Domain-Newsletter

Ausgabe #1226 – 11. Juli 2024

Themen: Brandbrief – Multistakeholder-Modell in Gefahr? | Statistik – .shop überflügelt .top | TLDs – Neues von .fr, .nl und .nowruz | John Doe & Co – kurzer Streit um snet.services | Verbesserung – Upgrade-Domains für Unternehmen | telepath.com – Übersinnliches für US$ 100.501,– | Oslo – NORID lädt zum Internetforum im November

BRANDBRIEF – MULTISTAKEHOLDER-MODELL IN GEFAHR?

Ist das Multistakeholder-Modell der Internet-Verwaltung in Gefahr? Das befürchten renommierte Web-Experten und rufen die Vereinten Nationen (UN) in einem offenen Brief dazu auf, dringend tätig zu werden.

Im September 2024 findet auf Betreiben der UN in New York der „Summit of the Future“ statt. Neben dem „Pact for the Future“ und der „Declaration on Future Generations“ soll dort auch der „Global Digital Compact“ (GDC) verabschiedet werden. Er geht zurück auf die Initiative „Our Common Agenda“ des UN-Generalsekretärs António Guterres und definiert Leitlinien für das Internet und dessen Regulierung, ohne jedoch den Status eines völkerrechtlichen Vertrages zu genießen. Ziel ist eine „inclusive, open, sustainable, safe and secure digital future for all“, wie es im GDC heißt. Dazu benennt der GDC fünf Grundsätze, die zu verfolgen sind, darunter die Förderung einer verantwortungsvollen und gerechten internationalen Datenverwaltung sowie die Stärkung der „international governance of emerging technologies“. Hochrangige Experten, die an der Entwicklung des Internets beteiligt sind, darunter der Internetpionier Vint Cerf und Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, befürchten nun, dass hierbei der Multistakeholder-Ansatz der Internet-Verwaltung viel zu kurz kommt.

In einem offenen Brief vom 01. Juli 2024 wenden sie sich an die UN und machen geltend, dass der GDC in einem multilateralen Prozess zwischen Staaten entwickelt werde, wobei die offenen, integrativen und konsensorientierten Methoden, mit denen das Internet bisher entwickelt wurde, nur sehr begrenzt zur Anwendung kommen würden. Sie zeigen sich insbesondere besorgt, dass der GDC größtenteils von Regierungen geschaffen werde, die keinen Bezug zum Internet haben, wie es die Menschen auf der ganzen Welt derzeit erleben. Man sei sich durchaus bewusst, dass Regierungen ihre Verantwortung zum Schutz ihrer Bürger ernst nehmen und die mit dem Internet verbundenen Gefahren immer offensichtlicher werden, weshalb der Wunsch bestehe, durch Regulierung und Gesetzgebung zu handeln. Das Internet sei aber eine ungewöhnliche Technologie, weil es verteilt ist. Es bestehe aus vielen beteiligten Netzwerken, und jedes Netzwerk nehme aus seinen eigenen Gründen entsprechend seinen eigenen Bedürfnissen und Prioritäten teil. „And this means, necessarily, that there is no center of control on the Internet.“, so der Kernsatz des Briefes. Es gelte, das von unten nach oben aufgebaute, kollaborative und integrative Modell der Internet Governance aufrechtzuerhalten, das der Welt im letzten halben Jahrhundert gute Dienste geleistet habe. Eine stärker zentralisierte Steuerung – wie sie unter anderem die Internationale Fernmeldeunion (ITU) fordert – lehnen die Experten ab.

Die Methoden, mit denen das Internet bisher entwickelt wurde, seien aus Expertensicht beim GDC nur sehr begrenzt zur Anwendung gekommen. Sie bitten daher sicherzustellen, dass die Vorschläge im GDC mit der erfolgreichen Praxis der Internet Governance nach dem Multistakeholder-Modell im Einklang stehen; das sei die gemeinsame Verantwortung. Ob sich die Bedenken auch im GDC wiederfinden, werden wir im September erfahren.

Den offenen Brief finden Sie unter:
> https://open-internet-governance.org/letter

Quelle: open-internet-governance.org

STATISTIK – .SHOP ÜBERFLÜGELT .TOP

Shop around the clock: die Einkaufs-Domain .shop hat sich auf den dritten Platz der nTLD-Weltrangliste vorgeschoben. Dagegen bleibt .com das Sorgenkind der Branche, denn auch ein Report der .fr-Verwalterin AFNIC verheißt für die Zukunft nichts Gutes.

Das große Ausrufezeichen setzt im Juni 2024 die .fr-Registry AFNIC, die mit der Veröffentlichung ihres „The global domain name market“-Report für das Jahr 2023 in die Fußstapfen von VeriSign und CENTR tritt. Nach Ermittlung von AFNIC waren zum Jahresende 2023 weltweit rund 368 Mio. Domains quer über alle Top Level Domains registriert, ein Zuwachs von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für .com meldet AFNIC mit einem Rückgang von 0,7 Prozent im Vergleich zu 2022 einen historischen Tiefstand. Zwar sei .com mit einem Marktanteil von 44 Prozent noch führend, kämpfe jedoch mit verschiedenen Problemen. So sei .com weitgehend vom nordamerikanischen Markt abhängig, wo sie über ein sehr dichtes Vertriebsnetz verfüge; in allen anderen großen Regionen der Welt (Lateinamerika, Afrika, Asien-Pazifik, Europa) würden ccTLDs dominieren. Weiter sei .com durch mehrere Wellen von Gebührenerhöhungen anfälliger geworden; die Auswirkungen seien in den Regionen, in denen ccTLDs die bevorzugte Wahl sind, besonders stark zu spüren. Schließlich würden geopolitische Faktoren (in Russland, China usw.) dazu beitragen, dass die Attraktivität von .com außerhalb der USA abnimmt. Und die aktuelle Entwicklung bestätigt AFNIC; allein im Juni 2024 büßte .com über eine halbe Mio. Domains an Registrierungen ein.

Einen Stockerl-Wechsel gibt es bei den nTLDs. Dort ist, wie an dieser Stelle mehrfach prognostiziert, .shop auf den dritten Platz vorgerückt und hat damit .top aus den Top 3 verdrängt. Zugegeben, die Differenz ist mit rund 23.000 Domains eher knapp; gleichwohl stagniert .top schon seit einigen Wochen, während .shop beständig an Registrierungen hinzugewinnt. Und mit jedem Anstieg setzt ein Effekt ein, der auch an Aktienbörsen zu beobachten ist: eine Top Level Domain wird für Neukunden interessanter, und nicht zuletzt die Manager von Domain-Portfolien müssen eine vorbeugende defensive Registrierung in Betracht ziehen, um potentiellen Schaden durch Cybersquatting zu verhindern. Gut möglich also, dass .shop noch weiter vorrückt und auch die bisher zweitplatzierte nTLD .online überholt. Unangefochten an der Spitze bleibt aber .xyz, nicht zuletzt dank eines Anstiegs von netto über 230.000 Domains allein im Juni 2024.

Reges Interesse besteht unverändert an .ai-Domains, die ursprünglich dem britischen Überseegebiet Anguilla zugeordnet wurden, sich heutzutage aber vor allem in der Community der Künstlichen Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) großer Beliebtheit erfreut. Das Government of Anguilla, das mit der Veröffentlichung von Registrierungszahlen eher sparsam ist, hat mitgeteilt, dass per 01. Juni 2024 exakt 478.696 .ai-Domains registriert waren. Am 20. Dezember 2023 waren es noch (nur) 353.928 .ai-Domains, am 12. April 2024 dann bereits 425.060. Trotz vergleichsweise hoher Registrierungsgebühren im dreistelligen Bereich ist die Nachfrage nach .ai daher ungebrochen. Und zum Schluss wollen wir .africa nicht unerwähnt lassen. Dort sind in Kürze wieder über 50.000 Domains registriert. Im Jahr 2023 lag .africa schon bei knapp unter 190.000 Domains, verlor dann aber erheblich; jetzt soll es wieder aufwärts gehen: „Our next milestone for .africa is to reach 100,000 registrations. Onwards and Upwards .africa!“, so Lucky Masilela, CEO von Registry Africa.

Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 17.704.044 – (Vergleich zum Vormonat: + 1.231)
.at – 1.479.705 – (Vergleich zum Vormonat: – 7.196)
.com – 157.648.957 – (Vergleich zum Vormonat: – 543.809)
.net – 12.983.130 – (Vergleich zum Vormonat: + 8.026)
.org – 10.902.952 – (Vergleich zum Vormonat: + 3.710)
.info – 3.555.793 – (Vergleich zum Vormonat: – 31.022)
.biz – 1.227.743 – (Vergleich zum Vormonat: – 1.534)
.eu – 3.624.184 – (Vergleich zum Vormonat: – 9.141)

.xyz – 4.141.207 – (Vergleich zum Vormonat: + 232.719)
.online – 3.576.882 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.449)
.shop – 3.268.221 – (Vergleich zum Vormonat: + 65.173)

(Stand 01. Juli 2024)

Den „The global domain name market“-Report von AFNIC finden Sie hier:
> https://www.afnic.fr/wp-media/uploads/2024/07/study-afnic-the-global-domain-name-market-in-2023.pdf

Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de

Quelle: registry.africa, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .FR, .NL UND .NOWRUZ

Die Top Level Domain .nowruz funkt SOS: Vertragsverletzungen der Registry haben ICANN dazu veranlasst, die Endung in ein Notfall-Programm zu überführen. Derweil setzt sich Frankreichs AFNIC mit den Vor- und Nachteilen der Blockchain-Domains auseinander, während die .nl-Registry SIDN Großes plant – hier unsere Kurznews.

Hat das Blockchain-System das Potential, das Domain Name System (DNS) zu ersetzen? Dieser Frage ist die .fr-Registry AFNIC in ihrem 14-seitigen Report „Could blockchain (really) replace DNS?“ nachgegangen. Er will Denkanstöße zur Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des DNS sowie einen Überblick über die Vorteile der Blockchain im Hinblick auf verschiedenen Aspekte (Benutzerfreundlichkeit, Belastbarkeit, Zentralisierung und Regulierung, Energieverbrauch) bieten. So ganz ohne Fehler ist das DNS demnach nicht; seine Struktur gelte als anfällig für Cyberangriffe, außerdem berge es die Gefahr der Zensur und sei in Bezug auf Vertraulichkeit anfällig. Demgegenüber biete die Blockchain Dezentralisierung, Sicherheit, Schutz vor Zensur und Vertraulichkeit. Allerdings seien Blockchain-basierte Namensräume selbst anfällig für eine gewisse Form der Zentralisierung. Im Fall von ENS (Ethereum Name Service) hoste zum Beispiel Amazon mehr als zwei Drittel der Knoten im Netzwerk. Demgegenüber unterliege die große Mehrzahl der Akteure im DNS transparenten Regelungen, die entweder von ICANN oder durch einen nationalen Rechts- und Regulierungsrahmen gesetzt werden, die auch den Multi-Stakeholder-Ansatz berücksichtigen. Wer sich mit dem Web3 beschäftigt, wird in diesem Report eine ausgewogene Zusammenstellung von Argumenten finden; zu welchem Ergebnis sie führen, wird die Zukunft weisen.

SIDN, Verwalterin der niederländischen Länderendung .nl, baut ihre Partnerschaft mit der .ca-Registry CIRA aus Kanada weiter aus. Gemeinsam entwickle man eine Registry-Plattform, die man zu einem zukunftssicheren, Cloud-nativen System weiterentwickeln wolle. Durch die Bündelung der Kräfte bei der Entwicklung und Verwaltung eines neuen Registrierungssystems könnten SIDN und CIRA von einer beschleunigten Entwicklung, gemeinsamen Ressourcen, geringeren Kosten und einer Risikostreuung profitieren. Die neue Registry-Plattform soll aber nicht nur SIDN und CIRA dienen, sondern auch für die Registries anderer Top Level Domains auf der ganzen Welt geeignet sein; das schließt die Bewerber um eine neue generische Top Level Domain als potentielle Zielgruppe mit ein. „For 2024, the main focus is on technical implementation“, sagt Chris Faber von SIDN. „That includes things such as getting the existing Fury system ready for generic cloud technology (so cloud native and cloud agnostic) and preparing for migration of the .nl data.“ Ziel sei es, das neue System im Jahr 2025 test- und integrierbar zu haben. Anschließend könne die Migration erfolgen und das System Anfang 2026 für die beiden Top Level Domains .ca und .nl bereitgestellt werden. Im Anschluss soll es auch anderen Registries weltweit zur Verfügung stehen – zeitlich passend zur nächsten Einführungsrunde, die im 2. Quartal 2026 starten soll.

Die in Istanbul ansässige Asia Green IT System Bilgisayar San. ve Tic. Ltd. Sti. scheint erneut in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu stecken. Am 03. Juli 2024 teilte die Internet-Verwaltung ICANN mit, dass die von Asia Green verwaltete Top Level Domain .nowruz in das Notfallprogramm Emergency Back-End Registry Operator (EBERO) aufgenommen wurde. Zum EBERO-Manager wurde die .uk-Registry Nominet bestimmt. ICANN will so Domain-Verluste vermeiden und künftige Inhaber von .nowruz-Domains schützen. Zur Begründung heißt es, dass Asia Green die vertragliche Verpflichtung für Ausfallzeiten des Registration Data Directory Service nicht erfüllt habe. Weiter soll es Asia Green unter anderem versäumt haben, die monatlichen Reports rechtzeitig zu übermitteln und Gebühren zu bezahlen. Zugleich wurde Asia Green abgemahnt und aufgefordert, die Vertragsverstöße bis 31. Juli 2024 abzustellen. Für die Community dürften sich die Risiken in Grenzen halten, aktuell sind unter .nowruz lediglich zehn Domains registriert. Die ebenfalls von Asia Green verwalteten Endungen .pars, .shia, .tci und eine internationalisierte Top Level Domain melden keine Registrierungen, weshalb ICANN davon abgesehen hat, sie ebenfalls in das EBERO-Programm zu transferieren. Für Asia Green ist es bereits die dritte Abmahnung, die letzte stammt aus dem Juni 2023. Sollte es Asia Green versäumen, die Verstöße abzustellen, droht die Kündigung des Registry Agreements (RA) mit ICANN. Die registrierten Domain-Namen würde dann dauerhaft auf eine neue Registry übertragen.

Den „Could blockchain (really) replace DNS?“-Report von AFNIC finden Sie unter:
> https://www.afnic.fr/wp-media/uploads/2024/06/Could-Blockchain-really-replace-DNS-Afnic-Issue-Paper.pdf

Die Mitteilung von ICANN zu .nowruz finden Sie unter:
> https://www.icann.org/en/announcements/details/icann-to-place-nowruz-into-emergency-back-end-registry-operator-program-03-07-2024-en

Quelle: afnic.fr, sidn.nl, icann.org

JOHN DOE & CO – KURZER STREIT UM SNET.SERVICES

Eine Bank aus Luxemburg ging wegen der Domain snet.services gegen deren Inhaber „John Doe“ im Wege eines UDRP-Verfahrens vor der WIPO vor. Anders als bei unserem letzten Stück mit einem „John Doe“ gab es allerdings keinen Vorwurf an den Domain-Registrar wegen mangelnder Inhaberdatenprüfung, denn es gab noch eine Firma, auf deren Name „snet“ verweisen konnte.

Die Beschwerdeführerin ist die luxemburgische Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat, deren Wurzeln ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Nach Angaben auf ihrer Website unter spuerkees.lu bietet sie seit 1996 ein Produkt unter dem Namen „S-Line“ an, dass sie seit 1999 via Internet und später als mobilen Banking-Service anbietet. Sie ist Inhaberin von „S-Line“-Marken in Benelux, der EU und Großbritannien. Die Domain snet.services wurde im Februar 2019 registriert. Dass sie jemals zu einer öffentlichen Website auflöste, war für den als Entscheider berufenen australischen Rechtsanwalt und Lehrbeauftragten Warwick A. Rothnie nicht ersichtlich. Domain Inhaber ist „John Doe, Stichting SingularityNET“ aus den Niederlanden, der in einer nichtoffiziellen und nicht fristgerecht eingegangenen Erklärung mitteilt, die Domain werde nur für interne Zwecke genutzt.

Rothnie wies die Beschwerde der Bank ab, da diese nicht den erforderlichen Anscheinsbeweis erbracht hatte, aus dem sich die Nichtberechtigung des Gegners ergibt (WIPO Case No. D2024-1681). Die späte Einlassung des Gegners war aus Rothnies Sicht noch akzeptabel, da sie einging, bevor er zum Entscheider bestimmt worden war, weshalb sie zu keiner Verzögerung führte. Im Rahmen der Prüfung stellte er fest, dass die Beschwerdeführerin Inhaberin von Marken und die Domain diesen ähnlich im Sinne der UDRP ist; den vorhandenen Bindestrich und die Endung .services konnte er dabei außer Betracht lassen. Bei der Frage eines fehlenden Rechts oder berechtigten Interesses des Gegners an der Domain scheiterte die Beschwerde. Rothnie rekapitulierte: die Beschwerdeführerin hat vorgetragen, der Gegner habe die Domain snet.services erst registriert, nachdem die Marken für die Beschwerdeführerin eingetragen waren; sie hat dem Gegner die Nutzung nicht erlaubt und – soweit ersichtlich – sei auf den Gegner auch keine entsprechende Marke eingetragen. Gegen alles das habe sich der Gegner nicht gewehrt. Für die Beschwerdeführerin ergab sich deshalb keine tatsächliche oder gutgläubige rechtmäßige Verwendung der Domain von Seiten des Gegners. Hingegen lautet der Unternehmensname des Gegners „Stichting SingularityNET“, von dem der Name der Domain snet.services abgeleitet worden sein könnte. Zudem habe der Gegner erklärt, die Domain für interne Zwecke zu nutzen. Keine der Parteien habe erklärt, wann die Unternehmung des Gegners gegründet wurde. Rothnie stellte allerdings fest, dass es sich bei „Singularity“ um einen allgemeinen Begriff mit unterschiedlichen Bedeutungen handele. Eine organische Google-Suche zeige, dass die gegnerische Unternehmung auf Platz 1 und 4 gelistet ist. Unklar bleibe die Verbindung anderer Suchergebnisse zum Gegner, aber es zeige, dass es auch andere Nutzungen des Zeichens „s-net“ gibt als nur die für die von der Beschwerdeführerin angebotenen Dienste. Für den Vorwurf der Beschwerdeführerin, die Domain sei vom Gegner für Missbrauch durch Phishing registriert worden, gäbe es keine Anhaltspunkte. Er könne letztlich nicht feststellen, dass der Gegner versucht hat, die Marke der Beschwerdeführerin auszunutzen, oder dass es keine vernünftige, gutgläubige Verwendung der Domain außerhalb des mit der Beschwerdeführerin assoziierten Geschäftsfeldes Ranking und Finanzen gibt. Damit sah er den Anscheinsbeweis seitens der Beschwerdeführerin als nicht erbracht und die zweite Voraussetzung des UDRP-Verfahrens als nicht erfüllt an. Die Prüfung der Bösgläubigkeit auf Seiten des Gegners nahm Rothnie nicht vor, da dies sinnlos wäre. Er wies die Beschwerde ab.

Kein Wort verschwendete Rothnie aber zum Namen „John Doe“ auf Seiten des Gegners, der als Platzhalter wie unser „Max Mustermann“ gilt. Warum er das tolerierte, bleibt unklar. Es lässt sich vermuten, dass eben doch ein Unternehmensname mitangegeben ist. Aber der könnte ja genauso ein „John Doe“ sein, der rechtfertigen soll, dass die Domain berechtigterweise registriert wurde, ähnlich wie wir das im Verfahren um oris.com von der „On-Ramp Internet Services“ gesehen haben. Da hatte der Inhaber einer eMail-Adresse, die bei einem Reseller als Kontakt des Domain-Inhabers hinterlegt war, erklärt, dass es die „On-Ramp Internet Services“ (ORIS), unter deren Namen die Domain registriert sei, gar nicht gäbe.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain snet.services finden Sie unter:
> https://www.wipo.int/amc/en/domains/decisions/pdf/2024/d2024-1681.pdf

Die „John Doe“-Rüge gabs im Streit um die Domain fritz.box. Mehr dazu unter:
> https://domain-recht.de/domain-recht/udrp/udrp-fritzbox-hersteller-avm-erstreitet-die-domain-fritz-box-69393.html

Die Sache mit der nicht bestehenden Firma, deren Name das Akronym „oris“ bildet, finden Sie unter:
> https://domain-recht.de/domain-recht/udrp/udrp-im-streit-um-oris-com-ticken-die-argumente-anders-69454.html

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

VERBESSERUNG – UPGRADE-DOMAINS FÜR UNTERNEHMEN

Der Domain-Handel wird immer auch beschwingt, weil Unternehmen zu spät ins Internet kommen und zunächst eine Behelfsdomain registrieren müssen, ehe sie ausreichend Geld für die richtige oder zumindest eine bessere Domain haben. Man spricht von einem Upgrade. Die Domain-Handelsplattform dn.com hat kürzlich einige aktuelle Upgrades benannt.

Die nach eigenen Angaben „world’s leading domain trading platform, for buying and selling domains“ dn.com macht in einem Tweet von Anfang Juli 2024 auf aktuelle Entwicklungen beim Domain-Handel aufmerksam. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 haben demnach viele Unternehmen ihren Domain-Namen verbessert, indem sie kürzere und einprägsamere Domains wählten. dn.com listet, leider ohne Preisangaben, folgende Entwicklungen:

i-newswire.com – newswire.com
supportshepherd.com – somewhere.com
hop.in – hopin.com
mytilineos.com – metlengroup.com
convertkit.com – kit.com
sigi-global.com – sigi.com

Aus unserer Sicht lässt sich nicht in jedem Fall von einem Upgrade sprechen, in einigen Fällen ist der Begriff Umfirmierung besser. Das dürfte beispielsweise für die Headhunter-Unternehmung „Somewhere“ gelten, die unter der Domain supportshepherd.com noch „Shepherd“ hieß. Auch bei der Mytilineos S.A. liegt eine Umfirmierung vor, nämlich zu Metlen. Ob die neue Domain metlengroup.com wirklich besser funktioniert als mytilineos.com, stellt sich dabei ebenfalls als Frage. Richtige Domain-Upgrades findet man tatsächlich bei der Southworth International Group Inc., die von sigi-global.com zu sigi.com wechselte, und anderen.

Eine deutlichere Unterscheidung zwischen Domain-Upgrade (kürzere Domain, die auf dem früheren Namen basiert und den Firmennamen widerspiegelt) und Namensänderung (das Unternehmen besorgt sich eine ganz andere – kurze und einprägsame – Domain und benennt sich um) erscheint sinnvoll. Von ersterer Variante gibt es zahlreiche Beispiele aus der nahen Vergangenheit, denen auch ein Preisschild anhängt. So ist eine der teuersten bekannten Domains des Jahres genau so einem Upgrade geschuldet: Im Februar 2024 erzielte die Domain tp.com US$ 1.200.000,– (ca. EUR 1.127.735,–) und wanderte zum Unternehmen Teleperformance, wobei tp.com lediglich auf teleperformance.com weiterleitet. Die erst vorangegangene Woche erwähnte Domain voice.art ging zum Spitzenpreis von US$ 40.000,– (ca. EUR 37.383,–) an die Designer-Kollaboration Voiceart, die zuvor auf voiceart.ink setzte. Etwas weiter zurück geht die im März 2023 von der britischen Fastfoodkette Archies für GBP 80.000,– (ca. EUR 90.961,–) gekaufte Domain archies.com, die die frühere Domain lovearchies.com ersetzt. Im Kleinen funktioniert das auch: so kaufte im April 2024 das US-Unternehmen Cresswell Richardson aus Tennessee die Domain creswell.com für US$ 2.200,– (ca. EUR 2.020,–) und verbesserte sich so von mycresswell.com.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt von Upgrades aus jüngster und jüngerer Zeit. Für Unternehmen ist es sinnvoll, die Augen für Upgrade-Domains offen zu halten, die, wie cresswell.com zeigt, nicht zwingend teuer sein müssen. Ein Domain-Upgrade bedeutet in der Regel bessere Sichtbarkeit, weil eine kürzere Domain, gegebenenfalls unter .com oder einer Landes- oder Städteendung, je nach Anforderung, sich besser einprägt und erinnert werden kann. Wenn sie dann auch nicht zu kompliziert und damit vielleicht vertipperanfällig ist, finden einen Kunden und potentielle Kunden besser.

Den Tweet von dn.com findet man auf X unter:
> https://x.com/DNdomainname/status/1807664156721766608

Quelle: domaininvesting.com, dnjournal.com, freespeech.com, eigene Recherche

TELEPATH.COM – ÜBERSINNLICHES FÜR US$ 100.501,–

Die vergangene Domain-Handelswoche bringt keine großartigen Zahlen, aber telepath.com mit immerhin US$ 100.501,– (ca. EUR 92.762,–).

Nur eine Domain im sechsstelligen Bereich schafft es diesmal in die Liste verkaufter Domains: telepath.com erzielt US$ 100.501,– (ca. EUR 92.762,–), womit .com wie in den vergangenen Wochen wieder stärkste Kraft im Handel ist.

Unter den Länderendungen profiliert sich endlich wieder einmal die deutsche Endung mit versichert.de zum Preis von EUR 25.000,–. Gleich drei Fragrance-Domains gingen über den Tisch, von denen sich zumindest fragrance.ae auf US$ 8.999,– (ca. EUR 8.306,–) verbesserte, nachdem sie im Juli 2022 noch auf nur US$ 2.010,– (ca. EUR 1.971,–) kam.

Die neuen generischen Endungen starten mit der unproperen propel.app zum Preis von US$ 17.500,– (ca. EUR 16.152,–). Die klassischen generischen Endungen schwächeln mit jwm.net für US$ 3.752,– (ca. EUR 3.463,–), die sich nur geringfügig gegenüber den US$ 3.300,– (ca. EUR 2.895,–) vom April 2016 verbessert, wohingegen medicalschool.org mit US$ 3.000,– (ca. EUR 2.769,–) gegenüber den im September 2009 erzielten US$ 11.500,– (ca. EUR 7.770,–) abschmiert. Die vergangene Domain-Handelswoche bietet zwar zumindest eine Domain im sechsstelligen Bereich, aber hat ansonsten eher negative Entwicklungen vorzuweisen.

Länderendungen
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versichert.de – EUR 25.000,–
nnplus.de – EUR 3.400,–
stadtmakler.de – EUR 3.094,–
flaschendienst.de – EUR 2.980,–
lindnerhof.de – EUR 2.650,–
1aauto.de – EUR 2.500,–
byfairmeans.de – EUR 2.500,–
immobilieverkaufen24.de – EUR 2.000,–

woox.io – EUR 15.000,–
sentient.me – US$ 9.999,– (ca. EUR 9.229,–)
openproject.es – EUR 9.500,–
fragrance.tw – EUR 9.500,–
fragrance.ae – US$ 8.999,– (ca. EUR 8.306,–)
fragrance.hk – US$ 8.500,– (ca. EUR 7.845,–)
wicket.in – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.615,–)
blackandwhite.co.uk – GBP 2.999,– (ca. EUR 3.545,–)
agent.si – US$ 3.498,– (ca. EUR 3.229,–)
deskspace.eu – EUR 2.500,–
fitel.eu – EUR 2.499,–
outdoortoys.ch – EUR 2.000,–
nutrica.eu – EUR 2.000,–
marianila.in – EUR 2.000,–
juegosdecasino.es – EUR 2.000,–

Neue Endungen
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propel.app – US$ 17.500,– (ca. EUR 16.152,–)
avatar.one – US$ 15.289,– (ca. EUR 14.112,–)
accounting.accountants – US$ 12.019,– (ca. EUR 11.093,–)
openagi.xyz – US$ 9.888,– (ca. EUR 9.127,–)
bedrock.bot – US$ 8.999,– (ca. EUR 8.306,–)
getaway.group – EUR 7.654,–
at.tools – EUR 7.500,–
blitz.bet – US$ 7.899,– (ca. EUR 7.291,–)
maya.xyz – US$ 5.557,– (ca. EUR 5.129,–)
where.art – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.615,–)
rsudkotamadiun.site – US$ 2.888,– (ca. EUR 2.666,–)
brand.biz – EUR 2.400,–

Generische Endungen
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jwm.net – US$ 3.752,– (ca. EUR 3.463,–)
guidescape.net – US$ 3.000,– (ca. EUR 2.769,–)
medicalschool.org – US$ 3.000,– (ca. EUR 2.769,–)

.com
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telepath.com – US$ 100.501,– (ca. EUR 92.762,–)
textfree.com – US$ 81.102,– (ca. EUR 74.857,–)
affiliateworld.com – US$ 16.000,– (ca. EUR 14.768,–)
sporbet.com – US$ 14.995,– (ca. EUR 13.840,–)
indragroup.com – US$ 12.230,– (ca. EUR 11.288,–)
accessfashion.com – EUR 10.000,–
airfoods.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 9.230,–)
creative-minds.com – US$ 7.000,– (ca. EUR 6.461,–)
subcor.com – US$ 5.200,– (ca. EUR 4.800,–)
poellmann.com – EUR 5.000,–
klingai.com – EUR 4.995,–
parlano.com – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.615,–)
play77.com – US$ 4.999,– (ca. EUR 4.614,–)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de

Quelle: sedo.de, thedomains.com, eigene Recherche

OSLO – NORID LÄDT ZUM INTERNETFORUM IM NOVEMBER

Anfang November 2024 findet das norwegische Internetforum 2024 unter dem Motto „security and freedom“ im Nationalmuseum in Oslo (Norwegen) statt. Im Moment gilt es nur, sich den 07. November 2024 als Termin zu merken.

NORID veranstaltet das eintägige Internetforum 2024 zusammen mit der norwegischen Kommunikationsbehörde (Nkom). Das norwegische nationale Internetforum ist ein Treffpunkt für Akteure aus verschiedenen Bereichen der Internetbranche, aus Recht, Politik, Philosophie und Sicherheit. NORID, die Verwaltung der norwegischen Endung .no, organisiert dieses Forum alle Jahre. Thema in diesem November sind Sicherheit und Freiheit. NORID verweist darauf, dass die Digitalisierung in allen Branchen und in allen Teilen der Gesellschaft stattfindet und dass das Internet ein zentraler und wesentlicher Bestandteil davon ist. Da stellen sich Fragen: Wie wird das Internet verwaltet? Wer entscheidet über das Internet? Welche Sicherheitsbedrohungen gibt es für einfache Bürger? Wie werden das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Schutz der Privatsphäre gegen das Bedürfnis der Gesellschaft vor Bedrohungen geschützt zu werden abgewogen? Für die Veranstaltung sind bereits interessante Vortragende angekündigt, so unter anderem Trond Helge Baardsen (EFTA), Chris Dispain (DNS Capital Ltd.), Mari Velsand von der norwegischen Medienaufsicht und der Philosoph Joachim Hammerlin.

Das Internetforum 2024 findet am 07. November 2024 im Nationalmuseum, Brynjulf Bulls plass 3, 0250 Oslo (Norwegen) statt. Die Registrierung für das Event wird ab Frühherbst 2024 möglich sein.

Weitere Informationen finden Sie unter:
> https://www.norid.no/en/aktuelt/internet-forum-2024-save-the-date/

Quelle: norid.no, eigene Recherche

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