nTLDs

»closed generics« machen Fortschritte

In die Debatte um die Empfehlungen des Governmental Advisory Committee (GAC) zu »closed generics« kommt langsam Bewegung: Ende September 2013 beschloss das »New gTLD Program Committee« (NGPC) der Internet-Verwaltung ICANN, mit der Prüfung unter bestimmten Voraussetzungen fortzufahren.

Anlässlich des ICANN-Meetings in Peking hatte das GAC im April 2013 eine 12seitige Stellungnahme veröffentlicht, bekannt geworden als »Peking-Kommuniqué«. In seinem Kommuniqué nimmt das GAC zu einer Vielzahl von Bewerbungen Stellung, teilt sie in Kategorien ein und spricht Empfehlungen aus. Dieser »Safeguard Advice« stürzt sich in »Kategorie 1« auf die Bereiche Kinder, Umwelt, Gesundheit und Fitness, Finanzen, Glücksspiel, Wohltätigkeit, Ausbildung, geistiges Eigentum, qualifizierte Dienstleistungen, Rechtsformen, generisch-geographische Begriffe sowie originäre staatliche Aufgaben; insgesamt umfasst diese Kategorie dutzende von Bewerbungen, darunter so prominente Vertreter wie .game, .health, .poker und .reise. Für Endungen aus »Kategorie 2« empfiehlt das GAC insbesondere, dass der Betrieb öffentlichen Interessen dienen muss; betroffen sind vor allem so genannte »closed generics«-Endungen wie .app, .blog, .book, .hotel, .mail, .music und .shop. Die GAC-Kritiker befürchten, dass so Gattungsbegriffe durch den jeweiligen Registry-Betreiber monopolisiert würden. In der Folge hatte das NGPC entschieden, eine Neuprüfung einzuleiten.

Diese Neuprüfung macht inzwischen Fortschritte, wenn auch sehr langsam. Anlässlich der Sitzung vom 28. September 2013 hat das NGPC beschlossen, zumindest für Endungen aus »Kategorie 2« des Kommuniqués grünes Licht für den Abschluss des Registry-Vertrages zu geben. Voraussetzung bleibt aber, dass der Bewerber dem Verbot zustimmt, die generische Endung exklusiv für sich selbst zu nutzen, also keine freie Registrierung von Second Level Domains zuzulassen; dann würde ICANN den Empfehlungen des GAC nicht zuwiderhandeln, so dass ein Konflikt vermieden würde. Dieses »single-registrant«-Geschäftsmodell lässt sich beispielsweise bei der Bewerbung von Amazon für .music und Google für .blog finden. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass »closed generics« vollständig verboten werden; angesichts dieser Unsicherheit dürfte daher keiner der betroffenen Bewerber bereit sein, weiter Geld in die Hand zu nehmen, um den Registry-Betrieb vorzubereiten. Unverändert unklar bleibt die Situation auch für Endungen aus »Kategorie 1« – zu ihnen hat sich das NGPC noch gar nicht geäußert, obwohl es sich zahlenmäßig um die weitaus größere Kategorie handelt.

Ein schwacher Trost mag sein, dass das TLD-Programm nach aktutuellem Stand vom US-Haushaltsstreit verschont bleibt. Zwar unterliegt ICANN der Aufsicht der National Telecommunications and Information Administration (NTIA), einer Abteilung des US-Wirtschaftsministeriums. Allerdings steht das Internet-Management auf einer Ausnahmeliste, so dass offenbar zumindest ein Ansprechpartner verbleibt.

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