Die Internet-Verwaltung ICANN steht davor, das Problem der sogenannten »Name Collision« um die drei neuen Top Level Domains .corp, .home und .mail zu klären: Anfang November 2017 erhielt der ICANN-CEO Göran Marby die Weisung, zeitnah Optionen für eine verbindliche Entscheidung zu präsentieren.
Das Problem der »Name Collision« begleitet das Einführungsverfahren für neue Top Level Domains seit mehreren Jahren. Im Januar 2013 hatte ICANNs Security and Stability Advisory Committee (SSAC) festgestellt, dass es zu Konflikten zwischen neuen Domain-Endungen und solchen Domains kommen könnte, die wie zum Beispiel .corp, .home und .mail inoffiziell in lokalen, privaten Netzwerken verwendet werden. Eine Studie der Interisle Consulting Group LLC bestätigte, dass die Endungen im Fall ihrer Delegierung ein hohes Risiko für die Sicherheit und Stabilität des Internets darstellen, da sie den Datenverkehr im DNS irreleiten können. Ende Juli 2014 verabschiedete ICANNs New gTLD Program Committee (NGPC) das »Name Collision Occurrence Management Framework«, einen Maßnahmenplan, wie diese Endungen trotz Kollisionrisikos freigeschaltet werden können – indem man sie beobachtet. Seither haben sich einige der Bewerber freiwillig zurückgezogen; insgesamt 20 Bewerbungen für die drei Endungen führen in der offiziellen Datenbank von ICANN jedoch noch den Status »On-hold«.
Das Schicksal dieser Endungen könnten sich nun aber bereits in Kürze entscheiden. Am 2. November 2017 wies das »Board of Directors« den ICANN-CEO an,
to provide options for the Board to consider to address the New gTLD Program applications for .corp, .home, and .mail by the first available meeting of the Board following the ICANN60 meeting in Abu Dhabi.
Zeitgleich gab ICANN beim SSAC eine weitere Studie samt Segelanweisung in Auftrag:
Additionally, the studies should be conducted in a thorough and inclusive manner that includes technical experts (such as members of IETF working groups, technical members of the GNSO, and other technologists), to present data, analysis and points of view and provide advice to the Board.
Die Möglichkeit, die Endungen doch noch zu delegieren, schließt ICANN damit nicht aus. Allerdings steht auch die Möglichkeit im Raum, dass ICANN alle verbliebenen Bewerber finanziell entschädigt.
Damit dürfte spätestens beim ersten ICANN-Meeting im Jahr 2018, das vom 10. bis 15. März 2018 in San Juan stattfinden soll, eine Vorentscheidung fallen. Da sich das SSAC aber parallel mit dem Problem beschäftigen soll, ob und inwieweit Emojis in Top Level Domains zugelassen werden sollen, sind auch dort die Kapazitäten gebunden; gut möglich, dass sich die Entscheidung also noch einige Zeit hinziehen wird.