Sind Sie verunsichert, ob Sie sich mit Ihrem Unternehmen oder Ihrer Marke um eine eigene Top Level Domain bewerben sollen? Der Domain-Spezialist Naseem Javed, Gründer von ABC Namebank, liefert Ihnen zehn Gründe, weshalb sich eine Bewerbung nicht auszahlen könnte.
Seien wir ehrlich: die eigene Top Level Domain ist nichts für jedermann. Als Markenunternehmen sollte man wenigstens über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt und tätig sein, andernfalls sich der technische und wirtschaftliche Aufwand einer Bewerbung kaum lohnt. Damit wären wir beim ersten Grund: Lokalisation. Mit einer Domain-Endung wenden Sie sich an ein globales Publikum, nicht nur einen lokalen Markt. Auch die Betreiber von Outlets sollten ihr Geld nicht in Berater und Gebühren, sondern weiterhin in Nachlässe für die Kundschaft stecken. Erst recht ist aussen vor, wer zwar auf Werbung, jedoch nicht auf den Aufbau einer Marke und die damit verbundenen Assoziationen und Emotionen der Kunden setzt, sondern Angebote in den Vordergrund stellt. Wer Marketing, Werbung und IT gleich ganz ausgelagert hat, wird mit einer eigenen Domain ebenfalls wenig anfangen können. Es soll sogar Unternehmen geben, die ihr Geld außerhalb des Internets verdienen und für die das Internet keine Bedeutung hat (Javed spricht vom so genannten »Cyber-Oblivion«); warum sollte ein solches Unternehmen nun ausgerechnet jetzt damit anfangen, die eigene Top Level Domain anzustreben?
Erst recht ist Zurückhaltung geboten, wenn Ihr Budget keine Bewerbung erlaubt – Domains auf Pump ergeben keinen Sinn. Javed schätzt die Gesamtkosten der Bewerbung dabei in etwa auf die Produktionskosten eines nationalen TV-Werbespots; unterhalb dieses Budgets sollte man also nicht kalkulieren. Ebenfalls zu beachten ist das von Javed als »Kaskade« genannte Phänomen: wer erst einmal eine eigene Endung hat, muss auch wissen, wie er damit umgeht, also zum Beispiel mit der steigenden Anzahl von Nutzeranfragen, der Entwicklung einer Social Media Strategie und wachsenden IT-Kosten. Nur für wenige Unternehmen relevant werden dürfte dagegen das Problem der »convoluted clusters«, bei dem sich die verschiedenen Marken eines Unternehmens durch verschiedene Endungen zu verwässern drohen; auszuschließen ist es aber nicht. Schließlich muss die Marke für eine Top Level Domain taugen; »Echt Kölnisch Wasser« mag als Marke bekannt sein, als Domain ist sie aufgrund ihrer Länge ebenso wenig geeignet wie 4711, da Ziffern-Domains nicht zugelassen sind. Schließlich soll es Unternehmen geben, die sich ein Imperium ganz ohne Marke aufgebaut haben – warum sollte man sie plötzlich im Internet unter einer einzigen Domain-Endung finden wollen? Eine Antwort auf all diese Fragen vermag jedoch nur jedes Unternehmen für sich individuell zu geben.
Eins sollten Sie aber nicht außer Acht lassen: die Konkurrenz schläft nicht. Wie ICANN-Vize Kurt Pritz anlässlich der Konferenz »The Top Level« in London mitteilte, ist die Zahl der Organisationen, die sich über das TLD Application System (TAS) akkreditiert haben, auf inzwischen 100 angestiegen, wobei jede Organisation theoretisch bis zu 50 Domain-Endungen anmelden könnte. Wer daher darauf wettet, dass im Mai 2012 zumindest 100 mögliche neue Endungen verkündet werden, dürfte sich also nicht all zu sehr auf dünnes Eis begeben.