UDRP

Doug Isenberg im Gespräch mit Lenka Náhlovská vom CAC

Domain-Anwalt Doug Isenberg sprach am 08. September 2021 mit Lenka Náhlovská vom Czech Arbitration Court (CAC), einer der sechs von ICANN akkreditierten Schlichtungsstellen für Domain-Streitigkeiten.

Es ist das dritte Interview in einer Reihe, in der Domain-Anwalt und UDRP-Panelist Doug Isenberg mit Vertretern einer Mediations- und UDRP-Stelle spricht. Über das Interview mit Renee Fossen von Forum (NAF) hatten wir bereits berichtet. Nun nahm sich Isenberg das CAC vor und sprach mit Lenka Náhlovská. Seit gut neun Jahren ist die promovierte Juristin beim CAC. Derzeit ist sie dessen Generalsekretärin, als welche sie die Arbeit des Tschechischen Schiedsgerichts organisiert; zugleich leitet sie das Ressorts »Domain Name Disputes«. Doug Isenberg sprach mit ihr in einem 35-minütigen Interview über die Geschichte des CAC, aktuelle Zahlen und die Arbeit während der Pandemie.

Das CAC ist, gegründet 1949, eines der ältesten Schiedsgerichte in Europa. 2005 akkreditierte EURid es für die Schlichtung von rechtlichen Auseinandersetzungen um .eu-Domains im Wege des ADR-Verfahrens, womit es 2006 seine Arbeit als einziger Anbieter für diese Endung aufnahm. 2008 akkreditierte ICANN das CAC für UDRP-Verfahren, die es seit 2009 bearbeitet. Náhlovská erklärt im Gespräch, dass man sich als Alternative zur ordentlichen Gerichtsbarkeit sehe: Zivilprozesse in Tschechien könnten sich bis zu zehn Jahre hinziehen und sind kostenaufwändig. Man habe in den vergangenen 20 Jahren rund 27.000 Schiedsverfahren in allen Bereichen durchgeführt. Die erste Domain-Streitbelegung des CAC betraf eine tschechische .cz-Domain, die allerdings nach allgemeinen Schlichtungskriterien geklärt wurde, da es das Reglement für .cz noch nicht gab – das kam erst 2015. Wie bei anderen Streitbeilegungsstellen seien auch beim CAC die Zahlen in 2020 deutlich angestiegen. In einer Graphik zeigt Náhlovská, dass 2020 insgesamt 564 UDRP-Verfahren durchgeführt wurden, während es 2019 noch 456 waren. Der Anstieg liegt über 25 Prozent. Sie führt ihn darauf zurück, dass viele Markeninhaber während der Pandemie erkannten, dass sie online gehen müssen, aber feststellten, dass ihre Marken-Domains bereits vergeben waren. Hinzu kamen zahlreiche Phishingund Covid-Domains. Die Zahlen für ADR-Verfahren lägen zur Zeit bei zwischen 50 und 70 im Jahr. Mit Einführung von .eu gab es zunächst 700 ADR-Verfahren, die auf die Sunrise Period zurückzuführen seien. Die vergleichsweise geringe Zahl von Streiten um .eu-Domains ergäbe sich aus den strengeren Vergabebedingungen als bei etwa .com und .org. Auf die Arbeit während der Pandemie angesprochen, berichtet Náhlovská, dass das kein Problem dargestellt habe, da das UDRP-Verfahren sowieso online ablaufe und man gut vom Home-Office aus arbeiten könne. Problematisch wurde es allerdings bei ordentlichen Posteingängen. Diese habe man nicht weiterleiten können, da die Postämter wegen Covid-19 keine Briefe angenommen hätten. Also hätte man alles digitalisieren müssen. Isenberg spricht Náhlovská auch auf die günstigen Gebühren des UDRP-Verfahrens beim CAC an, die Náhlovská näher erklärt, und auf die Kategorien von Beschwerdeführern. Schließlich erweist sich, dass das CAC seinerseits über ein ADR Overview 2.0 verfügt, wie es ein WIPO Overview 3.0 gibt, in dem Entscheidungskriterien und -hilfen für Verfahren um .eu-Domains ausgearbeitet sind.

Alles in allem ist das Interview aufschlussreich und zeigt angenehm, welche Menschen und welcher Arbeitsethos hinter dem CAC stehen. Nicht nur der Hinweis von Náhlovská auf den ADR Overview 2.0, auch auf Hilfestellungen für Beschwerdeführer und -gegner, die das CAC zur Verfügung stellt, geben Anlass genug, sich das Interview anzuschauen.

Auf das Domain-Recht spezialisierte Anwälte findet man auf Domain-Anwalt.de, einem Projekt der united-domains AG.

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