Blockchain

Welchen Nutzen haben Krypto-Domains?

Wiederholt berichteten wir von neuen Blockchain-Domain-Angeboten. Da dezentrale Blockchain-Domains immer wieder ins Gespräch kommen, schauen wir uns diesmal ein wenig genauer an, worum es geht.

Mit dem Domain Name System (DNS) sind wir seit Jahren vertraut. Sogenannte Nameserver sorgen dafür, dass Internetinhalte einfacher gefunden werden. Statt eine IP-Adresse wie 81.91.170.12 einzugeben, gibt man den Domain-Namen denic.de ein und kommt zum gewünschten Ziel. Das funktioniert so gut, weil es zentral verwaltet wird, über verschiedene Server-Hierarchien (Root-, TLD-, SLD-Server und ggf. einen »Recursive Resolver«) hinweg. Eine andere Herangehensweise haben Blockchain-Domains. Sie basieren auf der dezentralisierten Blockchain-Technologie, bei der Daten auf vielen Servern gleichzeitig identisch gespeichert und verwaltet werden. Hier versuchen sich verschiedene Anbieter mit eigenen Endungen, unter denen Domains registriert werden können: Namecoin (ein Fork von Bitcoin) behauptet von sich, erster auf dem Gebiet des dezentralen DNS gewesen zu sein, und bietet .bit als Domain-Endung an. Das gleiche Konzept verfolgen UnstoppableDomains und EmerDNS (.zil, .crypto und andere). Einen anderen Weg nimmt Handshake, welches ein noch weiter dezentralisiertes, aber zugleich sichereres DNS anzubieten behauptet. Und es gibt Ethereum Name Service (ENS), ein dezentralisierter »naming service«, der auf Ethereum aufbaut. ENS konzentriert sich vorrangig auf die Auflösung von Namen zu Web3-Ressourcen wie Blockchain-Adressen und dezentralen Websites (dWebs).

Und damit sind wir an dem Punkt, warum es Versuche gibt, dezentralisierte Namensdienste anzubieten: Wer sich in Blockchains tummelt, tut das ganz überwiegend, um an Cyberwährungen wie Bitcoin oder Ethereum zu partizipieren. Die so genannten »Wallets«, in denen die werthaltigen Daten gespeichert sind, bestehen aus sehr langen Zeichenketten, die man sich nicht merken kann. Um darauf leichter zugreifen zu können, lassen sie sich mit einfach zu merkenden Wallet-Adressen verknüpfen, bestehend aus einem Namen und einer Blockchain-Endung. Dieser Vorteil leichten Auffindens lässt sich auch für den individuellen »Web3 Namen« nutzen, den eigenen Alias im Blockchain-Umfeld. Im Hinblick darauf ist der Sinn und Zweck von Blockchain-eigenen Domains gut nachvollziehbar. Als weiterer Grund für Blockchain-Endungen führen Betreiber wie Nutzer ins Feld, dass Domains darunter nicht von hoheitlichen Einrichtungen zensiert werden können, dank der dezentralen Struktur.

Aber ergeben Blockchain-Domains, abgesehen von der einfacheren Auffindbarkeit von Personen und Wallets, Sinn? Schon das Argument der nicht vorhandenen Zensur läuft ins Leere: Was für Inhalte drohen denn im bekannten DNS, gesperrt zu werden? Ganz überwiegend rechtswidrige Domains und Domain-Inhalte. Und von diesen findet man zahlreiche, seien es Markenrechte verletzende Domains oder Abzockerseiten, im Blockchain-Umfeld, wie sich einer chinesischen Studie mit dem Titel »Ethereum Name Service: the Good, the Bad, and the Ugly« vom 12. April 2021 entnehmen lässt:

The advantages of BNS can be exploited to fulfill malicious purposes. According to a recent study [64], blockchain domain names have been exploited as command and control (C&C) channels by attackers. Furthermore, the domain squatting issues [8] on the BNS services will be more severe than the normal DNS, due to the difficulty of shutting down malicious/phishing blockchain domains.

Darüber hinaus können aber Blockchain-Domains in der Regel nicht ohne Änderung an den Einstellungen eines Internetbrowsers aufgerufen werden. Weiter können die Kosten solcher Domains entgegenstehen: beim Kauf sind sie in der Regel günstig, doch muss man für die Ausführung eines Blockchain-Programmes (DApp) unter Ethereum auch – vereinfacht gesagt – für den Eintrag (in Form eines Smart Contract) in die Blockchain das so genannte »Gas« zahlen, das ein Vielfaches des Domain-Preises sein kann. Weiter ist zu bedenken, dass bisher alle Versuche eines alternativen Roots zum bekannten DNS mehr oder minder im Sande verlaufen sind, gerade wegen der schlechten Erreichbarkeit. Die würde gegebenenfalls nochmals gesteigert, wenn bei der kommenden Runde neuer Endungen für das DNS Top Level Domains wie beispielsweise .coin oder .crypto von anderen Anbietern beantragt werden.

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