Die Domain-Industrie befindet sich im Aufschwung. Die immer noch aktuelle Corona-Krise trägt das ihrige dazu bei, dass die Registrierungszahlen ansteigen. Mit Domains lässt sich Geld verdienen – auch indem man mit ihnen handelt. Warum also nicht jetzt einsteigen in den Domain-Handel? Die Aussichten sind gut.
Nicht so schnell. Nicht jeder hat das Händchen dafür. Ein »Domainer« rechnet gerade auf namepros.com mit der Szene ab:
There is no industry with a collective average IQ below the domain name industry.
Warum sonst versuchen sie Domain-Namen wie 1coin.xyz für US$ 5.000,– an den Mann zu bringen, oder bieten auf die Domain 35533.com bis zu US$ 11.000,–, und warum interessieren sich 295 Bieter für recoverdata.com, so »Super-Annuation« in seiner Abrechnung auf namepros.com. Die Reaktion der Gemeinde fällt vergleichsweise milde aus: »Du klingst verbittert, da es für dich nicht funktioniert hat«; oder: »Reg dich nicht auf. Wenn du Geld verdienen willst, dann schwimm mit dem Strom.« Andere widmen sich den Details seiner Vorwürfe (»RecoverData.com is a quality domain in an extremely high dollar tech field.«), weitere erzählen von ihren Strategien. Die Essenz aus alle dem ist: Aller Anfang ist schwer, aber Übung macht den Meister – und das braucht Jahre. Zunächst muss man sich umfangreich informieren, einen (auch Finanz-)Plan haben, gegebenenfalls Schulungen besuchen, klein anfangen und sehen, wie sich die Sache entwickelt. Am besten handelt man Domains in Branchen, die einem bereits vertraut sind, deren Entwicklung man abschätzen kann und bei denen man einschätzen kann, welche Domain-Namen dort gefragt sein könnten. Handregistrierte Domains haben nur begrenzt Chancen, die meisten Domainer kaufen von anderen oder nutzen Drop-Catcher. Jeder entwickelt dabei seine eigene Technik: während die einen über Jahrzehnte auf den großen Deal warten, freuen sich andere über den ständigen Kauf und Verkauf von Domains. In jedem Falle muss man ein Verkäufertyp für dieses zeitintensive, langwierige und teilweise nervenaufreibende Geschäft sein.
Doch halt, ist das wirklich der richtige Weg? Oder sollte man nicht besser in Aktien oder gar Kryptowährungen investieren und so zu Geld kommen? Andrew Allemann greift den Hinweis von George Kirikos auf, der sich die Jahresliste von Domain-Verkäufen für das Jahr 2004 angeschaut hat. Dort finden sich zahlreiche Zwei-Zeichen- und Ein-Begriff-.com-Domains zu Preisen, die einem heute das Wasser in die Augen treiben: z.B. stop.com für US$ 62.500,– oder lh.com für US$ 27.000,–. Hätte man doch damals gekauft! Aber Allemann rückt die Sache ins rechte Licht. Um 10 Prozent Gewinn per anno zu verbuchen, müsste man eine damals US$ 25.000,– kostende Domain heute für US$ 125.000,– verkaufen; bei 15 Prozent Gewinn per anno betrüge der Verkaufspreis sogar US$ 270.000,–. Hätte man eine Domain solange gehalten? Und wäre es nicht effizienter gewesen, fragt ein Kommentator, den Kaufbetrag 2004 in die im August an den Markt getretene Google-Aktie zu investieren, oder in Amazon-Aktien, die damals als Gewinner bereits identifizierbar waren? Der Wert der Aktien überstiege den Wert der Domain heute um ein Vielfaches.
So oder so nimmt es Zeit, und erfordert die Sicherheit und Zuversicht, das Richtige zu tun und getan zu haben und dabei zu bleiben. Wer es etwas schneller braucht, schaue sich die irrsinnige Entwicklung auf dem Kryptowährungsmarkt an, bei der der alte, aber jetzt erst langsam in Erscheinung tretende DogeCoin von seinem Handelswert im Juni 2020 von EUR 0,0023 auf nun EUR 0,318 gestiegen ist. Wer da – mit Zuversicht – einsteigen könnte?!