Themen: DNS Abuse – ICANN warnt vor blinden Flecken | DENIC eG – Neuauflage des Domain-Atlas | TLDs – Neues von .cat, .de und .pa | leah.ai – Legaltech-Unternehmen im Unrecht | UDRP – paralleles Glücksspiel um „Pasino“-Domains | conduct.ai – künstliche Führung für US$ 70.000,– | London – Domain Name Summit im September 2025
DNS ABUSE – ICANN WARNT VOR BLINDEN FLECKEN
Die Frage, wann „DNS Abuse“ vorliegt, hängt wesentlich von der Art der eingesetzten Blocklisten ab. Das hat die Internet-Verwaltung ICANN festgestellt und warnt zugleich vor blinden Flecken.
Seit geraumer Zeit ist ICANN darum bemüht, das Domain Name System als globale Ressource vor Missbrauch („DNS Abuse“) zu schützen. Doch schon die Frage, was unter „Abuse“ zu verstehen ist, ist hoch streitig. ICANN legt einen engen Begriff zu Grunde: „DNS Abuse means malware, botnets, phishing, pharming, and spam (when spam serves as a delivery mechanism for the other forms of DNS Abuse, namely, malware, botnets, phishing, and pharming)“. In der Praxis erfolgt die Einstufung in diese Missbrauchskategorien häufig durch „reputation blocklists“, kurz RBLs; auf diesen Listen finden sich Domain-Namen und/oder IP-Adressen, die als Sicherheitsbedrohung klassifiziert werden. Solche RBLs werden sowohl von kommerziellen Diensteanbieter wie auch gemeinnützigen Organisationen und Forschungsinstituten geführt; zu den bekanntesten zählen die Anti-Phishing Working Group, Spamhaus, Google Safe Browsing, Abuse.ch, SURBL, ThreatStop und URLAbuse. Doch nach den Recherchen von ICANN erfassen nicht alle Blocklisten die gleichen Arten von DNS-Missbrauch. Open-Source-Listen, die von ehrenamtlichen Communities oder öffentlichen Projekten gepflegt werden, basieren auf Nutzerberichten; obwohl sie transparent und allgemein zugänglich sind, übersehen sie oft Missbrauch. Kommerzielle Blocklisten, die von Sicherheitsanbietern verwaltet werden, nutzen dagegen proprietäre Daten und erweiterte Analysefunktionen, um tiefere und schnellere Einblicke in neue Angriffe zu erhalten; ihre Sichtbarkeit wird jedoch durch die Infrastruktur, Kundennetzwerke und Geheimdienstpartnerschaften beeinflusst, was zu blinden Flecken führt.
Je nach eingesetzter Blockliste kann die Frage, ob eine Top Level Domain mit DNS-Missbrauch zu kämpfen hat, zu unterschiedlichen Antworten führen. Ohne die betroffene Domain-Endung konkret zu nennen, hat ICANN folgende Tabelle veröffentlicht:
– kommerzielle RBL offene RBL
TLD_1 – 1 – 1
TLD_2 – 2 – 2
TLD_3 – 3 – 10
TLD_4 – 4 – 14
TLD_5 – 5 – 20
TLD_6 – 6 – 4
TLD_7 – 7 – 12
TLD_8 – 8 – 51
TLD_9 – 9 – 16
TLD_10 – 10 – 7
Die Tabelle soll belegen, dass bereits bei der dritten Domain-Endung die Bewertung, ob Missbrauch vorliegt, erheblich differiert; während sie kommerzielle Anbieter auf Platz drei führen, liegt sie bei offenen Anbietern erst auf Rang 10 und erscheint damit deutlich weniger problematisch. Wenn sich die Missbrauchsrankings beispielsweise hauptsächlich auf Open-Source-Listen stützen, kann zudem ein Registrar, der Ziel von raffiniertem Phishing ist, ein geringeres Missbrauchsprofil aufweisen als tatsächlich existierend. Umgekehrt kann ein Registrar mit einer hohen Anzahl von Domains, die mit weniger raffiniertem, „opportunistischem“ Phishing in Verbindung gebracht werden, nach außen ein größeres Problem vermitteln, obwohl es sich oft eher um allgemeine Angriffe oder kompromittierte Websites als um gezieltere, wirkungsvollere Phishing-Kampagnen handelt.
Die Nutzung einer begrenzten Anzahl von Sperrlisten könne daher zu erheblichen Lücken in der Missbrauchserfassung führen und die Interpretation verzerren. Helfen soll ein Multi-Source-Ansatz, der offene und kommerzielle RBLs kombiniert. „Only by acknowledging and addressing these blind spots can we build a more accurate, actionable view of the DNS Abuse landscape – and ensure that our metrics and responses truly reflect reality“, so Carlos Hernandez Ganan aus dem Büro des Chief Technology Officer.
Die Mitteilung von ICANN finden Sie unter:
> https://www.icann.org/en/blogs/details/how-choice-of-reputation-blocklists-affects-dns-abuse-metrics-07-07-2025-en
Quelle: icann.org, eigene Recherche
DENIC EG – NEUAUFLAGE DES DOMAIN-ATLAS
Das deutsche Länderkürzel .de trotzt dem Trend: Das Jahr 2024 endete mit offiziell bestätigten 17.661.679 .de-Domains, was einem Plus von knapp 7.500 Domains gegenüber 2023 entspricht. Das gab die DENIC eG in einer Neuauflage ihres Domain-Atlas für Deutschland bekannt.
Es ist mittlerweile gute Tradition, dass die .de-Registry DENIC einmal jährlich ihre Domain-Statistik samt regionaler Verteilung aller registrierten .de-Domains veröffentlicht und auf die Entwicklung im vergangenen Kalenderjahr zurückblickt. Für das Jahr 2024 fällt dieser Rückblick positiv aus. Gegen den internationalen Trend konnte .de um 7.416 Domains netto zulegen. Das ist zwar deutlich weniger als im Jahr 2023, als das Plus bei 294.203 Domains lag; von den Millionenverlusten wie bei .com ist .de aber weit entfernt. Dabei entfallen die meisten .de-Domains auf Nordrhein-Westfalen; 3.394.543 Inhaber einer .de-Domain haben dort ihren Sitz, ein Minus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf den Plätzen folgen unverändert Bayern (praktisch unverändert mit 2.748.582 .de-Domains), Baden-Württemberg (2.066.066 .de-Domains) und Niedersachsen (1.497.867 .de-Domains). Den größten Sprung machten dieses Mal Niedersachen und Hamburg; dort stieg die Zahl der Inhaber einer .de-Domain um jeweils 2,1 Prozent an, während Sachsen ein Minus von 1,4 Prozent meldet. Gab es 2023 noch in 14 Bundesländern eine positive Entwicklung, sind es 2024 lediglich sechs, wobei das Plus in Mecklenburg-Vorpommern mit 221 Domains sehr bescheiden ausfällt.
Bezogen auf die Anzahl der Einwohner führt hingegen weiterhin Hamburg mit nun 330,2 .de-Domains je 1.000 Einwohner (2023 waren es 333,3 .de-Domains je 1.000 Einwohner) deutlich vor der Bundeshauptstadt Berlin mit 254,3 (2023: 263,8) .de-Domains je 1.000 Einwohner. Hessen ist mit 202,6 .de-Domains je 1.000 Einwohner wieder hinter Bayern gerutscht; im Freistaat sind es 204,6 .de-Domains je 1.000 Einwohner. Statistisch betrachtet entfällt mittlerweile auf jeden fünften Einwohner der Bundesrepublik eine .de-Domain. Das West-Ost-Gefälle innerhalb Deutschlands bei der Verteilung von .de-Domains blieb leider nahezu unverändert; Sachsen (132,9), Brandenburg (121,7), Mecklenburg-Vorpommern (109,6), Thüringen (109,1) und Sachsen-Anhalt (86,9) belegen die hinteren Plätze in der Bundesländerrangliste. Legt man die Lupe auf die 400 deutschen Städte und Kreise, hat sich an der Spitzenposition wenig getan. Bezogen auf die Einwohnerzahl liegt unverändert Osnabrück (Stadt) an der Spitze, mit starken 1.876,6 (2023: 1.698,5) .de-Domains je 1.000 Einwohner, ein Plus von 10,5 Prozent. Den zweiten Platz bestätigt hat der oberbayerische Landkreis Miesbach mit 628,6 .de-Domains je 1.000 Einwohner vor Starnberg mit 507,2 .de-Domains je 1.000 Einwohner. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Hier führt Berlin die Städtewertung mit 961.679 .de-Domains an; erst mit deutlichem Abstand folgen sodann Hamburg (630.809 .de-Domains), München (538.351 .de-Domains) und Köln (369.777 .de-Domains).
Die eingangs genannten knapp 17,7 Mio. registrierten .de-Domains beinhalten nach Angaben der DENIC 2.078.265 Domains von Inhabern mit Wohnsitz im Ausland; damit sind .de-Domains bei Domain-Inhabern mit Wohnsitz im Ausland weiterhin sehr beliebt. Im Jahresvergleich 2023/24 stieg der Gesamtdomainbestand der Domains mit ausländischen Domain-Inhabern damit um drei Prozent, was einem Wachstum von 61.750 .de-Domains entspricht. Insgesamt 11,8 Prozent der Domains waren zum Jahresende auf ausländische Inhaber registriert, die damit Treiber des Gesamtwachstums waren. Die ausländischen Inhaber von .de-Domains stammen aus der ganzen Welt. Deutlich am stärksten nachgefragt sind deutsche Domains nach wie vor in den USA (27 Prozent) und den Niederlanden (14 Prozent). Es folgen Portugal (9 Prozent), Österreich (8 Prozent) und die Schweiz (5 Prozent). Besonders beliebt ist .de nach wie vor im EU-Raum. Wer sich näher informieren will: Umfangreiches Daten- und Graphikmaterial sowie die komplette Regionalauswertung für alle Stadt- und Landkreise liefert der Statistikbereich der DENIC-Webseite zum kostenlosen Download.
Weitere ausführliche Informationen sowie eine graphische Auswertung finden Sie unter:
> https://blog.denic.de/domainlandkarte-2024/
Quelle: denic.de
TLDS – NEUES VON .CAT, .DE UND .PA
Der Namensraum unter .de wird ein Stückchen sicherer: die DENIC eG hat die Adressvalidierung für .de-Domains optimiert. Derweil firmiert die katalonische Registry von .cat um, während Panamas .pa noch präsenter wird – hier unsere Kurznews.
Aus Fundacio puntCAT wird Accent Obert: die Verwalterin der katalanischen geoTLD .cat hat ihren Namen geändert. Mit der Änderung einher geht eine Erweiterung der Gründungsmission. War bisher das vorrangige Ziel, sicherzustellen, dass die katalanische Sprache im Internet eine herausragende Rolle spielt, stehen künftig vier Schlüsselbereiche im Vordergrund: die Verwaltung digitaler Infrastrukturen wie etwa .cat, aber auch wie .barcelona oder .ad, die Bereitstellung von Tools, die es den Menschen ermöglichen, in digitalen Räumen vollständig auf Katalanisch zu leben, die Förderung von Talenten bei der Erstellung digitaler Inhalte auf Katalanisch und die Verteidigung der digitalen Rechte katalanischsprachiger Gemeinschaften. Dabei bleiben alle Rechte und die Verwaltung der .cat-Domain in den Händen einer gemeinnützigen Stiftung mit einem öffentlichen Dienstleistungsauftrag und der Verpflichtung zur Transparenz. Verbessern sollen sich unter anderem die institutionellen, technischen und kommunikativen Fähigkeiten der Stiftung. Den Registrierungszahlen kann das nicht schaden: per März 2025 waren 112.940 .cat-Domains registriert.
Die DENIC eG, Verwalterin der deutschen Top Level Domain .de, optimiert ihre Adressvalidierung. Die Registry setzt aktuell auf ein Open-Source-Tool namens OpenPAQ (Open Postal Address Quality). Es wurde speziell dafür entworfen, Adressen so zu bewerten, wie sie in der Praxis von Menschen tatsächlich verwendet werden – inklusive Abkürzungen, zusätzlichen Informationen, Mehrsprachigkeit, Tippfehlern und nichtstandardisierten Formaten. Im Gegensatz zu konventionellen Herangehensweisen, bei denen ein Abgleich mit einer offiziellen Adressliste vorgenommen wird, erkennt OpenPAQ, welche Adressen tatsächlich existieren – und prüft nicht nur, ob sie einem standardisierten Format entsprechen. OpenPAQ zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es einzelne Adressbestandteile (Straße, Stadt, Postleitzahl, Land) separat bewertet und den fehlerhaften Teil einer Adresse gezielt identifizieren kann. Im Rahmen einer Taskforce mit sieben europäischen Registries gelang es, die Leistung von OpenPAQ signifikant zu verbessern. Für Adressen aus .fr, .uk, .pl, .dk, .it und .us wurde eine Genauigkeit von mehr als 75 Prozent erreicht; Adressen aus .de, .nl, .ch und .at erreichen sogar eine Top-Performance von mehr als 90 Prozent Genauigkeit. Die Validierung von postalischen Adressen wird zukünftig eine zentrale Rolle im Registrierungsprozess einnehmen, die Wahrscheinlichkeit einer Verifizierung für Domain-Inhaber also steigen. Damit soll der Namensraum unter .de noch sicherer werden.
Die Universidad Tecnologica de Panama, Registry der Länderendung .pa des Staates Panama, hat die „Unified Domain Search Engine“ der Latin American and Caribbean Association of ccTLDs (LACTLD) in ihr Registrierungssystem integriert. Durch die Integration haben Interessenten an und Inhaber einer .pa-Domain ab sofort die Möglichkeit, zum Zeitpunkt der Bezahlung einer Domain-Gebühr (zum Beispiel im Rahmen der Registrierung oder Verlängerung) direkt die Verfügbarkeit derselben Domain unter 16 anderen ccTLDs in Lateinamerika und der Karibik abzufragen. Insgesamt umfasst das Angebot damit die 17 Domain-Endungen .ar, .br, .cl, .co, .cr, .do, .ec, .gp, .gt, .hn, .mx, .pa, .pe, .pr, .py, .sv und .uy. Diese Initiative, die zuerst von NIC Chile und später von NIC Costa Rica und UYNIC übernommen wurde, ist Teil der Bemühungen der assoziierten Mitglieder und von LACTLD, das Wachstum der Suchmaschine zu fördern, die zur digitalen Integration in der Region beiträgt. Bei der „Unified Domain Search Engine“ genügt die Eingabe des gewünschten Begriffs, um sich direkt über die Verfügbarkeit der gleichen Second Level Domain in allen 17 Ländern zu informieren. Insgesamt sollen ccTLDs aus Latein-Amerika und der Karibik gemeinschaftlich wachsen. Die Nutzung der Domain-Suchmaschine von LACTLD ist weiterhin kostenlos.
Weitere Informationen zu OpenPAQ finden Sie unter:
> https://openpaq.de/?ref=blog.denic.de
Die „Unified Domain Search Engine“ der LACTLD finden Sie unter
> https://buscador.lactld.org/
Quelle: domini.cat, denic.de, lactld.org
LEAH.AI – LEGALTECH-UNTERNEHMEN IM UNRECHT
In einem umfangreichen UDRP-Verfahren vor dem Forum im Streit um die Domain leah.ai stellte sich unter anderem die Frage, ab wann der Markenschutz dem Käufer der Marke zuzurechnen ist.
Die britische Contractpod Technologies Ltd. ist auf dem Sektor „Legal-Tech“ tätig und Inhaberin mehrerer Marken „LEAH“. Sie sieht ihre Rechte durch die im Januar 2019 von Fred Ju aus den USA registrierte Domain leah.ai verletzt. Am 05. Juni 2025 versuchte sie über den Dienstleister domainagents.com, die Domain anzukaufen. Dem Kaufangebot in Höhe von US$ 2.000,– machte der Domain-Inhaber das Gegenangebot von US$ 1.010.000,– mit dem Kommentar: „for serious buyers only“. Darauf bot domainagents.com US$ 3.500,– für die Domain mit dem Kommentar, er möge doch bitte ein realistisches Gegenangebot machen. Der Domain-Inhaber erklärte hingegen, er habe sein bestes Angebot bereits unterbreitet; die Domain sei nur für ernsthafte Käufer mit VC-Kapital im Rücken. Daraufhin startet die Contractpod Technologies Ltd. ein UDRP-Verfahren vor dem Forum. Als Beschwerdeführerin trug sie unter anderem vor, sie sei Inhaberin mehrerer Marken, unter anderem einer britischen Marke aus dem Jahr 2018 und zweier weiterer, 2024 eingetragenen Marken in der EU und den USA. Außerdem beruft sie sich auf eine erstmals am 31. Januar 2017 für Softwareprodukte aus dem medizinischen Bereich genutzte Marke „LEAH“ von ihrer Rechtsvorgängerin, der Embecta Corp., die sie am 01. August 2023 gekauft habe. In der Folge habe sie die Marke für ihre Online-Plattform genutzt, auf der sie AI-gestützte Rechtssoftware anbietet. Der Gegner habe seine Domain leah.ai bis etwa 10. Juni 2025 nicht genutzt, also kurz nach dem Kaufangebot und kurz vor Einreichen der Beschwerde.
Der Gegner ließ sich zunächst selbst auf die Beschwerde ein, ehe er eine Anwaltskanzlei beizog, die seinen Vortrag ergänzte. Der Beschwerde halten sie entgegen, dass es sich bei Leah um einen Namen handelt. Seine Tochter heiße Leah und für sie habe er die Domain vor fünf Jahren registriert. Er wollte sie nicht verkaufen, weshalb er auf die anonyme Anfrage den exorbitanten Preis genannt habe, um weitere Angebote auszuschließen. Die Marke „LEAH“ sei nicht berühmt oder weithin wahrgenommen, und werde nicht mit künstlicher Intelligenz in Verbindung gebracht. Als Entscheider wurde der britisch-australische Jurist und Mediator Alan L. Limbury berufen.
Limbury wies die Beschwerde ab, da einerseits keine Bösgläubigkeit bei der Registrierung der Domain leah.ai zu erkennen und andererseits der Gegner zur Nutzung berechtig sei (Forum Claim Number: FA2506002162186). Die Ähnlichkeit von Marke und Domain stellte er problemlos fest. Bei der Prüfung eines Rechts oder berechtigten Interesses seitens des Gegners bestätigte Limbury, dass es sich bei Leah um einen gängigen Vornamen handele und dass die 15-jährige Tochter des Gegners, wie der Kopie ihres Ausweises zu entnehmen, genau so heißt. Aufgrund dessen liege die Berechtigung des Gegners an der Domain leah.ai vor. Eine Bösgläubigkeit vermochte Limbury bei Registrierung und Nutzung der Domain durch den Gegner nicht feststellen, was sich bereits aus dem zuvor Festgestellten ergäbe. Dass er auf die anonyme Kaufanfrage über US$ 2.000,– mit dem Gegenangebot von US$ 1.010.000,– reagierte, spreche nicht dafür, dass der Gegner die Domain nur in erster Linie zu dem Zweck registriert hat, die Domain an die Beschwerdeführerin, ihre Vorgängerin oder an einen Konkurrenten der Beschwerdeführerin zu verkaufen, zu verpachten oder anderweitig zu übertragen, und das zu einem überteuerten Preis. Damit war für Limbury die Beschwerde abzuweisen.
Dem Antrag des Gegners gemäß prüfte er noch ein Reverse Domain Name Hijacking (RDNH), das er bestätigte: genau so sehe der klassische „Plan B“-Fall aus. Der Ankauf einer Domain scheitere, woraufhin der enttäuschte Käufer die Domain über ein UDRP-Verfahren zu gewinnen versucht. Dabei berücksichtige Limbury auch, dass die Domain leah.ai bereits im Januar 2019 registriert wurde, beinahe vier Jahre bevor die Beschwerdeführerin Rechte an der Marke „LEAH“ erlangte und nochmal länger vor der EU- und der US-Marke. In der Folge wies Limbury die Beschwerde ab und bestätigte ein RDNH.
In diesem Fall wird unter anderem deutlich, dass es nicht auf Entstehung einer Marke ankommt, auf die man sich als Markeninhaber beruft, sondern ab wann man Inhaber dieser Rechte ist und sie geltend machen kann.
Die UDRP-Entscheidung über die Domain leah.ai finden Sie unter:
> https://www.adrforum.com/DomainDecisions/2162186.htm
Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de
Quelle: adrforum.com
UDRP – PARALLELES GLÜCKSSPIEL UM „PASINO“-DOMAINS
Die französische Groupe Partouche, eine Glücksspielunternehmung, sieht ihre Rechte an ihrer französischen Marke „PASINO“ durch die Domains pasino.io und pasino.com verletzt. In zwei parallel verlaufenden UDRP-Verfahren wollte sie die Sache klären. Inhaber der Domains ist Brain Corney aus Costa Rica, der die Domains für die costaricanischen Glücksspielunternehmen Basilisk Entertainment S.R.L. und WALP Entertainment S.R.L. registriert hat. In beiden Verfahren trugen die Parteien identisch vor, und in beiden Verfahren war der US-amerikanische Jurist W. Scott Blackmer als Entscheider eingesetzt. So kam es zu identischen Ergebnissen.
Die Beschwerdeführerin hat ihren Sitz in Paris und ist an der Börse notiert. Sie betreibt 44 Casinos, 12 Hotels und 44 Restaurants in Frankreich, der Schweiz, Belgien und Tunesien. Die Beschwerdeführerin unterliegt der französischen Glücksspielbehörde (ANJ), die unter anderem Beschränkungen für Online-Glücksspiele auferlegt. Sie ist Inhaberin einer 1998 eingetragenen französischen Wort-/Bild-Marke „PASINO“. Der Gegner registrierte die Domains pasino.io und pasino.com im Januar 2019. Die Unternehmen, für welche die Domains registriert wurden, sind in Costa Rica lizensierte Online-Glücksspielanbieter. Diese bieten unter den Domains und der Bezeichnung „Pasino“, für die sie – wie 15 andere Parteien – auch eine Marke halten, Glücksspiel in zahlreichen Sprachen außer französisch an und haben für die Domains zudem eine IP-Sperre für Nutzer aus Frankreich implementiert. Der Gegner beantragte in beiden Fällen ein Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) unter anderem, weil die Beschwerdeführerin behauptet, erst im März 2025 auf die Domains aufmerksam geworden zu sein; dabei war sie zumindest zwischen 2011 und 2015 selbst Inhaberin der Domains und versuchte mehrfach durch Beschwerden bei DNS- und Content Delivery Providern des Gegners, die Domains zu sperren. Außerdem habe sie im Verfahren über die .com-Domain nicht auf das parallellaufende Verfahren über die .io-Domain aufmerksam gemacht, so wie es die UDRP vorsieht.
Blackmer prüfte beide Verfahren nebeneinander und wies in beiden Fällen mit Datum vom 24. Juni 2025 die Beschwerde zurück (WIPO Case No. DIO2025-0015 und Case No. D2025-1804). Die Ähnlichkeit oder Identität von Marke und Domains bestätigte er. Er stellte auch fest, dass der Gegner die Domains für ein ordentliches, legales Angebot nutzt und auch unter der Bezeichnung „Pasino“ bekannt sei. Eine Entscheidung hinsichtlich der Frage, ob der Gegner ein Recht oder ein berechtigtes Interesse hat, schob Blackmer allerdings auf und prüfte zunächst die Bösgläubigkeit – die er allerdings nicht feststellen konnte, da der Gegner sich einerseits der Marke der Beschwerdeführerin bewusst war, aber eben auch anderer Markeninhaber für den Begriff „Pasino“. Die Marke der Beschwerdeführerin sei zudem auf in Frankreich befindliche Casinos beschränkt, wohingegen der Gegner ausschließlich online, aber nicht für Konsumenten aus Frankreich erreichbar agiere. Die Beschwerdeführerin konnte nicht nachweisen, dass der Gegner gegen französisches Recht verstoße. Die vorliegenden Beweise deuteten nicht darauf hin, dass der Gegner die Domains registriert habe, um die Marke der Beschwerdeführerin auszunutzen und daran zu verdienen. Aus dem Grunde lag keine Bösgläubigkeit auf Seiten des Gegners vor und es bestätigte sich auch, dass er die Domains berechtigterweise nutzt.
Blackmer prüfte alsdann noch das Vorliegen eines Reverse Domain Name Hijacking (RDNH). Dies konnte er aber nicht feststellen. Die Beschwerdeführerin wusste um die Geschäfte des Gegners unter den streitbefangenen Domains und von der EU-Marke des Gegners. Das hätte sie in den Verfahren ansprechen und darüber hinaus die frühere Inhaberschaft an den beiden Domains erwähnen müssen. Außerdem hätte sie im Verfahren um die .com-Domain das Parallelverfahren über die .io-Domain ansprechen müssen. Blackmer war letztlich nicht dazu geneigt, Bösgläubigkeit seitens der Beschwerdeführerin bei der Verfolgung der Beschwerde gegen einen Gegner festzustellen, der offensichtlich auf einem ähnlichen Geschäftsfeld tätig ist und dafür mit der bekannten Marke der Beschwerdeführerin identische Domains verwendet. Er stellte kein RDNH fest, wies aber in beiden Fällen die Beschwerde ab.
Die UDRP-Entscheidung über die Domain asino.io/.com finden Sie unter:
> https://www.wipo.int/amc/en/domains/decisions/pdf/2025/d2025-1804.pdf
> https://www.wipo.int/amc/en/domains/decisions/pdf/2025/dio2025-0015.pdf
Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de
Quelle: wipo.int, eigene Recherche
CONDUCT.AI – KÜNSTLICHE FÜHRUNG FÜR US$ 70.000,–
Die vergangene Domain-Handelswoche liefert mit conduct.ai zum Preis von US$ 70.000,– (ca. EUR 59.829,–) eine Landesdomain als Nummer eins.
Die sonst starke Endung .com muss diesmal mit publicindecency.com mit einem Preis von US$ 50.000,– (ca. EUR 42.735,–) zurückstehen. Allerdings ist die Entwicklung von siblings.com kurios, die im Juni 2005 nur EUR 1.000,– erzielt und jetzt auf US$ 13.000,– (ca. EUR 11.111,–) kommt. Warten zahlt sich also aus.
Unter den Länderendungen stehen Domains aus Anguilla abermals in den ersten Positionen. Interessant ist kloud.ai mit aktuell US$ 6.000,– (ca. EUR 5.128,–); im April 2024 kostete sie US$ 3.550,– (ca. EUR 3.236,–). Nicht zu verachten ist allerdings auch die kolumbianische Endung .co, die diesmal einiges zu bieten hat.
Die neuen generischen Endungen machen es nicht unter mega.app zum Preis von US$ 50.000,– (ca. EUR 42.735,–). Die klassischen generischen Endungen liegen schwächer und bieten die Drei-Zeichen-Domain oom.org zum Preis von US$ 12.500,– (ca. EUR 10.684,–) als Beste. Die vergangene Domain-Handelswoche ist kein Vergleich zur vorangegangenen Woche, aber doch bietet sie erfreuliche Aspekte.
Länderendungen
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conduct.ai – US$ 70.000,– (ca. EUR 59.829,–)
invoice.ai – EUR 46.000,–
indent.ai – US$ 48.000,– (ca. EUR 41.026,–)
trusta.ai – US$ 29.892,– (ca. EUR 25.549,–)
matrices.ai – US$ 24.000,– (ca. EUR 20.513,–)
aldea.ai – US$ 15.000,– (ca. EUR 12.821,–)
deeplaw.ai – US$ 9.995,– (ca. EUR 8.543,–)
worldsimulator.ai – US$ 8.000,– (ca. EUR 6.838,–)
kloud.ai – US$ 6.000,– (ca. EUR 5.128,–)
vectr.ai – EUR 2.850,–
dvl.co – US$ 40.000,– (ca. EUR 34.188,–)
gated.co – US$ 20.000,– (ca. EUR 17.094,–)
clearing.co – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
arnika.co – US$ 9.000,– (ca. EUR 7.692,–)
feria.co – US$ 9.000,– (ca. EUR 7.692,–)
gorillas.io – US$ 34.548,– (ca. EUR 29.528,–)
plaza.fr – EUR 9.500,–
kanarenmarkt.de – EUR 6.500,–
quince.lu – EUR 6.500,–
quince.si – EUR 6.500,–
vape.fr – EUR 6.000,–
quince.ee – EUR 5.999,–
quince.is – EUR 5.999,–
quince.lt – EUR 5.500,–
myportrait.de – EUR 5.000,–
fdc.be – EUR 4.500,–
clap.gg – US$ 4.999,– (ca. EUR 4.273,–)
mch.eu – EUR 3.800,–
urlaubdaenemark.de – EUR 3.900,–
strand.fr – EUR 3.799,–
outdoorworld.ch – EUR 3.514,–
corendon.pl – US$ 4.000,– (ca. EUR 3.419,–)
nac.us – US$ 3.988,– (ca. EUR 3.409,–)
msa.be – EUR 3.000,–
writeit.de – EUR 2.975,–
medipulse.de – EUR 2.950,–
grassopper.io – US$ 3.348,– (ca. EUR 2.862,–)
lkglobal.de – EUR 2.249,–
Neue Endungen
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mega.app – US$ 50.000,– (ca. EUR 42.735,–)
sign.now – US$ 15.359,– (ca. EUR 13.127,–)
ai.kids – US$ 5.468,– (ca. EUR 4.674,–)
lease.app – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.274,–)
inbox.agency – US$ 4.995,– (ca. EUR 4.269,–)
Generische Endungen
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oom.org – US$ 12.500,– (ca. EUR 10.684,–)
77bet.net – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
allofus.org – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
artena.net – EUR 4.800,–
dusd.org – US$ 5.000,– (ca. EUR 4.274,–)
sunclub.net – US$ 3.995,– (ca. EUR 3.415,–)
upx.org – US$ 3.062,– (ca. EUR 2.617,–)
annonces-de-france.net – EUR 2.400,–
warnung.net – EUR 2.300,–
seasonvar.net – US$ 2.172,– (ca. EUR 1.856,–)
.com
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publicindecency.com – US$ 50.000,– (ca. EUR 42.735,–)
asul.com – US$ 33.999,– (ca. EUR 29.059,–)
footballshirts.com – US$ 22.215,– (ca. EUR 18.987,–)
sosscan.com – US$ 15.972,– (ca. EUR 13.651,–)
novaline.com – US$ 15.013,– (ca. EUR 13.686,–)
goldencrest.com – US$ 14.999,– (ca. EUR 12.820,–)
siblings.com – US$ 13.000,– (ca. EUR 11.111,–)
instaturf.com – US$ 12.725,– (ca. EUR 10.876,–)
prochoix.com – US$ 12.500,– (ca. EUR 10.684,–)
naisa.com – US$ 10.799,– (ca. EUR 9.230,–)
insurancedirectory.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
mecoo.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
xbyl.com – US$ 10.000,– (ca. EUR 8.547,–)
secuwall.com – US$ 9.995,– (ca. EUR 8.543,–)
usyc.com – US$ 8.799,– (ca. EUR 7.521,–)
agegapdating.com – US$ 7.998,– (ca. EUR 6.836,–)
megacatalog.com – US$ 7.000,– (ca. EUR 5.983,–)
nextcontrol.com – US$ 6.999,– (ca. EUR 5.982,–)
stockmart.com – EUR 5.850,–
ruyter.com – US$ 6.500,– (ca. EUR 5.556,–)
getcopy.com – US$ 6.000,– (ca. EUR 5.128,–)
trekked.com – US$ 6.000,– (ca. EUR 5.128,–)
Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de
Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com
LONDON – DOMAIN NAME SUMMIT IM SEPTEMBER 2025
Im September 2025 treffen sich Domain-Käufer und -Verkäufer, Investoren, Entwickler, Juristen, Registrare und Hosting-Provider von Angesicht zu Angesicht bei dem als Präsenzveranstaltung angesetzten vierten „London Domain Name Summit“.
Nachdem sich der „London Domain Name Summit“ in den vergangenen Jahren als Magnet der Domain-Branche entwickelte, findet vom 01. bis zum 04. September 2025 die Veranstaltung zum vierten Mal statt – mittlerweile in einer Reihe von weiteren „Summit“-Veranstaltungen wie dem „Domain Summit Asia 2025“ und dem „Domain Summit Africa 2026“. Veranstaltungsort für den „London Domain Name Summit“ ist diesmal das Business Design Centre. Die Veranstalterin „Domain Summit Ltd“ konzipiert den „London Domain Name Summit“ als Networking-Konferenz und Messe für erfolgreiche Domain-Geschäfte mit zahlreichen Workshops. Die Veranstaltung beginnt am Montag, dem 01. September 2025 mit einer „Team Internet office tour“, gefolgt von einem Abend für geladene Gäste zum Netzwerken bei ein paar Getränken. Die folgenden Tage bieten reichlich Gelegenheit, Kontakte zu anderen Teilnehmern, Branchenexperten und potenziellen Partnern zu knüpfen. Am letzten Tag gibt es eine Tour durch London. 46 Vortragende sind benannt, darunter Michael Riedl (Team Internet), Christopher Mondini (ICANN), Raedene McGary (Tucows), Stuart Fuller (Com Laude), Nigel Roberts (Gründer von .GG), Domain-Anwältin Nathalie Dreyfus (Dreyfus), Dave Evanson und Mark Ghoriafi (beide Sedo), Elias Rendón Benger (InternetX) sowie Kieren McCarthy (Nominet). Die Moderation übernehmen Tess Diaz, Daniel Stanica und Helmuts Meskonis. Es werden mehr als 500 Teilnehmer erwartet.
Der „Domain Name Summit London 2025“ findet vom 01. bis 04. September 2025 im Business Design Centre, 52 Upper St, London, England, N1 0QH (Großbritannien) statt. Die Teilnahme kostet – wohl – US$ 450,–. Die Angaben sind derzeit widersprüchlich, denn die Early-Bird-Tickets zu US$ 50,– werden offiziell nicht mehr angeboten, aber das Full-Ticket für den 02. und 03. September 2025 wird zurzeit mit US$ 50,– (zuzüglich einer Gebühr von US$ 0,75) angezeigt.
Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://london25.domainsummit.com/e/2138665959
Quelle: summit.london, eigene Recherche