ICANN

Spekulationen über die nächste nTLD-Bewerbungsrunde

Der renommierte Blogger Kevin Murphy von domainincite.com gibt den Diskussionen um die nächste Einführungsrunde für nTLDs neues Futter: in einem Artikel geht er auf unbestätigte Meldungen ein, wonach ICANN bis zu 25.000 Bewerbungen erwartet.

Es ist nur eine Schätzung, die durch den Raum schwirrt und keine klar zuordenbare Quelle hat. Zuletzt soll sie in der »public session« beim ICANN-Meeting in Johannesburg gefallen sein. Und sie klingt beeindruckend: bis zu 25.000 Bewerbungen um eine neue generische Top Level Domain könnten bei ICANN eingehen, wenn der Startschuss für die nächste Einführungsrunde fällt. Murphy hält sie nicht für unplausibel: so habe es der letzten Runde an Glanz gefehlt; vor allem in Entwicklungsländern habe es an Bewusstsein für die Möglichkeit einer eigenen TLD gemangelt. Des Weiteren hätten sich die Inhaber großer Markenportfolios freiwillig beschränkt; so habe sich Larry Page, der damalige CEO von Google, für weit mehr als die letztlich nur 101 TLDs bewerben wollen. Ferner gäbe es Berichte, wonach viele Unternehmen die Gelegenheit verpasst hätten, sich um ihre .brand zu bewerben. Schließlich gäbe es tausende von Städten, die von der Bevölkerungszahl her vergleichbar sind mit jenen, die sich 2012 beworben haben und nun auf ihre Chance warten. Auch die bisher von ICANN erhobene Bewerbungsgebühr von US$ 185.000,– ist nicht in Stein gemeisselt.

Murphy sieht das Problem aber bei ICANN. Im Jahr 2012 sind insgesamt 1.930 Bewerbungen eingegangen. ICANN selbst hatte angegeben, nicht mehr als 1.000 nTLDs im Jahr in die Root Zone eintragen zu wollen; bei 25.000 Bewerbungen würde es also 25 Jahre dauern, bis alle Bewerbungen abgearbeitet sind. Tatsächlich war die Zahl noch weit geringer: Es dauerte bis Mai 2016, bis die 1.000ste nTLD delegiert war. Bei gleichem Tempo könnte es also sogar rund 70 Jahre dauern, bis 25.000 Bewerbungen abgearbeitet sind. Ohne Automatisierung des Verfahrens wäre die eigene Domain-Endung also ein Geschenk für die Enkel. Geht man davon aus, dass die Bearbeitung nur fünf Jahre dauert, müssten die ICANN-Juristen allerdings immer noch ein dutzend Registry-Agreements täglich unterzeichnen. Am Ende gilt auch für Murphy: nichts genaues weiss man nicht.

Gesicherte Berichte, ob und wann die nächste Runde stattfindet, gibt es nicht. ICANN hat zuletzt 2012 angedeutet, dass das Jahr 2020 ein realistischer Zeitpunkt sein könnte. Auch die Zahl der möglichen Bewerber ist spekulativ, vor allem weil sich viele .brands freiwillig zurückgezogen haben und viele andere Unternehmen noch keine originäre Idee entwickelt haben, wie sie mit der eigenen TLD umgehen wollen. Die Registries Stakeholder Group (RySG), Interessensverband generischer Domain-Verwaltungen innerhalb ICANNs, hat aber erst kürzlich den Druck erhöht und von der Internetverwaltung einen Start spätestens im vierten Quartal 2018 verlangt.

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