Die große Domain-Handelsbörse Sedo stellte vor zwei Wochen ein neues, kostenloses Domain-Bewertungstool vor. Die Freude über dieses kundenfreundliche Werkzeug ist nicht ungetrübt, ein brauchbares Hilfsmittel ist es allemal.
Kunden von sedo.de, die einen Sedo-Account eingerichtet und Domains eingetragen haben, können seit wenigen Tagen das neue „Preisvorschlags-Tool“ benutzen, um ihre Domains bewerten zu lassen und so einen Orientierungswert bei der Preisgestaltung zu haben. Nach Angaben von Sedo verkaufen sich Domains mit – realistischem – Festpreis besser und erfolgreicher: potentielle Käufer mögen preisliche Unklarheiten und zeitraubende Preisverhandlungen nicht. Das neue Preisvorschlags-Tool soll Kunden dazu bewegen, ihre Domains zu Festpreisen anzubieten.
Das Preisvorschlags-Tool ruft man über das Domain-Management innerhalb des Sedo-Accounts ab, man aktiviert die gewünschten Domains per Checkbox und wählt im Dropdown-Menü den Punkt „kostenlosen Preisvorschlag erhalten“ aus. Der Bewertungsprozess wird über Anklicken von „Ausführen“ gestartet. Mit der Bekanntmachung dieses Werkzeugs via Pressemitteilung und in Branchenforen brach wohl ein Sturm los; die Bewertungsnachfrage der Sedo-Kunden war so groß, dass mit Wartezeiten von einigen Stunden zu rechnen war. Das jedenfalls gab das Preisvorschlags-Tool an, wobei die Zeitangabe sich gelegentlich auf Monate ausdehnte. Bei einem Test letzte Woche gab das Tool die Wartezeit mit 111 Minuten aus, die Antwort auf die Bewertungsanfrage kam aber doch binnen 30 Minuten.
Unabhängig davon, ob man einer Domain-Bewertung (Appraisal) positiv gegenübersteht oder sie ablehnt, weil sie keine Aussage über den Wert der Domain für den einen Käufer macht, ein wenig zweifelhaft sind die Angaben, die das neue Sedo-Werkzeug ausgibt: Ein Maß für den Wert der Domain soll auch sein, unter wieviel Domain-Endungen sie bereits registriert ist. Unklar blieb uns, welche Endungen und damit auch wie viele bei der Bewertung ins Kalkül gezogen werden. Wenn es heißt: Bereits registrierte TLDs: 9″, aber eine einfache Suchabfrage zeigt, dass der Domain-Name unter viel mehr Endungen bereits registriert ist, ist das Ergebnis ohne weitere Angaben jedenfalls nicht zu gebrauchen. Im übrigen bleiben zahlreiche Domainer skeptisch und kritisieren, dass das Tool überhaupt zum Einsatz kommt. Unter anderem wird befürchtet (auch wenn das Tool moderate Preise angibt und englischsprachige Domain-Namen besser bewertet), dass die niedrigpreisigen Domains bei Sedo von EUR 60,– auf EUR 100,– angestiegen sind: Das Tool zeigt Preise nicht unter EUR 100,– an. Den angestrebten Zweck wird das letztendlich doch brauchbare „Preisvorschlags-Tool“ aber erreichen: es werden mehr Sedo-Kunden ihre Domains mit Festpreisen versehen und so mehr Domains gehandelt werden, was alle drei Seiten zufriedenstellen wird: Käufer, Verkäufer und Sedo.