Die gemeinnützige World Wide Web Foundation wird nach rund 15 Jahren liquidiert. Das gaben ihre Gründer Tim Berners-Lee und Rosemary Leith bekannt. Stattdessen soll die Arbeit am »Solid Protocol« intensiviert werden.
Gegründet am 17. November 2009 in Washington (DC), hat sich die World Wide Web Foundation, auch bekannt als Web Foundation, dafür eingesetzt, das Web als öffentliches Gut und Grundrecht zu fördern. Ihr Ziel war eine Welt, in der jeder online die gleichen Rechte und Möglichkeiten hat. Der »Contract for the Web« wurde als eine Reihe von Grundsätzen veröffentlicht, die in einen Vertrag integriert wurden, der am 25. November 2019 veröffentlicht wurde; zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem Unternehmen wie Google, Facebook und Cloudflare sowie eine Reihe von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Web Foundation darf aber nicht mit dem World Wide Web Consortium (W3C) verwechselt werden; das W3C wurde zwar ebenfalls von Berners-Lee gegründet, hat aber als Gremium zur Standardisierung der Techniken im World Wide Web eine grundlegend andere Funktion. Es entwickelt technische Spezifikationen und Richtlinien wie HTML, XML oder CSS und hat so zahlreiche De-facto-Standards hervorgebracht. Gleiches gilt für die Internet Engineering Task Force (IETF), die sich mit der technischen Weiterentwicklung des Internets befasst. Demgegenüber hat die Web Foundation zwar eine Reihe von Forschungsprojekten verfolgt, aber keine technischen Standards gesetzt.
Und dazu wird es auch künftig nicht kommen. In einem öffentlichen Brief vom 27. September 2024 teilten Berners-Lee und Leith unter der Überschrift »An Update on the Future of the Web Foundation« mit, dass man die Entscheidung getroffen habe, die Stiftung abzuwickeln. Zur Begründung verwiesen sie darauf, dass im Jahr 2009 gerade einmal etwas über 20 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zum Internet hatte; dies habe sich dramatisch geändert, inzwischen seien es knapp 70 Prozent. Es gäbe inzwischen viele hervorragende Nicht-Regierungs-Organisationen, welche die Grundsätze der Web Foundation und die Rechte der Nutzer im Internet verteidigen. Zudem hätten sich die Bedrohungen geändert; das dominante Geschäftsmodell der sozialen Medien habe zu einer Kommerzialisierung der Nutzerdaten und zu einer Machtkonzentration geführt, die der Vision von Berners-Lee widerspräche. Man habe sich daher gefragt, wo man künftig am meisten bewirken könnte, und sei zu dem Schluss gekommen, dass dies darin liege, dem Einzelnen die Macht und Kontrolle über seine Daten zurückzugeben. Um dies am besten zu erreichen, werde Berners-Lee seine Tätigkeiten auf das »Solid Protocol« und andere dezentralisierte Systeme konzentrieren. In dem Brief heißt es:
The board of the Web Foundation has therefore made the decision to wind down the Web Foundation, closing our virtual doors at the end of September and enabling Tim to focus on his vision for Solid.
Das »Solid Protocol« versteht sich nach eigenen Angaben als „medium for the secure, decentralized exchange of public and private data“. Daten werden dort in sogenannten „pods“ (personal online data stores) gespeichert und funktionieren wie persönliche Webserver. Im Idealfall können die Nutzer damit selbst bestimmen, wo ihre persönlichen Informationen gespeichert werden. Vom Web3 hält Berners-Lee hingegen wenig, weil zu langsam und zu teuer. Dem Publikum auf dem Web Summit im Jahr 2022 in Lissabon riet
Ignore the Web3 stuff.