Bankenpleite

Besteht eine Gefahr für US-Registries?

Die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank geht auch an der Domain Name Industry nicht spurlos vorüber: die vormals als Donuts bekannte Registry Identity Digital Inc. war Kunde der Bank. Für die Inhaber einer von Identity Digital Inc. verwalteten Domain besteht aber kein Risiko.

Gegründet im Jahr 1982, galt die Silicon Valley Bank (SVB), eine Tochtergesellschaft der SVB Financial Group, lange Zeit als bevorzugter Ansprechpartner für Start-Ups. Mehr als 30.000 Unternehmensgründungen soll das im kalifornischen Santa Clara ansässige Finanzinstitut unterstützt haben, darunter Technologieunternehmen wie Airbnb, Fitbit, Pinterest und Etsy. Doch nachdem zahlreiche Kunden wegen gestiegener Zinsen ihre Gelder abriefen und der Versuch, über eine Kapitalerhöhung sich selbst frisches Geld zu besorgen, gescheitert war, schloss die US-Einlagensicherungsanstalt »Federal Deposit Insurance Corporation« (FDIC) am 10. März 2023 die SVB und überführte deren Vermögenswerte in die neu gegründete Silicon Valley Bridge Bank, N.A. Der Der Kollaps gilt als die zweitgrößte Bankschließung in der Geschichte der USA; geschätzt 85 bis 95 Prozent der Einlagen, die mit rund US$ 175 Mrd. beziffert werden, gelten als unversichert. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat ebenfalls bereits reagiert und am 13. März 2023 aufgrund der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen. Außerdem ordnete die BaFin an, die Bank für den Verkehr mit der Kundschaft zu schließen (Moratorium). Die Maßnahmen gelten solange, bis die weitere Entwicklung für die auf die FDIC übertragenen Geschäfte der SVB geklärt ist.

Zu den von der SVB-Pleite betroffenen Kunden zählt unter anderem auch Identity Digital Inc., das 2022 aus Donuts Inc. und Afilias Inc. hervorgegangene Unternehmen. In einer eMail an die Registrare räumte Identity Digital ein, Bankkunde zu sein; das Risiko für die eigenen Kunden sei jedoch gering:

»our exposure is very limited and we remain committed to serving our customers, employees, and vendors without interruption.«

Dennoch bat man, künftige Zahlungen auf ein Konto bei der HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation Holdings PLC), eine international agierende Großbank mit Sitz in London, zu überweisen. Im August 2017 hatte Donuts mitgeteilt, einen Kredit über US$ 110 Mio. von der SVB erhalten zu haben, um die Fusion mit der Rightside Group zu finanzieren. Damals war man noch voll des Lobes, Bruce Jaffe, der damalige CEO von Donuts, erklärte:

»SVB understands deeply our business and our industry and did a terrific job in forming a syndicate of leading institutions.«

Inzwischen steht Akram J. Atallah, der vormals in leitender Stellung für ICANN tätig war, als CEO an der Spitze von Identity Digital.

Für die 266 von Identity Digital verwalteten Top Level Domains samt der knapp 5,8 Mio. registrierten Domains besteht aktuell kein Risiko. Sollte es zu einem Ausfall einer Registry kommen, hat ICANN mit dem sogenannten Emergency Back-end Registry Operator (EBERO) vorgeplant. Durch Bestimmung dieser Ersatz-Registry wird gewährleistet, dass im Notfall die Sicherheit und Stabilität des übrigen Domain Name Systems nicht gefährdet wird. Der Operator wird dabei nur vorübergehend tätig, um fünf kritische Funktionen aufrechtzuerhalten, darunter vor allem die Auflösung (und damit das Funktionieren) registrierter Domains und den Betrieb des WHOIS-Systems.

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