Rund 350 neue Top Level Domains wurden bisher eingeführt, ihre Nutzung lässt jedoch noch zu wünschen übrig: wie die .com-Registry VeriSign Inc. meldet, verweisen 41 Prozent aller Domains mit neuer Endung derzeit auf ein »Pay-per-Click«-Werbeangebot.
Im Juli 2014 hatte die .eu-Registry EURid zusammen mit dem belgischen Leuven Statistics Research Centre den Report »Website usage trends among top-level domains 2014« vorgestellt und darin die Angebote unter verschiedenen generischen Domain-Endungen wie .com, .net, .biz, .info und .eu untersucht. Dies veranlasste VeriSign, eine eigene Studie in Auftrag zu geben, die sich ausschließlich mit der Nutzung von Domains mit neuer Endung befasst. Als Grundlage der untersuchten Daten dienten VeriSign alle am 29. Juni 2014 registrierten Domains; nach nicht bestätigten Berichten sollen dies etwa 1,3 Millionen Adressen gewesen sein. Hiervon verweisen nach Angaben von VeriSign ca. 41 Prozent, umgerechnet also gut 530.000 Domain-Namen, auf reine »Pay-per-Click«-Angebote. Sie enthalten so gut wie keinen »user generated content«, sondern lediglich Links zu Werbepartnern. Weitere 17 Prozent, also über 220.000 Domains, hat VeriSign mit dem Vermerk »Error« gekennzeichnet; sie werden also zumindest nicht aktiv genutzt. Berücksichtigt man weiter, dass zehn Prozent der Domains rein zur Weiterleitung auf andere Angebote dienen und man schließlich bei acht Prozent auf einer Baustellenseite landet, muss man festhalten, dass etwa 76 Prozent der unter neuer Top Level Domain registrierten Internetadressen keine eigenständige, originäre Nutzung aufweisen. Nach Angaben von VeriSign sollen sogar nur drei Prozent einer geschäftlichen Nutzung dienen; hiervon erfasst ist jede »website that shows commercial activity«.
Innerhalb einzelner neuer Endungen weichen diese Zahlen allerdings auch deutlich ab. So berichtet VeriSign, dass die internationalisierte Variante einer chinesischen Domain-Endung sogar 91 Prozent der Adressen mit dem Vermerk „Error“ führt. Grund hierfür soll sein, dass ein großer Teil der registrierten Domains auf die Zentralregierung Chinas eingetragen ist; dort hat man offenbar noch keine Verwendung für diese vielen Adressen. Ausserdem kommt .xyz auf einen überdurchschnittlich hohen Anteil von »Pay-per-Click«-Angeboten; dazu geführt hat die Marketing-Aktion des Registrars Network Solutions, in deren Rahmen den Kunden für ein Jahr kostenlos das .xyz-Pendant ihrer bereits registrierten Domains ins Portfolio geschoben wurde.
Verallgemeinern lässt sich diese Studie indes nicht. Ungeachtet des Umstands, dass VeriSign als .com- und .net-Registry kein ausgeprägtes Interesse am Erfolg der eigenen Konkurrenz haben dürfte, gibt es die meisten neuen Endungen weniger als acht Monate. Dementsprechend fehlt es oftmals noch an der öffentlichen Wahrnehmung. Vor allem aber entfallen etwa 25 Prozent aller Domains mit neuen Endungen auf .xyz; Network Solutions hat mit seinem Marketing das Bild des gesamten Marktes also deutlich verzerrt. Würde man .xyz herausrechnen, würden statt 41 Prozent wohl »nur« etwa 20 Prozent zu Werbeangeboten führen. Mit jeder zusätzlich eingeführten Endung verschiebt sich das Bild zudem erneut; noch im August sollen beispielsweise .tax, .bio, .haus und .hamburg eingeführt werden. Inwieweit sie die Ergebnisse der VeriSign-Studie abändern, müssen wir vorerst abwarten.