Attentatsversuch

Domain-Krimi um sex.com

Die Saga um sex.com, den wohl wertvollsten Domain-Namen der Welt, ist um ein dramatisches Kapitel reicher: am Tag, als der Domain-Dieb Stephen Michael Cohen aus dem Gefängnis entlassen wurde, wurde auf seinen Rechtsanwalt ein Mordversuch verübt. Einmal mehr scheint es um Millionen zu gehen.

Ihren Ausgangspunkt nimmt die Endlosstory um sex.com im Jahr 1995, als der US-Amerikaner Gary Kremen den Domain-Namen über den damaligen Monopolisten Network Solutions zusammen mit anderen Highlights wie auto.com und match.com registrierte, ohne damals jedoch zu ahnen, wie wertvoll die Adressen eines Tages sein würden. Doch schon ein Jahr später musste er feststellen, dass die Domain am 17. Oktober 1995 unrechtmäßig auf Stephen Cohen übertragen worden war. Die nächsten fünf Jahre verbrachte Kremen damit, in Gerichtsprozessen gegen Cohen, NSI und VeriSign (das NSI übernommen hatte) um die Domain zu kämpfen. Im November 2000 konnte er schließlich durchsetzen, dass die Domain auf ihn zurückübertragen werden musste; von seinem Schadensersatzanspruch über US$ 65 Mio. blieb ihm allerdings zunächst wenig, nachdem Cohen nach Mexiko flüchtete und dort am 27. Oktober 2005 in Tijuana verhaftet werden konnte. Doch nach 14 Monaten Haft wurde Cohen jetzt überraschend frei gelassen, nachdem es Kremens Anwälten nicht gelungen war, die mit der Domain erzielten Millionen auf weltweit verteilten Bankkonten sicherzustellen. Sein Auftrag: bis spätestens 26. Februar 2007 das Geld zu suchen, um damit beim Richter vorstellig zu werden.

Dumm nur, dass Cohen an Amnesie leidet. Erinnern kann er sich lediglich an Konten in Lettland, Liechtenstein und der Isle of Man. Der einzige, der Zugang zu den Millionen haben könnte, ist sein mexikanischer Anwalt Gustavo Cortes Carvajal, auch bekannt als „The Toad“ (die Kröte). Und auf eben diesen Anwalt wurde am Tag der Freilassung von Cohen in Tijuana gegen 17.00 Uhr ein Attentat verübt, als sein von einem Kollegen gesteuertes Fahrzeug zwischen zwei Lastwagen geriet und blockiert wurde. Cortes gelang unverletzt die Flucht zur nächsten Polizeistation, sein Kollege erlitt jedoch mehrere Schussverletzungen. Ein vierjähriger Junge wurde am Kopf getroffen, über seinen Zustand sind keine Informationen verfügbar. Ausser der zeitlichen Verknüpfung gibt es allerdings keinen Hinweis noch gesicherte Beweise, dass Cohen hinter dem Attentat steckt.

Ob Cohen am 26. Februar 2007 in die Haftanstalt zurückkehrt, gilt als offen. Sollte es ihm jedoch gelingen, nachzuweisen, dass er das Geld nicht mehr findet, gilt eine Entlassung als wahrscheinlich. Kremen kann sich einstweilen damit trösten, die Domain für die kolportierte Rekordsumme von US$ 14 Mio. (umgerechnet ca. EUR 11,5 Mio.) an die Bostoner Escom LLC verkauft zu haben.

Wer weitere Informationen rund um die sex.com-Story sucht, dem sei ein Buch empfohlen, das im Mai 2007 erscheinen wird. Einzelheiten finden sich unter sexdotcom.info.

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