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Saudi-Arabien protestiert gegen .gay und andere

Die Kommentierungsphase zu neuen globale Top Level Domains findet regen Zuspruch: über 6.300 Stellungnahmen sind bei ICANN bisher eingegangen. Für öffentliches Aufsehen sorgt unter anderem Saudi-Arabien, das sich gegen die Einführung von Endungen wie .gay, .baby und .islam ausgesprochen hat.

Zuerst die Formalia: exakt 1.930 Bewerbungen um eine neue Top Level Domain hat ICANN verzeichnet. Sechs davon haben sich bisher aus dem Rennen verabschiedet, ohne dass deren Namen öffentlich bekannt wurden; somit liegen noch 1.924 Bewerbungen zur Prüfung vor. 342 davon werden aktuell sowohl auf ihre finanziellen als auch technischen Kompetenzen hinterfragt. Etwa 50 Bewerber müssen sich in den kommenden Wochen auf erste klarstellende Nachfragen von ICANN einstellen. Per 9. August 2012 haben zudem 49 Bewerber bei ICANN darum gebeten, Änderungen an ihrer Bewerbung vornehmen zu dürfen. Auch deren Namen hat ICANN bisher nicht offengelegt.

Klarheit herrscht dagegen bei den bisher über 6.300 öffentlichen Kommentaren zu einzelnen Bewerbungen, von denen allein Saudi-Arabien 163 eingesandt hat. Das Königreich von der Arabischen Halbinsel, das als besonders strenggläubig und islamischkonservativ gilt, hat über die »Communication and Information Technology Commission« (CITC) beispielsweise zur Bewerbung von .gay Stellung bezogen und weist darauf hin, dass Homosexualität in vielen Gesellschaften gegen Kultur, Moral und Religion verstosse; die Schaffung von .gay würde Homosexualität befördern und damit solche Gesellschaften beleidigen. Auch von der Bewerbung um .baby, die unter anderem von Johnson & Johnson Services Inc. eingereicht wurde, hält Saudi-Arabien nichts, da man fürchtet, dass die Endung ebenso wie .xxx für pornographische Angebote genutzt werden könnte; die wiederum fügen unter anderem erheblichen gesellschaftlichen Schaden zu. Ähnlich verhält sich der Protest gegen Endungen wie .wine, .vodka, .casino, .poker, .bar und .pub, die Saudi-Arabien ebenfalls ablehnt. Überraschend ist dagegen der Widerstand gegen die Endung um .islam, der sich allerdings im Kern auf den Bewerber Asia Green IT System Bilgisayar San. ve Tic Ltd. bezieht, dem die CITC abspricht, für den Islam sprechen zu dürfen.

Ob und inwieweit sich ICANN von Saudi-Arabien und allen anderen Kommentaren beeinflussen lässt, entscheidet sich frühestens im Oktober 2012, wenn die Kommentierungsphase beendet ist. Allerdings bleibt Saudi-Arabien zudem noch das Governmental Advisory Committee, um innerhalb ICANNs eigene Interessen zu verfolgen. Erfreulich schließlich am Rande: die deutschen Bewerbungen um .adac, .audi, .bmw, .epost, .spiegel und .stada verzeichnen bisher keine Kommentare, was die Chancen auf den Zuschlag sicherlich nicht schmälern dürfte.

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