Internetindustrie

Registrar Freenom steigt nach einem Rechtsstreit aus dem Domain-Geschäft aus

Der skandalumwitterte niederländische Domain-Registrar OpenTLD B.V., besser bekannt als Freenom, ist Geschichte: nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit Meta Platforms Inc. teilte man mit, aus der Domain Name Industry auszusteigen.

Mit dem Vertrieb kostenloser Domain-Namen unter Länderendungen wie .cf (Zentralafrikanische Republik), .ga (Gabun), .gq (Äquatorialguinea), .ml (Mali) und .tk (Tokelau) sorgte Freenom jahrelang für millionenfache Domain-Registrierungen. Allein bei .tk sollen es zeitweise mehr als 25 Mio. registrierte, häufig von Cyberkriminellen missbrauchte Domains gewesen sein, mehr als unter jeder anderen ccTLD weltweit. Geld soll Freenom dabei unter anderem mit Domain-Parking und der Monetarisierung von Traffic nach Auslaufen der Registrierung verdient haben. Doch spätestens seit November 2023 kriselt es bei Freenom gewaltig. Mit Schreiben vom 09. November 2023 kündigte die Internet-Verwaltung ICANN das »Registrar Accreditation Agreement« (RAA) mit Freenom; die Kündigung trat am 25. November 2023 in Kraft. Seither kann Freenom keine weiteren Domains mit generischer Endung mehr neu registrieren oder verlängern. Freenom war es nach Angabe von ICANN nicht gelungen, eine Vielzahl von Pflichtverletzungen abzustellen, die in drei Abmahnungen vom 20. September 2023, vom 29. September 2023 und 17. Oktober 2023 gerügt worden waren. Konkret bemängelte ICANN unter anderem das Versäumnis von OpenTLD, Registrierungsdaten und Aufzeichnungen auf Anfrage von ICANN zur Verfügung zu stellen, das Versäumnis, den Inhabern registrierter Domains AuthInfo-Codes zur Verfügung zu stellen, damit sie mit ihren Domains zu einem anderen Registrar umziehen können, die ordnungsgemäße Anzeige von WHOIS-Angaben und die Nichtzahlung von Gebühren. Domains mit Länder-Endung waren von der Kündigung nicht betroffen, da sie nicht dem RAA von ICANN unterliegen. Aber auch hier musste Freenom erhebliche Rückschläge einstecken; so beabsichtigt Tokelau, mit .tk zu einer anderen Registry umzuziehen.

Den Nagel in den Sarg geschlagen hat offenbar eine gerichtliche Auseinandersetzung mit Meta Platforms Inc. Am 03. März 2023 verklagte der Facebook-Konzern Freenom vor einem Gericht in Nord-Kalifornien wegen Cybersquatting und Markenrechtsverletzungen. Unter anderem forderte Meta Auskunft über die Identität von 20 verschiedenen »John Does«-Kunden von Freenom, die laut Meta besonders aktiv an Phishing-Angriffen gegen Facebook-, Instagram- und WhatsApp-Benutzer beteiligt gewesen sein sollen; zudem verlangte man Schadensersatz in Millionen-Höhe. Die Klage stützte sich dabei auf eine Studie der Interisle Consulting Group aus dem Jahr 2021, wonach die von Freenom betriebenen ccTLDs fünf der zehn am häufigsten von Phishern missbrauchten TLDs waren. Freenom wehrte sich dagegen unter anderem mit dem Einwand, dass Meta eine spezielle Schnittstelle zur Verfügung gestellt bekommen habe, über die Rechtsverletzungen hätten abgestellt werden können; davon habe man aber keinen Gebrauch gemacht. Am 12. Februar 2024 knickte Freenom dann ein; in einer Pressemitteilung heisst es:

Freenom today announced it has resolved the lawsuit brought by Meta Platforms, Inc. on confidential monetary and business Terms. Freenom recognizes Meta’s legitimate interest in enforcing its intellectual property rights and protecting its users from fraud and abuse. Freenom and its related companies have also independently decided to exit the domain name business, including the operation of registries. While Freenom winds down its domain name business, Freenom will treat the Meta family of companies as a trusted notifier and will also implement a block list to address future phishing, DNS abuse, and cybersquatting.

Ob und in welcher Höhe auch Zahlungen geleistet werden, teilte Freenom in der Pressemitteilung nicht mit.

Für die verbliebenen Freenom-Kunden gilt, dass Domain-Namen mit generischer Endung wie .com oder .net kostenfrei zum Registrar Gandi umziehen. Dort heisst es:

ICANN has selected Gandi as the gaining registrar for the gTLD domain names previously managed by OpenTLD (operating as „Freenom“). These domains are being transferred to Gandi and we are in the process of importing them into our system.

Unklar ist hingegen das Schicksal aller Domains mit Länderendung; hier sollten sich die Domain-Inhaber – wenn möglich – um einen raschen Transfer bemühen, jedenfalls aber ihre Inhalte sichern und eMail-Verkehr rechtzeitig umleiten.

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top