WIPO

Cybersquatting erreicht 2008 Rekordhoch

Nach Angaben der Genfer World Intellectual Property Organisation (WIPO) hat die Zahl der Cybersquatting-Verfahren im Jahr 2008 ein neues Rekordhoch erreicht. Doch der zweite Blick verrät: Anlass zur Panik besteht nicht.

Exakt 2.329 Klagen verzeichnete das UDRP-Schiedsgericht der WIPO im Jahr 2008, was gegenüber den 2.156 Verfahren im Jahr 2007 einen Anstieg von acht Prozent bedeutet. Die Gesamtzahl der WIPO-Verfahren stieg damit seit der Einführung im Dezember 1999 auf 14.663 an. Von den 3.958 im Jahr 2008 streitigen Domains entfielen 3.428 oder umgerechnet 87 Prozent auf generische Endungen, wobei hiervon wiederum 2.726 Domains die Endung .com aufwiesen, was die Bedeutung dieser Endung einmal mehr unterstreicht. Des weiteren gab es 337 streitige .net- und 133 .org-Domains. Ein geringes Cybersquatting-Risiko weisen dagegen .name, .travel, .asia und .pro auf, die jeweils maximal fünf Streitverfahren vor der WIPO melden. Auf die stetig steigende Zahl der ccTLDs entfielen 530 Domains oder 13 Prozent; welche Endung häufigstes Ziel von Rechtsverletzungen war, lässt sich dem Zahlenmaterial der WIPO nicht entnehmen. Interessant das TLD-übergreifende Endergebnis: in 85 Prozent der Fälle setzt sich der Kläger durch.

Für WIPO-Generaldirektor Francis Gurry schrillen bei solchen Entwicklungen im Vorfeld der geplanten Einführung neuer Top Level Domains die Alarmglocken. „Die Schaffung einer unbekannten und möglicherweise riesigen Anzahl neuer gTLDs bringt erhebliche Probleme für Kennzeichenrechteinhaber als auch das Internet selbst mit sich“, so Gurry. Er erinnerte daran, dass bereits die Einführung der UDRP von dem Gedanken begleitet war, neue Endungen nur in einem überwachten Rahmen einzuführen. Zugleich betonte er, dass die WIPO gemeinsam mit ICANN an Schutzmechanismen arbeite, nicht ohne davor zu warnen, dass ohne sie das Risiko langwieriger Gerichtsverfahren drohe.

Jura-Professor Dr. Michael Geist von der University of Ottawa will diese Zahlen und Warnungen jedoch so nicht stehen lassen. Er verweist darauf, dass die WIPO nur eines von mehreren UDRP-Schiedsgerichten sei; so meldet etwa das National Arbitration Forum (NAF) einen Rückgang der Streitverfahren. Vor allem aber lasse WIPO außer Betracht, dass die Zahl der weltweit registrierten Domains im Jahr 2008 mit 12 Prozent deutlich schneller stieg als die Zahl der WIPO-Verfahren. Unterstützung erhält Geist von Antony Van Couvering, CEO vom TLD-Beratungsunternehmen Minds + Machines; nach Prüfung der WIPO-Statistiken kommt er zu dem Ergebnis, dass die Zahl der WIPO-Verfahren im Verhältnis zu den registrierten Domains seit 2001 sogar sinkt; auf ein UDRP-Verfahren kommen demnach 200.000 Domains. Für Inhaber von Kennzeichenrechten besteht zwar damit kein Anlass, sich in Sicherheit zu wiegen; für Panik vor neuen Endungen ist jedoch kaum Raum.

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