Anlässlich der NamesCon 2022 in Austin (Texas, USA) fand unter anderem auch ein Panel zum Thema Blockchain-Domains statt. Zwischen den Abgesandten von Unstoppable und Handshakeapologeten kam es dabei zu hitzigen Dialogen hinsichtlich des brancheninternen Umgangs.
In einem Blogartikel berichtet Domain-Investor Andrew Allemann (domainnewswire.com) über das Blockchain-Domain Panel vom 01. September 2022 anlässlich der NamesCon 2022, bei dem es auf der Bühne zu heftigen Wortgefechten zwischen einzelnen Teilnehmern kam. Chris Jeffrey (Purse) griff bereits bei der Vorstellungsrunde Brad Kram (Unstoppable) an. Hintergrund dafür ist die von Unstoppable eingereichte Klage gegen einen Technologieanbieter, der bei Handshake Second Level Domains unter der Top Level Domain .wallet anbietet. Diese Endung stellt sich als Konkurrent zur Unstoppable-Endung .wallet dar. Das Panel war thematisch auf die Branche im Ganzen ausgerichtet, doch einige Panelisten wollten alleine den Rechtsstreit thematisieren. Auf die Web2- und Web3-differenzierende Aussage von Encirca-Mitgründer Thomas Barrett, dass es bei Web3 um Kontrolle durch die Nutzer, während es bei Web2 um Geschäfte gehe, grätschte Chjango U. (dWeb Foundation) ein, dass es bei Web2 auch darum gehe, Menschen zu verklagen, um eigene Territorien abzustecken. Kam versuchte, das Gespräch wieder auf das Thema Web3-Industrie zu bringen, doch unterbrach ihn Chris Jeffrey (CTO bei Purse), der erklärte, zur Zeit sei die Klage von Unstoppable das relevanteste Thema, und Chjango ergänzte, die Klage setze einen Präzendenzfall.
Alsdann führte Jeffrey aus, dezentrale Namensprotokolle seien anfällig für diese Art von Angriffen. Unstoppable nutze die alten Namenssysteme, wie Marken, um jemanden zu verfolgen, der auf den neuen Protokollen aufbaut. Er resümiert: Unstoppable sei der Feind, und dezentrale Namensprotokolle seien da, um vor solchen Leuten zu schützen. Kram hielt entgegen, es gäbe hier keine regulierende Institution wie ICANN. Das Web3 könne nur funktionieren, wenn beide notwendigen Aspekte, die technischen Gegebenheiten und die soziale Akzeptanz, erfüllt würden. Unstoppable gäbe Nutzern die Möglichkeit, eigene Domains zu registrieren und lade Entwickler dazu ein, Applikationen zu bauen, die die Interaktion von Nutzern ermöglichen. Kollidierende Systeme stellten allerdings eine Gefahr für Nutzer dar. Wenn ein Nutzer 1 Million US-Dollar überweisen will und der Betrag beim Falschen landet, weil der bei einem anderen Anbieter ein identisch lautendes Wallet hat, dann funktioniert das System nicht. Mehrere gleichlautende TLDs können nicht nebeneinander existieren, da sie Unsicherheit in das gesamte System bringen. App-Anbieter würden dies nicht zulassen, da dies ihre Kunden in Gefahr bringen würde; sie würden ihre App in solchen Fällen einfach abschalten. Auf den Hinweis von Thomas Barrett (EnCirca President), jede Blockchain habe ihr eigenes Protokoll und das könne in individuellen Applikationen abgebildet werden, was solche Konflikte ausschließe, hielt Kram entgegen, dass die Interoperabilität der Protokolle viel höher sei, als man meine; man sehe das an den Browsern, die die unterschiedlichen Protokolle beherrschen und der Nutzer erkenne nicht, welche Blockchain aufgerufen wird.
Barrett lässt es sich im Zuge einer Zuschauerfrage nicht nehmen und kündigt an, dass ein DAO in Kürze sich darum kümmern werden, ein TLD-Trademarkhouse ins Leben zu rufen. Darüber hinaus soll auch ein Dispute-Verfahren entwickelt und eingeführt werden. Diese beiden Einrichtungen werden laut Barrett in den kommenden zwölf Monaten gestartet werden. Offen blieb allerdings, wie dieses DAO den Konflikt einer TLD-Kollision lösen werde. Denn an einem protokollübergreifenden Austausch komme man nicht vorbei. Wie sich die Sache entwickelt, wird man weiter beobachten müssen.
Ein Zuschauer bei dem Blockchain-Panel konnte eine beinahe vollständige Aufzeichnung machen und stellt seine Aufnahme bei YouTube zur Verfügung.