Der Internet-Pionier Sir Timothy John Berners-Lee sieht keine Notwendigkeit für die Einführung neuer globaler Top Level Domains. Doch nicht immer lag er mit seinen Einschätzungen richtig.
Sie halten die Einführung neuer Top Level Domains für überflüssig? Auch wenn die deutlich über 800 Unternehmen und Organisationen, die sich nach bisher vorliegenden Informationen bei der Internet-Verwaltung ICANN im Rahmen des Bewerbungsverfahrens akkreditiert haben, eher für das Gegenteil sprechen, Sie können zumindest auf einen prominenten Fürsprecher vertrauen: Timothy, genannt Tim, Berners-Lee und seines Zeichens der Begründer des World Wide Web, eines Teils des weltweiten Internets. Am Rande einer Pressekonferenz anlässlich des Treffens des World Wide Web Consortium (W3C) im französischen Lyon gab Berners-Lee gegegenüber dem renommierten Magazin »Wired« an, dass er »kein Fan« frei wählbarer Domain-Endungen sei.
Aus meiner persönlichen Perspektive bin ich der Meinung, dass wir Stabilität im Domain Name System benötigen. Was wir dagegen nicht brauchen, sind frei wählbare Top Level Domains.«
so Berners-Lee. Er widersprach insbesondere der Ansicht, dass die Einführung neuer Endungen große wirtschaftliche Vorteile schafft, denn es gebe bereits zahlreiche Top Level Domains, aus denen man wählen könne.
Anders wäre dies allenfalls dann, wenn mit den neuen Domains etwas »sozial völlig neues« verbunden wäre, wie beispielsweise im Fall von .org. Das Modell dieser Endung sei interessant, da jeder wisse, dass mit dieser Domain nur gemeinnützige Angebote verbunden wären. Die Vorstellung, seine Marken als Domain im neuen Namensraum zu registrieren, übe dagegen keinen Reiz auf ihn aus. Ob Berners-Lee diese Aussage tatsächlich getroffen hat, ließ sich nicht nachprüfen; ihrem Inhalt nach wäre sie falsch, da Domain-Namen unterhalb von .org von jedermann registriert werden können; eine Beschränkung auf gemeinnützige Organisationen oder Angebote gibt es nicht, auch wenn sie einen Großteil der Registrierungen ausmachen.
Obgleich Berners-Lee als Physiker und Informatiker weltweit anerkannt und respektiert ist, als Prophet konnte er bisher nicht immer überzeugen. So wies der US-Anwalt John Berryhill darauf hin, dass sich Berners-Lee einst auch gegen die Einführung von Bildern in das bis dahin rein textbasierte Internet gewandt hatte, da dies zahlreiche neue Nutzer anziehen könnte, die zum Beispiel Aufnahmen von nackten Frauen in das Netz stellen. Während der Redaktion dieses Newsletters letzteres selbstverständlich nur gerüchteweise zu Ohren gekommen ist, hat es den Siegeszug des bunten, bilderreichen Internets jedenfalls nicht verhindert.
Quelle: wired.com, wikipedia.de, domainnamewire.com