nTLDs

Registrierungszahlen von .kiwi künstlich aufgebläht?

Der rapide Anstieg an Registrierungszahlen unterhalb der neuen Top Level Domain .kiwi beruht offenbar auf rechtlich bedenklichen Praktiken: eine Kombination aus „digital fear“ und aufgeblähten Statistiken sollte neuseeländische Nutzer von der unbedingten Notwendigkeit einer Domain-Registrierung überzeugen.

Zum »Überflieger des Monats« hatten wir .kiwi im November 2016 gekürt, und das zu Recht: die Konkurrentin der offiziellen neuseeländischen Länderendung .nz notierte am 1. November 2016 noch bei 10.516 Domains, nur einen Monat später waren es schon 187.252 Domains. Die Registry Dot Kiwi Ltd. war damit vor .nyc (72.575) sowie .berlin (57.565) die erfolgreichste GeoTLDs unter den neuen Endungen. Allerdings zeichnet sich mittlerweile ab, dass der explosionshafte Anstieg mit rechtlichen Makeln behaftet ist: der Domain-Registrar Umbrella, der sich selbst als »New Zealand’s Largest Domain Name Registrar and Web Hosting Company« beschreibt, soll durch die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts »The business digital security report .Kiwi« die Nachfrage nach .kiwi-Domains künstlich gesteigert haben. Der zwölfseitige Bericht, der an die rund 75.000 Umbrella-Kunden verschickt worden sein soll, warnt neuseeländische Unternehmen jeglicher Größe eindringlich vor den Risiken, die von rechtsverletzenden Domains ausgehen. Diesen könne man effektiv begegnen, wenn man präventiv Domains registriert und so einen Missbrauch verhindert.

So weit, so gewöhnlich. Eher bedenklich wird es aber, wenn man Angus Richardson, Managing Director von Dot Kiwi, die Gelegenheit gibt, im gleichen Bericht Artikel mit Überschriften wie »Protect your brand by owning the key domain names“ und „$100 versus a complicated legal system« zu veröffentlichen. In einem der Artikel behauptet Richardson unter anderem, dass er seit dem Jahr 2011 mit dem Aufbau der .kiwi-Registry befasst sei und seither über 100.000 .kiwi-Domains registriert worden seien; tatsächlich ging .kiwi aber erst am 01. Mai 2014 live und konnte erstmals am 18. November 2016 die Marke von 100.000 registrierten Domains überschreiten – nachdem es am Vortag nur 27.468 .kiwi-Domains gab. Erhärtet wird der Verdacht auf unlautere Praktiken durch den Umstand, dass über 95 Prozent der registrierten Domains über Tucows Domains Inc. und Web Drive Ltd. registriert wurden; während Tucows vorwiegend als Reseller von Umbrella genutzt wird, gehört Web Drive gleich ganz zu Umbrella. Abgerundet wird das Bild dadurch, dass all die kurzfristig registrierten Domains derzeit auf Parking-Angebote von Umbrella verweisen, also keine aktive Nutzung vorliegt.

Dot Kiwi hat die Zeichen der Zeit erkannt und geht in die Offensive. In einer Pressemitteilung gab man bekannt, 200.000 .kiwi-Domains für ein Jahr auf Eis gelegt zu haben, um den Inhabern die Möglichkeit zu geben, ihre Domain-Strategie zu entwickeln. Ob sie gleichwohl Gebühren zahlen oder was sie gegebenenfalls tun müssen, um die .kiwi-Domains bei Interesse zu aktivieren, lässt Umbrella jedoch offen. Sich in der gleichen Pressemitteilung an die Speerspitze einer Bewegung zur Bekämpfung von Cybersquatting zu setzen, ist für den Geschmack vieler dann endgültig etwas dick aufgetragen. Dem Image der neuen Domain-Endungen schaden solche Aktionen in jedem Fall, da sie den Markt verzerren. Und nichts braucht die Welt der Domains weniger als TLDs, die nur künstlich am Leben gehalten werden.

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