Bei insolventen Unternehmen finden sich häufig digitale Schätze, die lukrative Verwertungsmöglichkeiten eröffnen. Darauf weist die Domain-Handelsplattform Sedo hin, und bringt aktuelle Beispiele aus der Praxis.
Insolvent, konkurs, pleite – viele Wörter beschreiben eine Situation, in der bei einer natürlichen Person oder einem Unternehmen vermeintlich nichts mehr zu holen ist. Doch im Digitalzeitalter verstecken sich Firmenwerte in der Insolvenz häufig dort, wo sie auf den ersten Blick nicht sichtbar sind – dazu zählen vor allem Domains. Gemäß § 35 InsO erfasst ein Insolvenzverfahren das gesamte pfändbare Vermögen, das dem Schuldner zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehört und das er während des Verfahrens erlangt. Zwar ist eine Domain selbst nicht pfändbar, die Gesamtheit der schuldrechtlichen Ansprüche des Domain-Inhabers gegenüber der Vergabestelle fällt aber unter ein »anderes Vermögensrecht« im Sinne des § 857 Abs. 1 ZPO (BGH, Beschluss vom 05.07.2005 – Az. VII ZB 5/05). Von den seltenen Fällen der Unpfändbarkeit abgesehen, sollten nicht nur Gläubiger, sondern auch Insolvenzverwalter den Domains besonderes Augenmerk schenken. Für potentielle Interessenten eröffnen sich spiegelbildlich oft lukrative Geschäftschancen.
Nach Angaben von Sedo hinterließ zum Beispiel das Leipziger Unternehmen Unister viele bekannte, gut besuchte und somit wertvolle Domains, als es im Juli 2016 Insolvenz anmeldete. Insgesamt betrieb Unister laut Sedo rund 40 Online-Portale. Unter den dafür eingesetzten Domain-Namen waren auch solche, die eines oder mehrere der folgenden Kriterien für eine als »hochwertig« einzuordnende Internetadresse erfüllten:
- sogenannte Kategorie-Killer wie fluege.de, auto.de oder reisen.de – also Ein-Wort-Domains zu stark nachgefragten Themen oder Produkten
- besonders kurze und prägnante Domains wie news.de
- Suchwortdomains wie hotelreservierung.de und partnersuche.de
Für welche Summen diese Domains im Zuge der Insolvenz verkauft wurden, ist unbekannt. Als kleiner Richtwert könnte kredit.de dienen. Diese Domain kaufte Unister im Jahr 2008 über Sedo von der Abacho AG – für EUR 892.500,–. Auch die Insolvenz von Air Berlin bot Domainern ungeahnte Chancen: rund 180 Begriffe und Wortmarken sowie rund 1.000 Domain-Namen standen zum Verkauf. Bei den Domains waren nicht nur Air Berlin-und LTU-Domains im Angebot, sondern auch zahlreiche Adressen, die keinen Bezug zum Air Berlin-Konzern haben, wie we-fly-europe.com, mallorca-shuttle.com oder city-shuttle.com. Hinzu kamen Domains mit eingängigen Name wie jubelpreise.com und ichbineinairberliner.com.
Wer unsicher ist, wie viel die Domains eines insolventen Unternehmens wert sind, kann sich an Sedo wenden. Dort erhält man wissenschaftlich fundierte Wertgutachten für einzelne Domains und Bewertungen ganzer Domain-Portfolien. Alternativ kann man die Domains auch über Sedo oder andere Handelsplattformen wie DomainMarket/Afternic zum Verkauf anbieten. Vor überzogenen Erwartungen sei gewarnt; dafür lassen sich Domains rasch verkaufen, und geben selten Anlass, um über Gewährleistungsrechte zu streiten.