nTLDs

ICANN beugt sich dem Druck des GAC

Die Internet-Verwaltung ICANN zeigt sich vom Kommuniqué des Governmental Advisory Committee (GAC) schwer beeindruckt: im Rahmen einer Anhörung wurden die Bewerber um eine neue globale Top Level Domain aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben.

Wie letzte Woche berichtet, hat das GAC als Vertreter der Regierungen innerhalb ICANNs anlässlich des Meetings in Peking eine 12seitige Stellungnahme veröffentlicht, in der es zu einer Vielzahl von Bewerbungen Stellung nimmt. So hat sich das GAC etwa im Rahmen eines »Safeguard Advice« beispielsweise dafür ausgesprochen, für Domain-Bewerbungen aus Kategorien wie Finanzen (so etwa .bank oder .cash), Glücksspiel (.lotto oder .poker) oder geistiges Eigentum (.app, .book oder .music) strenge Regeln einzuführen, die einen Missbrauch ausschliessen. Dies umfasst die besondere Verifizierung und Validierung der Domain-Anmelder ebenso wie Verpflichtung der Registry-Betreiber, in Zweifelsfällen mit nationalen Behörden Rücksprache zu halten. Obwohl bereits jetzt schon weit mehr als 500 Bewerbungen von solchen verschärften Anforderungen betroffen wären, spricht das GAC ausdrücklich von einer »non‐exhaustive list«, also einer nicht abschließenden Aufzählung. Dies führt auch bei bisher nicht betroffenen Bewerbern zu zusätzlicher Unsicherheit.

In einem Video-Interview zeigte sich die ICANN-Führung mit Fadi Chehadé und Steve Crocker an der Spitze von der Intervention des GAC beeindruckt. »Advice from governments carries quite a bit of weight«, so Crocker wörtlich; er fügte jedoch sogleich hinzu, dass dies nicht das Ende der Welt sei. Einmal mehr setzt ICANN im Rahmen seines Multi-Stakeholder-Modells darauf, dass die Stimme der Regierungen nur eine unter vielen ist; eine Empfehlung des GAC sei nach den ICANN-Statuten zwar gewichtig, allerdings nicht zwingend. In einem ersten Schritt erhalten nun sämtliche Bewerber um eine neue Endung die Gelegenheit, binnen 21 Kalendertagen ihre Stellungnahme gegenüber dem ICANN-Vorstand abzugeben; die Frist endet damit mit Ablauf des 10. Mai 2013. Hierzu hat ICANN ein Formblatt zum Abruf zur Verfügung gestellt. Ob und welchen Einfluss diese Anhörung auf das laufende Prüfungsverfahren hat, ließ ICANN offen; es ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich angesichts der zusätzlichen Risiken mancher Bewerber erst recht dazu entscheiden könnte, aus dem Prüfungsverfahren auszusteigen, um die Kosten nicht ausufern zu lassen.

Weitaus positiver schätzt Chehadé die Verhandlungen rund um das neue Registrar Accreditation Agreement (RAA) ein. Er erwartet, dass bereits in wenigen Tagen eine grundlegende Einigung erfolgen könne. Hieran schliesst sich sodann eine erneute öffentliche Anhörung an; von zusätzlichen Verzögerungen geht Chehadé nicht aus. Er fühle sich vielmehr einer raschen Umsetzung des TLD-Fahrplans verpflichtet. Nicht auszuschliessen ist aber, dass er auch insoweit die Rechnung ohne die nationalen Regierungen und die Registrare gemacht hat.

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top