Das von der Internet-Verwaltung ICANN installierte Implementation Recommendation Team (IRT) hat knapp einen Monat vor dem wegweisenden ICANN-Meeting in Sydney seinen Abschlussbericht vorgelegt. Vor allem das „IP Clearinghouse“ soll helfen, den Inhabern von Kennzeichenrechten das Domain-Leben leichter zu machen.
Der 69seitige Bericht öffnet mit den einleitenden Worten, dass der überwiegende Teil des Teams, das die Interessen von Unternehmen und Kennzeichenrechteinhabern widerspiegelt, grundsätzlich die Erweiterung des TLD-Raums ablehnt. Gleichwohl sollen Domains ein vertrauenswürdiges Navigationsmittel sein und bleiben; für Inhaber von Kennzeichenrechten gelte daher, dass Registries ihre Interessen schützen müssen. Hierbei sollen jene fünf Vorschläge helfen, die das IRT bereits in der Entwurfsfassung des Berichts vorgelegt hat: Schaffung eines „IP Clearinghouse“ samt „globally protected marks list“ (kurz GPML), ein „Uniform Rapid Suspension System“, ein „post delegation dispute resolution mechanism“, WHOIS-Bestimmungen und Verwendung eines Algorithmus zur Verhinderung von Verwechslungen während der Bewerbungsphase.
Im Mittelpunkt der Schutzmechanismen steht das „IP Clearinghouse“. Diese Datenbank fungiert mit der GPML als zentrale Anlaufstelle für Registries und Registrare, und enthält sowohl eingetragene wie auch sonstige Kennzeichenrechte. Deren Inhaber können gegen Zahlung einer „vernünftigen“ Gebühr die Aufnahme beantragen, wo sie vom IP Clearinghouse sowohl bei Antragstellung als auch in den Folgejahren validiert werden. Geprüfte Daten können von Betreibern neuer TLDs dann in den verschiedenen Phasen der Einführung wie etwa der Sunrise Period verwendet werden, ohne dass sich der Kennzeichenrechteinhaber bei jeder neuen TLD gesondert um einen Schutz bemühen muss. Die Aufgabe des IP Clearinghouse soll nach dem Vorschlag des IRT ein neutraler Service-Provider übernehmen, der bisher in keiner vertraglichen Beziehung zu ICANN steht und einen mindestens fünfjährigen, verlängerbaren Vertrag erhält. Da noch offen ist, ob ICANN diese Vorschläge übernimmt, werden auch Namen potentieller Kandidaten für das IP Clearinghouse zumindest öffentlich bisher nicht gehandelt.
Der Abschlussbericht liegt nun bis zum 29. Juni 2009 zur öffentlichen Diskussion aus. Damit fällt die Auslegungsphase in das 2. ICANN-Meeting in diesem Jahr, das vom 21. bis zum 26. Juni 2009 in Sydney stattfindet. Im Mittelpunkt dieses Treffens stehen einmal mehr neue Top Level Domains; will ICANN den ehrgeizigen Zeitplan einhalten und mit den Bewerbungen spätsstens im 1. Quartal 2010 starten, müssen in Sydney die Würfel fallen.