nTLDs

Das Problem der »name collision« steht vor einer Lösung

Die Internet-Verwaltung ICANN hat einen Aktionsplan zur Lösung des Problems von Namenskollisionen im Domain Name System vorgestellt: unter anderem mit Hilfe einer kontrollierten Unterbrechung soll Chaos im Netz verhindert werden.

Im Januar 2013 hatte das Security and Stability Advisory Committee (SSAC) von ICANN darauf hingewiesen, dass es zu Konflikten zwischen neuen Domain-Endungen und solchen Domains kommen könnte, die wie zum Beispiel .corp, .mail oder .home inoffiziell in lokalen, privaten Netzwerken verwendet werden. Es überlappen sich also der öffentliche und der private Namensraum mit der Folge, dass eine Domain nicht mehr eindeutig auflöst. Dies kann nicht nur dazu führen, dass ein bestimmtes Angebot unerreichbar bleibt, sondern auch den gesamten eMail-Verkehr beeinträchtigen. Eine Studie aus dem August 2013 mit dem Titel »Name Collision in the DNS« untersuchte deswegen 8 Terabyte des Datenverkehrs von 11 der insgesamt 13 Root-Server und kam zu dem Ergebnis, dass die beiden Endungen .corp und .home ein hohes Risiko für die Sicherheit und Stabilität des Internets darstellen. Weitere 20 Prozent sind als unkalkulierbares Risiko einzustufen, während für die verbleibenden 80 Prozent zumindest eine geringe Risikostufe gilt.

Das New gTLD Program Committee (NGPC) von ICANN hat diese Problematik zum Anlass genommen, am 30. Juli 2014 einen Aktionsplan mit dem etwas sperrigen Titel »Name Collision Occurrence Management Framework« zu verabschieden. Dieser Plan sieht eine Reihe von Maßnahmen vor; sicherlich die drastischste ist, dass .mail auf unbestimmte Zeit nicht delegiert und voraussichtlich dauerhaft reserviert wird, so dass die Endung auch in künftigen Einführungsrunden nicht zur Verfügung steht. Des Weiteren müssen die Registries einer neu eingeführten Top Level Domain binnen der ersten beiden Jahre auf einen Kollisionreport von ICANN binnen zwei Stunden reagieren. Vor allem aber müssen sie eine 90tägige Phase einer kontrollierten Unterbrechung (»controlled interruption«) einführen. Dazu steht mit 127.0.53.53 eine eigene IPv4-Adresse zur Verfügung; sie zeigt Netzwerkadministratoren an, dass Daten aus privaten Namensräumen in das öffentliche Domain Name System gelangt sein könnten. Auch Second Level Domains sind vom Aktionsplan betroffen: für bisher gesperrte Adressen aus der »SLD Block List« soll ebenfalls eine kontrollierte Unterbrechung eingeführt werden; das heisst, sie führen auch zu der IP-Adresse 127.0.53.53 und ermöglichen so, den eingehenden Datenverkehr auszuwerten. Nach Ablauf der 90 Tage können diese Domains dann vergeben werden, wobei ICANN offenbar an einem eigenen Plan arbeitet, wie Rechtsverletzungen vorgebeugt werden kann. Da für jede neue Domain-Endung eine eigene, gesonderte »SLD Block List« geführt wird, kommen so möglicherweise eine Vielzahl attraktiver Domains auf den Markt.

Wer sich über weitere Details zum »Name Collision Occurrence Management Framework« informieren will, für den bietet ICANN heute ein kostenloses Webinar an. Um den weltweiten Bedürfnissen gerecht zu werden, teilt sich das Webinar in zwei Zeitzonen auf: das erste Webinar findet am 12. August 2014 von 1.00 bis 2.30 Uhr (UTC) statt, das zweite folgt dann am 12. August 2014 von 15.00 bis 16.30 Uhr (UTC). Diese koordinierte Weltzeit liegt aktuell zwei Stunden hinter der Lokalzeit in Deutschland. Im Rahmen des Webinars gibt ICANN einen Überblick und stellt sich anschließend den Fragen der Teilnehmer. Wer die Chancen erhöhen will, mit einer Frage gehört zu werden, sollte sie vorab an ICANN senden; hierzu steht mit gdd-communications@icann.org eine eigene eMail-Adresse zur Verfügung.

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