Der vorläufige Starttermin für den Aufbruch in ein neues Zeitalter des Domain Name Systems steht fest: am 23. April 2013 will die Internet-Verwaltung ICANN die ersten neuen globalen Top Level Domains delegieren. Eine Verzögerung gilt aber nicht als ausgeschlossen.
Seit 12. Januar 2012 hat ICANN die ersten Bewerbungen um neue Top Level Domains entgegengenommen, und für zumindest einige Bewerber hat das Warten in gut 60 Tagen sein Ende: wie ICANN-CEO Fadi Chehadé in einem Interview mit ICANNs Mediendirektor Brad White bekanntgab, sollen die ersten neuen Endungen am 23. April 2013 freigegeben werden. Wörtlich sagte Chehadé:
We are now targeting to be able to recommend for delegation the first new gTLD as early as the 23rd of April, and I can say this because we have made great progress in the last few weeks in aligning all the necessary pieces that would permit us to recommend a delegation as early as the 23rd of April.“
Allerdings lässt sich Chehadé bei der Empfehlung der Delegierung eine Hintertür: es gäbe einige Dinge, die man nicht steuern könne und die zu einer Verschiebung des Termins führen könnten; aber selbst in diesem Fall liegt die Verzögerung bei Tagen oder allenfalls Wochen, nicht aber bei Monaten.
Die von Chehadé angesprochenen Delegation bedeutet den förmlichen Abschluss eines feststehendes Verfahrens und umfasst beispielsweise die Zuteilung der Registry und die Bestimmung der Nameserver für eine Zone. Sie ist also nicht gleichzusetzen mit dem Beginn der Registrierung. Wann die ersten neuen Domains registriert werden können, hängt stark vom Einzelfall ab. So spricht viel dafür, dass zu den ersten neuen Domains eine Vielzahl internationalisierter Endungen zählt, da ihnen im Rahmen des »priorization draw« eine bevorzugte Behandlung eingeräumt wurde; bei ihnen wird zu klären sein, ob die Inhaber bereits existierender Domains ein Vorrecht eingeräumt wird, aber auch Markeninhaber müssen nun wachsam sein. Auch markenbezogene Endungen haben gute Chancen auf eine frühe Delegierung, sofern sich der Prüfungsumfang in Grenzen hält. Und selbst dann geht der allgemeinen Registrierung in den allermeisten Fällen eine Sunrise Period voraus, die entsprechend angekündigt und beworben werden muss.
Wem das zu lange ist: bereits im Lauf dieser Woche will das Governmental Advisory Committee (GAC), der Regierungsbeirat innerhalb ICANNs, die Liste all jener Bewerbungen veröffentlichen, gegen die man offiziell Bedenken hat. Sie soll anlässlich des ICANN-Meetings vom 07. bis 11. April 2013 in Peking diskutiert werden. Bei 242 Bewerbungen hat das GAC bereits eine Frühwarnung ausgesprochen; eine solche „early warning“ war aber weder verbindlich noch abschließend, so dass sich über den Umfang der Liste derzeit allenfalls spekulieren lässt.