Afrika

ICANN veröffentlicht eine Studie über die afrikanische Domain-Name Industrie

Lange Zeit galt Afrika als dunkler Fleck auf der Weltkarte des Domain Name Systems. Mit der neuen »2023 Africa Domain Name Industry Study« will die Internet-Verwaltung ICANN Licht ins Dunkel bringen. Der erste Entwurf der Studie liegt nun vor.

In Zusammenarbeit mit der Coalition for Digital Africa hat ICANN eine Studie in Auftrag gegeben, um den sich entwickelnden Domain-Markt in Afrika zu bewerten und das Gesamtpotenzial der Branche auf diesem Kontinent zu beschreiben und zu quantifizieren. Bereits der kurz vor Weihnachten 2023 veröffentlichte Entwurf der Studie ist mit 191 Seiten sehr umfangreich. Kernproblem bleiben die hohen Kosten für einen Internetzugang als größter Faktor, der die Nutzung in den meisten Ländern einschränkt. Der durchschnittliche Afrikaner muss für ein monatliches Datenvolumen von nur 1 GB (genug, um vier Minuten Video pro Tag zu sehen) geschätzt etwa vier Prozent seines Monatseinkommens zahlen. Gemeinsam mit der Tatsache dass der Internetzugang in Afrika hauptsächlich über mobile Geräte erfolgt, bei denen jedes Byte der Nutzung die Rechnung erhöht, ist die Nachfrage nach Domain-Namen unverändert gering. Allerdings gibt es erhebliche Entwicklungen. So zählt ICANN für Afrika neben der Kontinental-Domain .africa insgesamt 54 ccTLDs, sechs internationalisierte Endungen sowie die drei südafrikanischen Städte-Endungen .capetown, .durban und .joburg. Der Westsahara ist mit .eh ferner eine reservierte, aber nicht genutzte Endung zugewiesen. Sie alle kommen insgesamt auf 4,3 Mio. registrierte Domains; hinzu kommen weitere ca. 1,4 Mio. Domains mit generischer Endung, die auf Personen mit Sitz in Afrika registriert sind. Seit 2016 ist dabei die Gesamtzahl der Domains mit afrikanischer ccTLD um 21 Prozent gestiegen. Allerdings verschleiert die Rolle von Freenom den allgemeinen Trend bei den inländischen ccTLD-Registrierungen, da 2016 fast der gesamte (93 Prozent) Anstieg auf vier, damals von Freenom verwaltete Endungen entfiel.

Sieht man sich die ccTLDs näher an, erkennt man eine Zweiteilung. So kommen lediglich Südafrika (.za), die Zentralafrikanischen Republik (.cf) und Äquatorialguinea (.gq) auf knapp unter eine Mio. oder mehr registrierte Domains. Die viertplatzierte Endung aus Nigeria (.ng) liegt bei deutlich unter 200.000 Registrierungen. Weit mehr als 30 afrikanische ccTLDs kommen dagegen auf maximal 1.000 oder weniger registrierte Domains. Die Untersuchung ergab weiter 51 funktionierende ccTLD-Registries; Eritrea (.er), die Komoren (.km) und der Südsudan (.ss), die jeweils weniger als 300 Domain-Namen zählen, bieten aktuell keine offensichtliche Methode zur Registrierung neuer Domains über das Internet an. Als größte Verlierer gelten Malis Länderkürzel .ml und Gabun (.ga). Waren es 2017 noch rund 240.000 registrierte .ml-Domains, sind es aktuell nur etwa 8.000. Bei .ga ging es von rund 690.000 Registrierungen hinab auf aktuell ca. 5.000. Ursache ist auch hier der Anbieter Freenom, der Domains unter beiden Endungen lange Zeit kostenlos vergeben hat. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. So konnte sowohl der Tschad (.td) als auch Benin (.bj) seit 2017 um jeweils mehr als 50 Prozent an registrierten Domains zulegen; bei Guinea-Bissau (.gw) und Äquatorialguinea (.gq) sind es jeweils immerhin 33 Prozent. Insgesamt ist die Nutzung von Domains in Afrika relativ gering. Die persönliche Registrierung spielt aufgrund der eingeschränkten Internetnutzung und dem Einkommensniveau im Verhältnis zu den Kosten keine bedeutende Rolle. Selbst in den Ländern mit einer lokalen Hosting-Industrie ist die Verbreitung von Domains relativ gering – es fehlt am entsprechenden Ökosystem.

Aktuell liegt der Entwurf der Studie bis zum 08. Februar 2024 zur öffentlichen Kommentierung aus. Ist diese Phase abgeschlossen, prüfen die Autoren der Studie und ICANN-Organisation die eingegangenen Kommentare und aktualisieren den Abschlussbericht entsprechend, falls erforderlich. Es wird erwartet, dass die Endfassung der Studie bis März 2024 veröffentlicht wird. Die Vielzahl an Informationen, vor allem aber deren Aktualität machen die Studie aber schon jetzt zur Pflichtlektüre für Portfolio-Manager und vor allem für Unternehmen, die in Afrika bereits geschäftlich aktiv sind oder dies vorhaben.

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