nTLDs

Einführung verzögern?

Nur noch vier Monate, dann beginnt am 12. Januar 2012 die Bewerbungsphase für die neuen generischen Domain-Endungen. Angesichts der drängenden Zeit fragt sich, ob das nicht ein wenig zu schnell ging und man die Bewerbungsphase nicht einfach nach hinten verschieben sollte. Gründe dafür gibt es genug.

Der britische Fachblogger Kevin Murphy nahm Äußerungen von Ex-ICANN-Aufsichtsrat Peter Dengate Thrush, mit denen dieser anlässlich der .next-Konferenz vorvergangene Woche in San Francisco den gehetzten Zustand der Domain-Industrie beschrieb, zum Anlass, um Gründe zu sammeln, warum man das dreimonatige Bewerbungsfenster nach hinten verschieben könnte. Die offenen Fragen haben es in sich:

– Das Bewerberhandbuch ist noch nicht fertig. Es liegt in der Ausgabe vom Mai 2011 vor mit der Erklärung, dass noch einige Anpassungen notwendig sind.

– Das Vetorecht des Governmental Advisory Committee (GAC) ist immer noch offen. Ein Regelwerk seitens des GAC, wie und wann es Veto einlegen darf, fehlt (was eigentlich ein Problem des GAC und nicht von ICANN ist).

– Wer die Bewerbungen validiert, ist noch nicht geklärt. Zudem fehlt es nach wie vor am Trademark-Clearinghouse und an Fachleuten, die es verwalten. Und wie das Trademark-Clearinghouse mit den Registries zusammenarbeitet, technisch und tatsächlich, ist noch nicht einmal konzeptioniert.

– Die von ICANN im Hinblick auf die new gTLDs beschlossene Registry/Registrar-Regelung ist nach wie vor hoch umstritten. Angeblich wird darüber verhandelt, etwas zu ändern, aber offensichtlich hinter verschlossenen Türen.

– Die viermonatige Aufklärungskampagne müsste am 12. September 2011 starten. Davon hört man allerdings auch (noch) nichts.

– Das Unterstützungsbudget für Entwicklungsländern beträgt lächerliche US$ 2 Mio. Doch wie und an wen sie verteilt werden, ist völlig unklar.

– Und was ist eigentlich mit einer zweiten Runde, wann findet die statt? Ein Termin nannte ICANN bisher nicht, was alle zukünfitgen Bewerber unter Druck setzt, bei der ersten Runde dabei zu sein.

Man gewinnt ohne weiteres den Eindruck, dass alles in allem eigentlich alles im Zusammenhang mit den neuen gTLDs unklar und unsicher ist. Zumal der Widerstand wächst, unter anderem von der Werbeindustrie, die ihrerseits dabei wiederum zahlreiche Unterstützung von Unternehmen erfährt, denen potentiell gut anstünde, eine eigene Endung zu betreiben, um gezielter und verständlicher Kampagnen fahren zu können. Doch Kevin Murphy, der zur „Munich Conference on new TLDs“ nach München kommen wird, um dort eine Diskussionsrunde zu leiten, lässt sich von den selbst gestreuten Zweifeln nicht beirren. Gründe gegen die Einführung neuer Endungen anzuführen ist müßig, denn niemand weiss, was nach Einführung neuer gTLDs passiert; er könne genauso gut auch gegen eine Verzögerung argumentieren.

Aus unserer Sicht ist die zur Verfügung stehende Zeit in der Tat knapp. Im deutschsprachigen Raum scheint es bisher nicht viele Interessenten zu geben, geschweige den Bewerber, wie man aus der Beratungs- und Backend-Dienstleistungsbranche rund um die neuen Endungen hört. Konzerne und Unternehmen scheinen das Problem zu haben, soweit sie um die Einführung neuer Endungen wissen, die Strukturen zu einem gemeinsamen Handeln bewegen zu können. Doch das eigentliche Problem scheint der Termin des Bewerbungsfensters zu sein. Es sind nur noch vier Monate bis dahin. Dem könnte ICANN abhelfen: Sicher finden sich Gründe dagegen, aber was, wenn das Bewerbungsfenster – bis auf weiteres – geöffnet würde, um es danach – zunächst – nicht mehr zu schliessen? So ergäbe sich ein kontinuierlicher Prozess von Anmeldungen. Das Zeitproblem wäre aus der Welt, das Verfahren könnte im Laufe der Zeit verfeinert werden, was sicher nicht jedem Bewerber schmecken dürfte, aber desto mehr für eine zügige Bewerbung spräche. Dies würde auch die Einführung der neuen Endungen entspannen, so dass nicht 10 oder 20 Endungen pro Woche Aufmerksam heischend auf den Markt kämen, sondern gelegentlich welche, die reif dafür sind. Sicher findet man reichlich Gründe dagegen, aber eben auch welche dafür.

Lesenswert ist auch der Erkenntnisbericht von Kevin Murphy, warum die eigene Domain für ein Unternehmen eine gute Investition ist.

Wenn Sie Kevin Murphy und viele andere Größen der Domain-Welt und von ICANN persönlich kennen lernen wollen, kommen Sie zur „Munich Conference On New TLDs„. Sie ist initiiert und organisiert von united-domains.de, deren Projekt dieser Newsletter und domain-recht.de ist.

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