Request for Proposal

PIR sucht neue Back-End Registry für .org und ihre weiteren Endungen

Public Interest Registry, gemeinnützige Verwalterin der Top Level Domains .org, .ngo und .ong, sucht eine neue Back-End Registry: mit der Veröffentlichung von Vorauswahlkriterien läutete PIR die Suche nach einem Nachfolger von Identity Digital ein.

Gegründet im Jahr 2002 von der Nichtregierungsorganisation Internet Society, hat PIR am 01. Januar 2003 die Verwaltung von .org von VeriSign Inc. übernommen. Seither arbeitet PIR intensiv daran, die .org-Familie zu einer besonders vertrauenswürdigen Top Level Domain zu entwickeln. Zuletzt hatte man im Jahr 2016 mitgeteilt, dass man einen neuen Vertrag mit der mittlerweile in Identity Digital aufgegangenen Afilias als Serviceprovider für die Back-End-Registrierungsdienste abgeschlossen hat. Der Vertrag als Back-End Registry für .org mit seinen aktuell derzeit rund 10,8 Millionen registrierten Domains gilt als lukrativ. So soll PIR mit .org jährliche Einnahmen von US$ 80 Millionen erzielen; davon gingen 2021 rund 15,6 Mio an die Back-End Registry Afilias. Doch jetzt bekommt Afilias Konkurrenz: am 17. März 2023 teilte PIR mit, dass man den Beginn eines neuen Prozesses für ein Request for Proposal (RFP) gestartet habe. Eine offizielle Ausschreibung gibt es bisher also noch nicht; stattdessen hat PIR zehn Vorauswahlkriterien veröffentlicht, die jeder potentielle Bewerber erfüllen muss.

Und diese zehn Kriterien haben es in sich. So muss jeder Bewerber in den vergangenen sieben Jahren durchgängig als Registry Service Provider (RSP) für mehrere Top Level Domains tätig gewesen sein; Neulinge haben also keine Chance. Zudem muss er aktuell für mindestens drei Registries (davon mindestens eine unter generischer Endung) als RSP tätig sein und mindestens 500.000 Domains verwalten. Von den 500.000 Domains müssen mindestens 10.000 Domains auf eine generische Top Level Domain entfallen. Die Zahl der akkreditierten Registrare hat PIR auf eine Unterkante von 25 festgelegt. Die Einhaltung von Sicherheits- und datenschutzrechtlichen Bestimmungen wie der Datenschutzgrundverordnung setzt PIR als selbstverständlich voraus. Bewerber, die ihren Sitz in einem Land haben, das US-Sanktionen ausgesetzt ist, fallen ebenfalls aus dem Raster. Schliesslich müssen die letzten drei testierten Jahresabschlüsse vorgelegt werden, damit sich PIR einen Eindruck von den wirtschaftlichen Verhältnissen des Bewerbers machen kann. Unter dem Strich dürften damit vor allem GoDaddy, CentralNic, VeriSign, Tucows und Nominet als Interessenten in Betracht kommen, neben Identity Digital selbst.

Die Details des RFP will PIR in Kürze bekanntgeben. Potentielle Interessenten können sich aber ab sofort per eMail melden, um eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen. Sollte sich PIR für einen anderen RSP als Identity Digital entscheiden, wäre das der größte Umzug (»Migration«) einer Top Level Domain in der Geschichte des Domain Name System.

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top