die spanische Rechtsanwältin María Alejandra López García berufen.
López García wies die Beschwerde ab und stellte RDNH fest (CAC-UDRP-10668). Sie stellte kurzerhand fest, dass über die Marke der Beschwerdeführerin nicht gestritten werde, für sie der von der Beschwerdeführerin vorgelegte Nachweis formal ausreicht und bestätigte die Identität von Marke und Domain. Bei der Frage eines Rechts oder berechtigten Interesses des Gegners an der Domain bestätigte sie, dass die Beschwerdeführerin keinen Anscheinsbeweis geliefert habe, aus dem sich eine Nichtberechtigung des Gegners ergibt. Hingegen habe der Gegner nachgewiesen, nach welchen Kriterien er die Domain ausgesucht hat und dass er Domain-Investor ist, woraus sich ein Recht an der Nutzung der Domain ergibt. Hinsichtlich der Bösgläubigkeit sieht López García, dass die Domain 13 Jahre nach Eintragung der Marke vom Gegner registriert wurde. Doch seien keine Beweise ersichtlich, die den Schluss zulassen, dass der in den USA ansässige Gegner zum Zeitpunkt der Registrierung der Domain Kenntnis von der Geschäftstätigkeit und/oder der Marke der Beschwerdeführerin hatte. Im Gegenteil habe der Gegner seine Motive für die Registrierung der Domain vorgetragen und nachgewiesen. Aus diesen ergäbe sich, dass er die Domain nicht in böser Absicht registrierte. Zudem sei der Begriff „GONSO“ nicht ausschließlich mit der Marke der Beschwerdeführerin verknüpft. Nach alle dem habe die Beschwerdeführerin die Bösgläubigkeit des Gegners nicht nachgewiesen. Damit wies López García die Beschwerde ab.
Abschließend prüfte sie aber noch die Frage des RDNH, welche sie bestätigt: Beinahe vier Jahre, nachdem die Beschwerdeführerin den Gegner wegen der Domain anonym kontaktiert hatte, startete sie ein UDRP-Verfahren ohne jede Substanz, mit kaum Belegen, unter Umgehung der auf der Website des CAC verfügbaren Ressourcen und durch absichtliche Auslassungen, vermutlich in dem Bestreben, die Domain gonso.com mit minimalem Aufwand zu erlangen. Sie verstoße damit gegen die Regeln, wonach eine Beschwerde nicht zu einem unangemessenen Zweck eingereicht werden darf. Damit bestätigte López García das Reverse Domain Name Hijacking.
Die UDRP-Entscheidung über die Domain gonso.com finden Sie unter:
> https://udrp.adr.eu/decisions/detail?id=66dadd9b845882ad800e9659
Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de
Quelle: adr.eu, domainnamewire.com, eigene Recherche
DEBOUNCE.COM – RÜCKSCHLAG FÜR US$ 140.000,–
Die vergangene Domain-Handelswoche bietet gleich vier Domains im sechsstelligen US$-Bereich, unter denen die .com-Domain debounce.com zum Preis von US$ 140.000,– (ca. EUR 126.300,–) knapp vor einer Länderdomain liegt.
Mit debounce.com zum Preis von US$ 140.000,– (ca. EUR 126.300,–) liegt die Kommerzendung wieder einmal an der Spitze der Wochenliste, was auf der Jahresbestenliste derzeit für den 22. Platz zusammen mit zwei anderen Domains reicht. fapo.com ist mit US$ 121.999,– (ca. EUR 110.061,–) die zweite Domain im sechsstelligen Bereich. Die Drei-Zeichen-Domain oys.com kommt auf US$ 35.000,– (ca. EUR 31.575,–); im Juli 2018 kam sie auf US$ 28.800,– (ca. EUR 24.615,–) und im April 2010 lag sie bei US$ 5.000,– (ca. EUR 4.730,–).
Unter den Länderendungen steht die kolumbianische Zwei-Zeichen-Domain cv.co mit US$ 130.000,– (ca. EUR 117.279,–) an erster Stelle, als zweitteuerste Domain dieser Woche, womit sie in der Jahresbestenliste für Länderendungen auf Platz 2 liegt. Die Endung .ai von Anguilla liefert wieder mehrere hochpreisige Domain-Verkäufe, darunter die vierte Domain mit einem sechsstelligen Preis. Interessanter sind aber die Domains, die schon im September 2022 einmal verkauft wurden: simulation.ai kommt jetzt auf US$ 50.000,– (ca. EUR 45.107,–) und konnte den Preis von US$ 5.605,– (ca. EUR 5.605,–) beinahe verzehnfachen. predictive.ai kommt auf aktuell US$ 40.501,– (ca. EUR 36.538,–) und verbessert sich etwas gegenüber den US$ 30.050,– aus dem September 2022. Schlecht sieht es hingegen für arena.ai mit US$ 26.500,– (ca. EUR 23.907,–) aus, die zuvor auf US$ 65.098,– gekommen war. Schließlich bleibt noch venturecapital.ai mit ehedem US$ 6.010,–, die sich jetzt verdoppelten auf US$ 12.700,– (ca. EUR 11.457,–). Ebenfalls zwei Jahre zurück liegt der Verkauf von visionary.vc zum Preis von US$ 64.000,– (ca. EUR 57.737,–) im April 2022; wie jetzt bekannt wurde, ist das Lease-to-Ownership, unter deren Bedingungen die Domain gehandelt wurde, mit Zahlung der letzten Rate erfolgreich abgeschlossen.
Die neuen generischen Endungen bieten wenig, dafür aber Qualität mit code.new zum Preis von US$ 62.000,– (ca. EUR 55.933,–). Die klassischen generischen Endungen zeigen: was lange währt, wird endlich gut. Die Domain fortlauderdale.org geht für US$ 15.000,– (ca. EUR 13.532,–) an den Mann, nachdem sie im Oktober 2011 auf der T.R.A.F.F.I.C. für ein Mindestgebot von US$ 5.000,– erfolglos angeboten wurde. Die vergangene Domain-Handelswoche überzeugt mit gleich vier Domains mit sechsstelligen Preisen und interessanten Preisentwicklungen bei einigen Domains.
Länderendungen
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cv.co – US$ 130.000,– (ca. EUR 117.279,–)
quran.ai – US$ 100.999,– (ca. EUR 91.116,–)
simulation.ai – US$ 50.000,– (ca. EUR 45.107,–)
predictive.ai – US$ 40.501,– (ca. EUR 36.538,–)
audience.ai – US$ 37.001,– (ca. EUR 33.380,–)
arena.ai – US$ 26.500,– (ca. EUR 23.907,–)
ultra.ai – US$ 26.500,– (ca. EUR 23.907,–)
xa.ai – US$ 17.201,– (ca. EUR 15.518,–)
animal.ai – US$ 16.700,– (ca. EUR 15.066,–)
locus.ai – US$ 16.401,– (ca. EUR 14.796,–)
radio.ai – US$ 15.865,– (ca. EUR 14.313,–)
psych.ai – US$ 15.200,– (ca. EUR 13.713,–)
venturecapital.ai – US$ 12.700,– (ca. EUR 11.457,–)
sugar.ai – US$ 12.200,– (ca. EUR 11.006,–)
visionary.vc – US$ 64.000,– (ca. EUR 57.737,–)
fan.io – US$ 50.000,– (ca. EUR 45.107,–)
med.io – EUR 33.684,–
smb.eu – EUR 12.999,–
dealing.in – US$ 4.900,– (ca. EUR 4.421,–)
virtualworlds.eu – EUR 3.999,–
blackwallstreet.eu – EUR 3.950,–
glueckswerk.de – EUR 3.500,–
2211.cc – US$ 3.300,– (ca. EUR 2.977,–)
beus.de – EUR 3.000,–
ae.at – EUR 2.900,–
laluna.eu – EUR 2.599,–
mavy.de – EUR 2.500,–
coldcall.de – EUR 2.500,–
leasing-deals.de – EUR 2.500,–
wolfszeit.de – EUR 2.000,–
cinema.be – EUR 2.000,–
brestadt.de – EUR 2.000,–
Neue Endungen
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code.new – US$ 62.000,– (ca. EUR 55.933,–)
digitalwallet.xyz – US$ 19.888,– (ca. EUR 17.942,–)
Generische Endungen
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fortlauderdale.org – US$ 15.000,– (ca. EUR 13.532,–)
dealing.org – US$ 3.599,– (ca. EUR 3.247,–)
chutes.org – US$ 3.499,– (ca. EUR 3.157,–)
isinfra.net – US$ 2.888,– (ca. EUR 2.605,–)
.com
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debounce.com – US$ 140.000,– (ca. EUR 126.300,–)
fapo.com – US$ 121.999,– (ca. EUR 110.061,–)
oys.com – US$ 35.000,– (ca. EUR 31.575,–)
lnbt.com – US$ 12.500,– (ca. EUR 11.277,–)
endoteam.com – US$ 10.299,– (ca. EUR 9.291,–)
businessinbox.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 9.021,–)
kchat.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 9.021,–)
xoos.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 9.021,–)
casamamma.com – US$ 7.888,– (ca. EUR 7.116,–)
bricspay.com – US$ 6.500,– (ca. EUR 5.864,–)
environmentalmonitors.com – EUR 4.888,–
soventure.com – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.511,–)
landable.com – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.511,–)
capsum.com – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.511,–)
strategicscaling.com – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.511,–)
thetransportationlawyers.com – US$ 4.999,– (ca. EUR 4.510,–)
Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de
Quelle: tldinvestors.com, sedo.de, eigene Recherche
HYBRID – 13. FRANKFURTER IT-RECHTSTAG IM NOVEMBER
Die HERA Fortbildungs GmbH der Hessischen Rechtsanwaltschaft und weitere veranstalten am 15. und 16. November 2024 in Frankfurt am Main den 13. Frankfurter IT-Rechtstag. Die Teilnahme ist vor Ort und online möglich.
Der 13. Frankfurter IT-Rechtstag im November 2024 wird wie die vorangegangenen Frankfurter IT-Rechtstage als Hybridveranstaltung stattfinden. Veranstalter sind wie gewohnt davit – Arbeitsgemeinschaft Informationstechnologie im Deutschen Anwaltverein (DAV) e.V. und HERA Fortbildungs GmbH der Hessischen Rechtsanwaltschaft, in einer Kooperation mit dem Frankfurter Anwaltverein e.V. und Prof. Dr. Indra Spiecker, gen. Döhmann, LL.M., Goethe Universität, Frankfurt am Main. Die Moderation übernehmen wie gewohnt Rechtsanwalt Dr. Thomas Lapp (Frankfurt/M) und Rechtsanwalt Stephan Schmidt (Mainz). Die Agenda liegt noch nicht vor.
Der zweitägige 13. Frankfurter IT-Rechtstag 2024 findet als Präsenz- und Online-Veranstaltung am 15. November von 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr und am 16. November 2024 von 09:00 Uhr bis 15:00 Uhr in den Räumlichkeiten der Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main, Bockenheimer Anlage 36, 60322 Frankfurt am Main statt. Wie immer ist der 13. Frankfurter IT-Rechtstag 2024 als Fortbildungsveranstaltung nach § 15 FAO für IT-Recht mit 10 Stunden anerkannt. Die Teilnahmekosten variieren zwischen EUR 487,90 (EUR 410,– netto) für die Online-Teilnahme und EUR 511,70 (EUR 430,– netto) für die Teilnahme vor Ort.
Weitere Informationen und Anmeldung zum 13. Frankfurter IT-Rechtstag 2024 unter:
> https://davit.de/event/13-frankfurter-it-rechtstag/
Quelle: hera-fortbildung.de, davit.de, eigene Recherche