Der SEO-Spezialist Stephen Chapman wundert sich. Er registrierte einen Domain-Namen und leitete dessen Traffic auf eine andere Domain um, deren Traffic daraufhin massiv anstieg. Und Domainer spotten darüber. Es scheint so, als wären SEO (Search Engine Optimization) und Domaining zwei sich fremde Welten.
In einem zdnet.com-Artikel erzählt der seit fünf Jahren als SEO-Spezialist tätige Stephen Chapman, welch tolle Erfahrung er unvermittelt mit Direct-Traffic machte: Er sah einen Comic-Strip, in dem sehr klein eine Domain eingezeichnet war. Er prüfte die Domain, doch die war noch gar nicht registriert; so griff er zu. Wie er selbst schreibt, habe er sie gehijacket. Dann leitete er den Traffic seiner neuen Domain auf einen seiner Artikel unter einer anderen Domain weiter und erhöhte damit deren Zugriffszahlen ganz erheblich. Freilich erörtert Chapman in seinem Artikel auch ethische Fragen. Diese betreffen allerdings alleine das Verhältnis zu Google und ob man dort akzeptiere, wenn Traffic von einer Domain auf eine andere weitergeleitet wird.
Was Chapmann da – scheinbar verwundert – darstellt, ist, was Domainer seit Jahr und Tag umsetzen: Sie nutzen Direct-Traffic, um Geld zu verdienen. Am besten mit Werbung. Die Häme von Domainer-Seite ließ auch nicht lange auf sich warten. Die Unzufriedenheit der Domainer mit SEO-Leuten scheint groß zu sein. Auf Michael Berkins Blog thedomains.com werden einige Stimmen laut. Wie könne man nur fünf Jahre lang im SEO-Bereich tätig sein und Direktnavigation nicht kennen, heißt es da, wobei Chapman in den Kommentaren zu seinem Artikel erklärt, dass er das schon wisse, aber hier ein lehrreiches Beispiel für Neulinge liefere. Allerdings scheint Chapman nicht recht begriffen zu haben, dass der Traffic nicht aufgrund der Domain kam, sondern wegen des Comic-Strips, der für die Domain warb. Ohne Werbung für die Domain hätte es in diesem Fall womöglich überhaupt keinen Traffic gegeben. Und eine Frage, die auch bei den Kommentatoren zu Tage tritt, ließ Chapman ganz außen vor: Inwieweit verhält er sich gegenüber dem Rechteinhaber am Comic-Strip rechtswidrig, weil er diese Domain registrierte.
Grundsätzlich ist es keine gute Idee, nach der Methode Chapman eine Domain auszuwählen, da regelmäßig Rechtsverletzungen damit einher gehen. Wer Produktankündigungen von Unternehmen beobachtet und schnell Domains registriert, die die Produktbezeichnung aufgreifen, setzt sich dem erheblichen Risiko von Abmahnungen aus. Das lässt sich auch bei einem Comic-Strip erwarten. Etwas grundsätzlich anderes ist es, wenn man Vertipper-Domains der eigenen Domain registriert; das empfiehlt sich insbesondere für Unternehmen. Denn die Nutzer, die per Direkteingabe zum Angebot eines Unternehmens gelangen wollen, sind diejenigen, die auch kaufbereit sind. Doch wenn sie sich vertippen und auf einer Parking-Seite landen, wird man sie sehr wahrscheinlich verlieren. Als vorausschauender und kühl rechnender Unternehmer kann man die Methode selbst testen. Es lässt sich nämlich sehr leicht feststellen, wie viele Besucher über eine Vertipper-Domain kommen und welchen Umsatz sie produzieren. Die Kosten der zusätzlichen Domains werden dann zur vernachlässigbaren Größe.