Der Besitz von Internetdomains bietet drei Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Welche die effektivste oder schönste ist, scheint wohl eher Geschmackssache, doch führen jedenfalls Domain-Betrügereien nicht zum Erfolg.
Fängt man mit der schlechten Nachricht an, ist vom Handel mit Domains die Rede. Damit lässt sich in der Tat Geld verdienen, wir berichten jede Woche über die für Domains erzielten Preise. Man gewinnt den Eindruck, es handelt sich um ein ordentliches Geschäftsfeld. Doch die Auktion der Domain boobtube.com sorgte vergangene Woche auch außerhalb der Branche dafür, diese in Misskredit zu bringen, weil auch da mit Betrügern zu rechnen ist. Bei Sedo hatte jemand die Domain boobtube.com zur Auktion freigegeben. Interessenten feilschten heftig um das gute Stück. Schließlich erhielt Tony Peppler den Zuschlag bei US$ 41.688,–. Doch Sedo negierte das Geschäft. Erst dann stellte sich heraus, dass der Inhaber der Domain von der Auktion nichts wusste, und die Domain gar nicht zum Verkauf stand. Ein Dritter war aktiv geworden und hatte die Domain auf den Markt geworfen. Sedo hatte diese Abweichung wohl nicht geprüft. Ein vergleichbarer Fall sei die Domain foundation.com, berichtet Steve L., der freilich rechtzeitig mit dem Inhaber Kontakt aufnehmen konnte. Der teilte ihm mit, die Domain stehe nicht zum Verkauf.
Nun stellt sich die Branche die Frage, ob den Domain-Handelsbörsen zu trauen ist. Mark Cocker kritisiert auf venturebeat.com, dass die beispielsweise seitens Sedo bereitgestellten Informationen nicht ausreichend seien, den Auktionsablauf verständlich zu erklären. Es erscheint undurchsichtig, wenn private Bieter ihr Kaufinteresse anzeigen und mit dem Inhaber verhandeln, der ihnen sogar entgegenkommt, um dann eine öffentliche Auktion in die Wege zu leiten. In jedem Falle ist auch der Domain-Handel mit Risiken gesegnet.
Die Frage, inwieweit Handelsbörsen dabei in der Pflicht stehen, die Daten der Anbieter zu überprüfen, bleibt offen. Wäre eine Börse wie Sedo überhaupt in der Lage, die in die Millionen gehenden zum Verkauf stehenden Domain-Namen zu überprüfen? Sicher nicht. Doch ob Domain-Handelsbörsen damit von jeglicher Verantwortung befreit sind, darf man bezweifeln. Der Bieter, der den Zuschlag für boobtube.com erhielt, nahm das Handeln Sedos jedenfalls als professionell wahr.
Neben dem Handel, gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, mit Domains Geld zu verdienen: Man kann eine Domain auch einfach parken. Das hatte der Inhaber von chocolate.com gemacht, und ein wenig Geld verdient. Das aber ist die langweilige und nur wenig Sinn stiftende Form. Zwei Internetinvestoren aus Boston sahen das Trauerspiel mit chocolate.com; sie beschlossen, es zu beenden und zu zeigten, wie man mit (dritte Möglichkeit!) Domains richtig Geld verdient. Sie kauften 2005 chocolate.com vom deutschen Inhaber zum Preis von US$ 300.000,– und zogen innerhalb kürzester Zeit eine Informationsseite mit Versandhandel zu dem Thema Schokolade auf, die im Jahr für zur Zeit US$ 2 Millionen Gewinn sorgt. Und das ist nur ein Beispiel der Methode von Andrew Miller und Michael Zapolin: Sie kaufen schlecht vermarktete, weil lediglich geparkte Domains, entwickeln ein wirkliches Internetgeschäft für die Domain, um dieses Paket dann um ein Vielfaches dessen, was die Domain erzielen könnte, zu verkaufen. Zu der Erfolgsgeschichte der beiden gehören Domain-Namen wie beer.com, die sie im Jahr 1998 für US$ 80.000,– kauften und kaum ein Jahr später für US$ 7 Millionen an eine Brauerei verkauften mitsamt dem darunter entwickelten Geschäft, sowie die Story um die Adresse creditcards.com, die ähnlich verlief.
Am Beispiel der beiden Bostoner Investoren zeigt sich somit die Schönheit des kreativen Handelns mit wirklichen Inhalten. So war das Internet ursprünglich gedacht.