nTLDs

TAS steht weiter still

Die Internet-Verwaltung ICANN hat die Wiedereröffnung des TLD Application System (TAS) und damit die Fortsetzung des Bewerbungsverfahrens um eine neue globale Top Level Domain (nTLD) auf unbestimmte Zeit verschoben.

Spätestens am Freitag, den 27. April 2012 wollte ICANN bekannt geben, wie es mit dem Bewerbungsverfahren weitergeht, doch herausgekommen ist nur eine dürre Mitteilung. Innerhalb der kommenden sieben Werktage wolle man alle TAS-Teilnehmer darüber informieren, ob sie von der technischen Panne – die einen Einblick in Namen und Dokumentennamen anderer Nutzer erlaubte – betroffen waren; zu diesem Zweck prüfe man derzeit sämtliche Anmeldevorgänge und Besucherströme im Zeitraum 12. Januar bis 12. April 2012, wobei nach derzeitigem Stand nur eine begrenzte Zahl von Bewerbern betroffen sei. Doch wie es weitergeht, bleibt unklar; »kurz« nachdem die Information an die TAS-Teilnehmer versandt sei, werde man den Fahrplan bis zur Wiedereröffnung des Bewerbungsverfahrens bekanntgeben. Konkrete Daten fehlen, doch auf Grundlage der bisherigen Angaben scheint derzeit eine Verschiebung der öffentlichen Bekanntgabe der teilnehmenden Organisationen und der von ihnen eingereichten Domain-Endungen am »reveal day«, der bisher für 1. Mai 2012 geplant war, auf frühestens Ende Mai oder Anfang Juni 2012 realistisch. Damit verschiebt sich der gesamte Zeitplan, so dass die ersten Registrierungen auch bei günstigsten Bedingungen wohl erst im Frühjahr 2013 beginnen – vorausgesetzt, es kommt nichts mehr dazwischen.

Für die Association of National Advertisers (ANA), die dem nTLD-Verfahren äusserst kritisch gegenüberstand, bedeuten all diese Probleme Wasser auf die Mühlen. In einem Schreiben an ICANN-CEO Rod Beckstrom fordert ANA-CEO Bob Liodice die Einsetzung einer unabhängigen externen Untersuchungskommission, die den Ursachen der Panne auf den Grund geht. Die bisherigen Äusserungen von ICANN würden mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Ergänzt wurde das Schreiben mit einem 10 Punkte umfassenden Fragenkatalog, der sich vordergründig sehr konkret und detailliert um die bisher bekannte Panne dreht, jedoch insgesamt betrachtet darauf abzielt, die Kompetenz ICANNs für das Bewerbungsverfahren zu bezweifeln und unverhohlen zu einer Verschiebung des nTLD-Programms für weitere Tests auffordert. ICANN selbst hat sich zu diesem Schreiben bisher nicht geäussert.

Auch Elisa Cooper von MarkMonitor zeigt sich enttäuscht. In einem Blogeintrag schildert sie die »Fünf Phasen des TAS-Kummers«, angefangen von einem Abstreiten der Probleme, über ihre Wut, die Phase des Verarbeitens und der Depression über die stetigen Verzögerungen bis hin zu dem Punkt, an dem man das Geschehene schlicht akzeptiert. Recht viel mehr bleibt Cooper auch nicht übrig – und allen anderen Bewerbern auch nicht.

Quelle: icann.org, ana.net, markmonitor.com

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