Die Registries Stakeholder Group (RySG), Interessensverband generischer Domain-Verwaltungen innerhalb ICANNs, setzt die Netzverwaltung unter Druck: die nächste Einführungsrunde für nTLDs soll spätestens im vierten Quartal 2018 starten.
Am 12. April 2017 jährte sich zum fünften Male der Tag, an dem das Bewerbungsfenster um eine neue generische Top Level Domain geschlossen hat. Dabei darf es aber nicht bleiben; nach der Regelung in Section 1.1.6 des Bewerberhandbuchs gilt:
ICANN’s goal is to launch subsequent gTLD application rounds as quickly as possible.Im Oktober 2014 äußerte sich Akram Atallah, Präsident von ICANNs Global Domain Division, mit den Worten: »In den vergangenen Monaten gab es ein wachsendes Interesse am Zeitplan für die nächste Bewerbungsrunde«, um allerdings Anfang Mai 2016 wieder zurückzurudern. Damals deutete er an, dass erst das Jahr 2020 ein realistischer Zeitpunkt für die nächste Einführungsrunde sei. Das dauert der RySG jedoch viel zu lange: mit Schreiben vom 09. Juni 2017, gerichtet an die ICANN-Führung unter Steve Crocker und Göran Marby, fordert der Interessensverband ein verbindliches Startdatum für die nächste Runde ein. Und geht es nach der RySG selbst, soll dieses Datum im vierten Quartal 2018 liegen.
Bereits 2012 habe der ICANN-Vorstand den CEO angewiesen, ein Arbeitspapier für die Vorbereitung der nächsten Runde zu erstellen. Dieses liege seit Januar 2015 in überarbeiteter Form vor. Die Registries selbst hätten vier Felder ausgemacht, in welchen ohne größere Verzögerungen Fortschritte gemacht werden können, nämlich »application procedures, the objection process, strings and community applications«. Dabei spart die RySG konkrete Empfehlungen nicht aus, sondern fügt sie dem Schreiben als Anhang bei. So sollen TLD-Bewerber beispielsweise berechtigt sein, die von ihnen gewünschte Zeichenkette nachträglich zu ändern. Für das Problem der »Name Collision« (also Konflikten zwischen neuen Domain-Endungen und solchen Domains, die wie .corp, .mail oder .home inoffiziell in lokalen, privaten Netzwerken verwendet werden) mahnt die RySG allerdings noch eine Lösung an. Im Fall von Beschwerdeverfahren spricht sich der Verband ausserdem für ein »loser pays«-Modell aus. Für eine Beschränkung der nächsten Einführungsrunde auf .brands, wie sie angesichts der damit verbundenen, noch kleineren Anzahl von Problemen bereits wiederholt gefordert worden war, plädiert die RySG im Übrigen nicht.
Dass einstweilen einige ausgewählte Betreiber von .brands begonnen haben, ihre Markenendung aktiv zu nutzen, beweist das Projekt »Global Brands Showcase« der US-Registry Neustar Inc. Danach sind aktuell 567 .brands in 41 Ländern delegiert. Insgesamt kommen sie auf 7.455 registrierte Domain-Namen, also ein Schnitt von gut 13 Domains je .brand. Die meisten .brands listet Neustar für die USA, dort gibt es 236 Markenendungen; auf Deutschland entfallen immerhin 36 .brands. Auch mit ausgewählten .brand-Websites weiss Neustar zu glänzen, wie summit.audi, global.pioneer, store.microsoft, museum.lamborghini, ai.google oder karriere.lidl. Allerdings haben .brands auch ihre Tücken: dass unter wearetennis.bnpparibas ein Newsfeed der französischen Bank zu den »French Open« zu finden ist, dürften selbst domain-affine Nutzer erst auf den zweiten Blick erkennen.