Die gemeinnützige US-Verbraucherschutzorganisation »Consumer Watchdog« warnt vor einer Privatisierung des Domain Name Systems: Unternehmen wie Google oder Amazon beabsichtigen demnach, ihre Macht im Internet durch den Erwerb von generischen Top Level Domains auszubauen.
Im Juli 2012 hatten sich US-Unternehmen wie Google, Facebook, eBay und Amazon in der Lobbyorganisation »The Internet Association« formiert. Das erklärte Ziel dieses Handelsverbandes ist es, Interessen von US-amerikanischen Unternehmungen, die im Internet tätig sind, in Washington zu vertreten. Obwohl öffentliche Äusserungen noch Mangelware sind und selbst die eigens geschaltete Website noch kaum Hintergrundinformationen bereit hält, haben die Pläne der »The Internet Association« nun den US-Verbraucherschutz auf den Plan gerufen. In einem Brandbrief an den demokratischen Senator John Rockefeller, Vorsitzender des »Commerce, Science and Transportation Committee«, warnt die seit langem Google-kritische Vereinigung vor dem unverhohlenen Versuch, Kontrolle im Internet durch Top Level Domains zu erwerben. Die Pläne von Google und Amazon seien in höchstem Maße problematisch; es sei das eine, markenbezogene Top Level Domains wie .google, .youtube, .amazon oder .kindle zu nutzen, darum gehe es den Unternehmen jedoch mit ihrem Streben nach generischen Domains in Wahrheit gar nicht.
Allein Google habe knapp US$ 18,7 Millionen an Gebühren investiert, um sich für 101 Domain-Endungen wie .eat, .buy, .book, .free, .web oder .family zu bewerben. Amazon folgt knapp dahinter mit 76 Bewerbungen um Adressen wie .free, .like, .game und .shop. Hätten diese Bewerbungen Erfolg, würden weite Teile des Internets privatisiert. Schon jetzt würden Google und Amazon das Internet dominieren; würde man ihnen nun gestatten, generische Domains zu erhalten, würde dies das freie und offene Internet bedrohen, auf das sich die Verbraucher verlassen. Rockefeller solle daher alles in seiner Macht stehende veranlassen, um diese Pläne zu durchkreuzen und damit sicherstellen, dass das Internet den Interessen aller Nutzer diene.
Weder Amazon noch Google haben auf das Schreiben bisher öffentlich reagiert. Auch ICANN lehnte es ab, eine Stellungnahme abzugeben; die Internet-Verwaltung wies über ihren Sprecher Brad White lediglich darauf hin, dass das nTLD-Programm sowohl die Gelegenheit zur Kommentierung als auch zur Erhebung formaler Beschwerden biete. Doch obwohl sich die Zahl der öffentlichen Kommentare der Zahl von 10.000 nähert – eine Beschwerde gegen eine Bewerbung um eine neue Top Level Domain hat bisher niemand erhoben.