Im April 2026 startet die nächste gTLD-Einführungsrunde. Voraussichtlich hunderte neue Endungen werden über kurz in die Root Zone eingetragen werden. Zeit, sich über die eigene Domain-Strategie Gedanken zu machen.
Es ist Zeit, das eigene Domain-Strategiepapier wieder einmal anzufassen. Mit der näher rückenden zweiten Einführungsrunde für neue generische Top Level Domains wird die Auswahl an allgemein zur Verfügung stehenden Domain-Endungen abermals erhöht, und Markeninhaber als auch Domain-Portfoliomanager müssen prüfen, wie sie mit dieser erneuten Fülle umgehen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwieweit man zum Schutze der eigenen Marken die Domains selbst verwaltet oder inwieweit man Hilfe in Anspruch nimmt. In seinem aktuellen Artikel »Defend vs Block: When Defensive Domain Portfolios Become a Management Headache« stellt Tony Kirsch (Brand Safety Alliance & GoDaddy Registry) wichtige Fragen zu den mit der Verwaltung von teilweise tausenden zum defensiven Schutz registrierten Domains einhergehenden Kosten und die Hinzuziehung von automatisierten Hilfen. Als GoDaddy-Mitarbeiter empfiehlt sich für ihn selbstverständlich das Produkt »GLobalBlock«. Aber der Reihe nach.
Schon für die erste Einführungsrunde 2012 kreierte ICANN – auf Drängen der Markenlobby – das Trademark Clearinghouse (TMCH), über das Markeninhaber einen gewissen Schutz für ihre Marke unter den neuen Domain-Endungen ausgebaut sahen. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Schutzsystem ist der Eintrag der eigenen Marke in das TMCH. In der Folge wird jedem, der eine markenidentische oder -ähnliche Domain unter einer der neuen Endungen registrieren will, angezeigt, dass eine Marke vorliegt. Die Domain kann der Besteller dann immer noch für sich registrieren; er kann sich dann aber nicht mehr darauf berufen, von nichts gewusst zu haben.
Parallel zum TMCH hatte Donuts Inc. 2013 die Registry-eigene »Domains Protected Marks List« (DPML) eingeführt, um Markeninhaber zu schützen. Mittlerweile gibt es Donuts nicht mehr, aber der DPML-Service wird nach wie vor angeboten. Bei der DPML handelt es sich um eine Blocking-Liste. Mit dem Eintrag kann ein Begriff dann nicht als Second Level Domain registriert werden und löst im Domain Name System nicht auf. Voraussetzung für eine Eintragung in die DPML ist ein Eintrag der Marke im Trademark Clearinghouse. Mit DPML lässt sich sowohl das als Marke eingetragene Zeichen selbst als auch jede Schreibvariante schützen, solange sie die Marke enthält. Der Service erstreckt sich allerdings lediglich auf die von der Donuts-Nachfolgerin Identity Digital verwalteten 314 Domain-Endungen.
Die umfassendere Variante ist das von GoDaddy und der GoDaddy-Institution Brand Safety Alliance (BSA) entwickelte GlobalBlock. Global Block bietet Markenschutz unter mehr als 670 Top Level Domains, darunter auch ccTLDs. Der Schutz besteht unter anderem darin, dass verfügbare Domains, die einer eingetragenen Marke entsprechen, schon auf der Registry-Ebene geblockt sind; sie werden also für Registrare nicht freigegeben und können von niemandem – außer dem Inhaber des Eintrags im GlobalBlock – registriert werden. Im Gegensatz zu defensiven Domain-Registrierungen kann eine gesperrte Domain nicht genutzt werden, da sie keinen Inhaber hat – sie ist einfach nicht mehr verfügbar. Damit werden unter anderem mit der Registrierung und Verwaltung einer Domain einhergehende Risiken vermieden, wie etwa der Verlust der Domain wegen versäumter Erneuerung der Registrierung. Ein solcher Verlust kann teuer zu stehen kommen, wie das aktuelle UDRP-Verfahren um voices.ai zeigt.
Grundsätzlich kommen Markeninhaber, Unternehmen mit großen Domain-Portfolien und Portfolio-Verwalter nicht umhin, wieder einmal die eigene Domain-Strategie hinsichtlich Verwaltung der vorhandenen Domains und den Schutz der eigenen Marke im Hinblick auf die kommende Domain-Einführungsrunde in 2026 zu überprüfen. Anregungen für Überlegungen liefert in jedem Falle der Artikel von Tony Kirsch Defend vs Block: When Defensive Domain Portfolios Become a Management Headache.