Aufatmen bei African Network Information Centre (AfriNIC): die gerichtlich angeordnete Kontensperre wurde aufgehoben, so dass der Geschäfsbetrieb weiterläuft. Die gerichtliche Auseinandersetzung mit Cloud Innovation Ltd. (CI) dauert aber an.
Fünf Regional Internet Registries (RIRs) kümmern sich weltweit um die Zuteilung von IP-Adressen, eine davon ist die für Afrika zuständige AfriNIC. Der Mangel an IP-Adressen nach dem Protokoll IPv4 hat die RIRs zuletzt in öffentliche Licht gerückt. Um von diesem Mangel zu profitieren, hat sich Cloud Innovation Ltd. (CI), eine auf den Seychellen ansässige, aber mit der in Hong Kong ansässigen Larus Ltd. in enger Geschäftsverbindung stehende Unternehmung, auf den Verleih von IPv4-Adressen spezialisiert. Als Mitglied von AfriNIC hat CI etwa 6,2 Mio. IPv4-Adressen bezogen. Im Jahr 2020 fiel AfriNIC bei einer Prüfung jedoch auf, dass die Mehrzahl der IPv4-Adressen vertragswidrig außerhalb der AfriNIC-Region eingesetzt wird; daher drohte man CI den Entzug der IPv4-Adressen an. Das war der Auslöser für CI, AfriNIC mit zahlreichen Klagen zu überziehen. Darin stellt man die Berechtigung zur Adressentziehung in Abrede und verlangt unter anderem eine finanzielle Kompensation von US$ 1,8 Mrd. Dabei erzielte CI einen für AfriNIC existenzbedrohenden Teilerfolg: der Supreme Court of Mauritius bestätigte am 13. Juli 2021, dass die Konten von AfriNIC bei der SBM Bank Ltd. (Mauritius) und der Mauritius Commercial Bank bis zu einem Betrag von US$ 50 Mio. vorübergehend eingefroren sind. Damit war der Weiterbetrieb unmittelbar in Gefahr.
Doch nun kam die Entwarnung. Am 15. Oktober 2021 versandte Eddy Kayihura, Chief Executive Officer von AfriNIC, eine Meldung mit dem Inhalt:
We are happy to inform our stakeholders that there was a court hearing today with regard to our application for removal of the freezing order against AFRINIC. The Court, after considering our application and the case initiated by Cloud Innovation Ltd, has declared the order null and void. In short, AFRINIC has won this case against Cloud Innovation Ltd.
Welches Gericht die Entscheidung getroffen hat sowie die Entscheidung selbst hat AfriNIC nicht mitgeteilt. Auch die sonst kommunikative CI schweigt bisher öffentlich. Vorläufig kann AfriNIC also seinen Geschäftsbetrieb fortführen, ohne dass die Stabilität des IP-Adresssystems für ganz Afrika in Gefahr ist. mehr als ein Etappensieg ist AfriNIC aber nicht gelungen, insbesondere dauern die juristischen Auseinandersetzungen mit CI unverändert an.
There is another Appeal to be heard on 11th November 2021. We will keep you informed of the outcome and we are quietly optimistic that justice will prevail.
so Kayihura weiter.
Sollte AfriNIC im weiteren Verlauf der gerichtlichen Auseinandersetzung erneut finanziell in Bedrängis geraten, stünde als Ausweg noch der »Joint RIR Stability Fund« offen. Dieser Fond wurde von den fünf RIRs explizit dafür eingerichtet, um bei finanziellen Schwierigkeiten, Naturkatastrophen, militärischen oder politischen Konflikten und sonst wichtigen Gründen einzuspringen. Auf diesem Weg wären finanzielle Mittel von über US$ 2 Mio. sowie zusätzliches Personal verfügbar.