Internet

Russland probte Anfang Dezember 2024 den Ausstieg aus dem DNS

Die russische Regierung erprobt den Ausstieg aus den Domain Name System: nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax erfolgten Testübungen, um die Funktionalität von Informationssystemen im Falle einer Trennung vom globalen Netzwerk sicherzustellen.

Der Meldung von Interfax waren Berichte vorausgegangen, wonach Bewohnern in den drei Regionen Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien Anfang Dezember 2024 für rund 24 Stunden der Zugang zu ausländischen Webseiten wie Google und Youtube versperrt wurde. Zudem waren Social-Media- und Messaging-Dienste wie Whatsapp und Telegram nicht mehr nutzbar; selbst einige Dienste des russisch-niederländischen Internetunternehmens Yandex waren nicht mehr erreichbar, nicht einmal über ein Virtual Private Network (VPN). Nach Angabe des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich der Informationstechnologie und Massenkommunikation (Roskomnadsor) diente dies zum Testen der Sicherheit und Stabilität des Runet. In einem über Telegram verbreiteten Bericht heißt es:

Die Aufgabe der Übung besteht darin, die Bereitschaft der russischen Internet-Infrastruktur zu bestätigen, um die Verfügbarkeit wichtiger ausländischer und russischer Dienste im Falle eines vorsätzlichen externen Angriffs zu gewährleisten.

Der Pressedienst erinnerte daran, dass die Überprüfung der Bereitschaft wichtiger Systeme zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit des russischen Internets jährlich gemäß dem Dekret der Regierung der Russischen Föderation vom 12. Oktober 2019 Nr. 1316 durchgeführt werde.

Roskomnadsor warnte für die Zukunft vor möglichen Einschränkungen der Arbeit einer Reihe von ausländischen Hosting-Anbietern in Russland. Namentlich erwähnt werden GoDaddy.com LLC, Amazon Web Services Inc., HostGator.com LLC, Kamatera Inc., Ionos Inc., Network Solutions LLC, DigitalOcean LLC und Hetzner Online GmbH. Sie sollen die Anforderungen der Behörde nicht erfüllt haben. Nach dem Gesetz müssten Unternehmen, die Hosting-Dienste anbieten,

die Sicherheit der Informationen in ihrer Infrastruktur gewährleisten, mit dem Zentrum für die Überwachung und Kontrolle des öffentlichen Kommunikationsnetzes zusammenarbeiten, um DDoS-Angriffe abzuwehren, an Übungen zur Gewährleistung der Stabilität des russischen Segments des Internets teilnehmen und die Aufnahme in das Register der Hosting-Anbieter von Roskomnadzor beantragen.

Die russischen Bevölkerung soll so veranlasst werden, ihre Websites von westlichen zu russischen Hosting-Anbietern zu migrieren. Der Kreml soll in jüngster Zeit umgerechnet etwa US$ 648 Mio. in die Entwicklung einer technischen Fähigkeiten zur Einschränkung des Internetverkehrs investiert und Anstrengungen unternommen haben, um Russen zu zwingen, von westlichen Social-Media-Plattformen auf inländische Plattformen abzuwandern, die man leichter kontrollieren kann.

Ein freier Zugang zu Informationen im Internet nach westlichem Vorbild existiert in Russland ohnehin nicht. So müssen Hosting-Provider die Identität ihrer Nutzer verifizieren, zum Beispiel über eine Mobilrufnummer oder das staatliche »Unified System of Identification and Authentication« (ESIA), bei dem auch biometrische Identifikationsmerkmale zum Einsatz kommen.

Quelle: heise.de, understandingwar.org, interfax.ru, eigene Recherche

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