Web3

Blockchain und Domains kamen und kommen nicht zusammen

Branchenblogger Andrew Allemann (domainnamewire.com) war bei einer Veranstaltung des Web3-Unternehmens D3 anwesend. Die Veranstaltung gab ihm zu denken, und er stellte Fragen über den Sinn und Unsinn, Blockchain und Domains zusammenzubringen.

Previous efforts to mix blockchain with domains have failed. Will new ideas work?

stellt Allemann in einem Artikel auf domainnamewire.com als Frage voran – und kommt zu dem Ergebnis: nein, neue Ideen werden nicht funktionieren. Dabei wirft Allemann die richtigen Fragen auf, die immer wieder unterstreichen, dass beides nicht erfolgreich zusammenkommt. Alle früheren Alt-Root-Experimente sind gescheitert. Die aktuell tätigen Blockchain-Unternehmen bieten auf der Blockchain basierende Domain-Namen an, deren Aufgaben sich darauf beschränken, Kryptowährungswallets mit einem einfachen Namen, der Domain, zu verknüpfen. Für Websites eignen sich diese »Domains« nicht. Allemann fragt daher in seinem Artikel:

what problem were these trying to solve?

denn es sind doch hunderte Top Level Domains und unter diesen reichlich Second Level Domains vorhanden. Die Frage der Verfügbarkeit kann es daher nicht sein. Dann Schutz vor Zensur? Wie viele Menschen haben damit ein Problem, das mit einer Web3-Domain gelöst wird? Was bleibt, ist die Kryptowährungswalletadresse, bei der er sich fragt, warum man da von einer »Domain« spricht. Die löst jedenfalls auch kein ernsthaftes Problem: Ein cooler Name als Walletadresse ist nicht von Interesse, erklärte ihm ein Teilnehmer der D3-Veranstaltung. Allemann:

He said it’s not like he is going to tell someone his wallet address at a bar so they can send money to him. He’s going to copy and paste his wallet address into a message.

Paul Nicks von GoDaddy räumte auf Nachfrage beim Treffen der Internet Commerce Association ein, dass das vor einem Jahr gestartete Projekt von GoDaddy, via der Blockchain ENS DNS-Domains mit Kryptowährungswallets zu verknüpfen, nicht erfolgreich sei: die Nachfrage sei gering. Allemann erklärt das jüngste Alt-Root-Experiment für gescheitert.

Für Allemann bleibt noch die Frage, ob die Blockchain Domain-Namen auf anderem Wege verbessern kann. Die Blockchain-Technik soll schnellere und günstigere Zahlungsvorgänge bringen, den Domain-Transfer geschmeidiger ablaufen lassen und für Liquidität sorgen. Aber keines dieser Versprechen erweist sich für Allemann als wirkliche Alternative zu bestehenden Abläufen. Stattdessen krempeln sich nun die Web3-Unternehmen um: Unstoppable Domains ist jetzt akkreditierter ICANN-Registrar und wird sich für zahlreiche Web3-Unternehmen bei der in 2026 kommenden Einführungsrunde neuer Endungen um Blockchain-affine Endungen bewerben. Allemann resümiert, es müsse ein umfassendes Ökosystem mit Registries und Registraren geschaffen werden, um eine Nutzung von Domains im Zusammenhang mit der Blockchain herbeizuführen. Das sei ein gewaltiges, Geld verschlingendes Unterfangen. Ob D3 das Projekt erfolgreich wird stemmen können, bleibe abzuwarten. D3 konnte zumindest alte Hasen der Domain-Branche für dieses Projekt gewinnen.

Auch nach 16 Jahren hat die Blockchain keinen Nutzen gezeigt. Die Kernfrage, die Allemann aufwirft, hat vor Jahren bereits Barbara Povše (.si Registry, ehemals CENTR) im „2022 Global Domain Report“ aufgeworfen:

What problem (if any) need solution we don’t have yet that the blockchain can provide instead?

Seitdem gab es keine vernünftigen Antworten, geschweige denn Lösungen. Bisher zeigt die Internetgeschichte, dass Alt-Root-Systeme scheitern: open-rsc.org, new.net, das deutsche beat-nic.de und letzten Endes der erste Blockchain-Versuch mit Namecoins ».bit« sind begraben. In der Blockchain mag viel „Geld“ stecken, der Umgang mit diesen »Werten« ist aber von sehr zweifelhafter Qualität und wird sich auch zukünftig kaum als für die Allgemeinheit nutzbar und nützlich erweisen. Was sich aber vielleicht abzeichnet, ist der Umstieg von Web3-Unternehmen in das klassische DNS: als von ICANN-akkreditierter Registrar will sich Unstoppable Domains für Web3-Unternehmen um neue Endungen bewerben, die so gar nicht an Blockchain und Konsorten denken lassen. Wie diesseits berichtet, will sich Unstoppable Domains um .podcast bewerben, die begrifflich keinerlei Bezug zu Web3 aufweist, genauso wie die Endungen .anime, .manga und .dreams. Ob diesen Ankündigungen bei der kommenden Einführungsrunde neuer Top Level Domains in 2026 auch Taten folgen, wird sich zeigen.

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