ICANN hat im Zuge der Einführung neuer Domain-Endungen neben verschiedenen Schutzmechanismen hinsichtlich rechtsverletzender Endungen auch eine allgemeine Kommentarfunktion etabliert, über die sich jeder über einzelne Endungen auslassen kann. Nun liegt eine erste Beschwerde gegen die Endung ».gay« vor, weil diese moralisch nicht vertretbar sei.
Der Kommentar, der für sich zunächst keine Folgen nach sich zieht, außer dass er zur Kenntnis genommen wird und schlimmstenfalls ein Widerspruchsverfahren durch den Independent Objector nach sich ziehen kann, stammt von Abdulaziz Al-Zoman, einem Professor, IT Berater und Direktor und Gründer des Saudi Network Information Center (SaudiNIC). In seinem Kommentar führt er aus: Wenn »Gay« eine in USA akzeptierte Aktivität ist, dann heißt das nicht, dass diese sonstwo begrüßt werde. […] ICANN darf die Tatsache nicht ignorieren, dass Aktivitäten, die mit der Endung verknüpft werden, in anderen Ländern Straftaten darstellen.
Abdulaziz Al-Zoman schließt mit den Worten, dass die Bewerbung um die Endung in zahlreichen Ländern und Gesellschaften nicht begrüßt wird und gesetzeswidrig und gegen die öffentliche Moral ist. Er schlägt vor, dass, wenn die USA das Bedürfnis für die Implementierung eines Raumes für diese sich ausdehnende, westliche Gemeinschaft im Internet verspüre, man ja eine Subdomain .gay.us unter die Länderendung der USA schaffen könne.
Dass ein solcher Kommentar kommen würde, war bereits vor Verabschiedung der Bewerbungsrunde absehbar und erwartet. Nicht zuletzt wegen dieses vorhersehbaren Konflikts gibt es auch ein entsprechendes Widerspruchsverfahren für genau solche Endungen, Limited Public Interest Objection genannt, zu der es im Applicant Guide Book von ICANN heisst (Module 3.2.1 Grounds for Objection):
Limited Public Interest Objection – The applied-for gTLD string is contrary to generally accepted legal norms of morality and public order that are recognized under principles of international law.“
Was nicht nur bei den Ansichten Abdulaziz Al-Zoman leider unverständlich bleibt, der die Möglichkeit einer Third Level Domain benennt, ist die Tatsache, dass ».gay.us« genauso wie ».gay« weltweit im Internet abgerufen werden kann. Dazu bedürfte es keiner eigenständigen Endung. Also bedarf es auch keiner Aufregung, wenn die Endung eingeführt würde.