Domain-Industrie

Google verkauft Registrar-Geschäft an Squarespace Inc.

Das US-Internetdienstleister Google verabschiedet sich aus dem Registrar-Geschäft: Für US$ 180 Mio. (umgerechnet ca. EUR 165 Mio.) übernimmt der in New York ansässige Website-Baukasten-Anbieter Squarespace Inc. die rund 10 Mio. Domains.

Am 23. Juni 2014 hatte Google über einen Eintrag im mittlerweile eingestellten sozialen Netzwerk Google+ bekanntgegeben, mit der Testphase für »Google Domains« zu beginnen. Die bloße Ankündigung löste in der Domain Name Industry ein kleines Erdbeben aus. Rasch machte die Meldung vom »GoDaddy-Killer« die Runde, dem damals und noch heute mit weitem Abstand grössten Registrar der Welt. Die Aktien von Web.com gaben prompt um 21 Prozent nach; bei der Endurance International Group Holdings Inc. (über diverse Tochtergesellschaften damals ca. 10 Mio. verwaltete Domains) sackte der Kurs um 14 Prozent ab. Doch Grund zur Panik bestand nicht; preislich lag und liegt Google auf Höhe der Konkurrenz, und da Google über keine jahrelange Erfahrung im Registrar-Geschäft verfügte, bestand für Inhaber großer Domain-Portfolien wenig Anlass, mit ihren Webadressen umzuziehen. Gleichwohl wusste allein die Marktmacht zu beeindrucken, und auch der Umstand, dass Google mit der Tochtergesellschaft Charleston Road Registry Inc. bereits im Registry-Geschäft tätig war. Über die Jahre baute Google das Registrar-Geschäft auf rund 10 Mio. Domains aus, der weit überwiegende Teil davon .com-Domains.

Keine zehn Jahre später ist zumindest mit dem Geschäft als Domain-Registrar für Google Schluss. Am 15. Juni 2023 gab Squarespace Inc. den Abschluss eines endgültigen Kaufvertrags mit Google bekannt, durch den Squarespace die mit dem Domain-Geschäft von Google verbundenen Vermögenswerte erwirbt, das nach einer Übergangszeit aufgelöst wird. Vom Kauf umfasst sind ca. 10 Mio. Domains, die auf Google Domains gehostet werden und sich auf Millionen von Kunden verteilen. Squarespace selbst ist bereits Registrar und betritt kein Neuland. Vor drei Monaten verwaltete Squarespace bereits rund 850.000 Domains. Die Transaktion wird voraussichtlich im dritten Quartal 2023 abgeschlossen und unterliegt behördlichen Genehmigungen und üblichen Abschlussbedingungen. Im Rahmen der getroffenen Vereinbarung wird Squarespace die Verlängerungspreise für alle bestehenden Google Domains-Kunden für mindestens 12 Monate nach Abschluss dieser Transaktion übernehmen; weiter sind zusätzliche Anreize in Aussicht gestellt, um Google Domains-Kunden zu ermutigen, eine Website mit Squarespace zu erstellen und andere Squarespace-Angebote zu nutzen. Darüber hinaus wird Squarespace während des Migrationszeitraums die Infrastruktur von Google Domains nutzen, um eine nahtlose Übertragung der Domains zu gewährleisten. Kunden von Google Domains müssen also unmittelbar nicht tätig werden, es sei denn, sie wollen nicht zu Squarespace umgezogen werden. Nicht Teil des Kaufvertrages ist das Registry-Geschäft von Google mit inzwischen 46 nTLDs, darunter .app, .dev, .page und .zip.

Die Meldung vom Verkauf hat selbst Branchen-Insider überrascht. Google spricht von »efforts to sharpen our focus«, was andeutet, dass man in erster Linie Kosten sparen wollte. Das Registrar-Geschäft ist nicht einfach, zumal Bereiche wie Support und Verhinderung von Missbrauch als personalintensiv gelten. Unklar ist zudem, weshalb Google den Verkauf nicht im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung versucht hat. Freuen dürfte sich dagegen die Konkurrenz: sie dürften vom Verschwinden der weltberühmten Google-Marke aus dem Registrar-Geschäft profitieren.

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