Das Programm zur Einführung neuer Top Level Domains hat die Internet-Verwaltung ICANN bisher rund US$ 214 Millionen gekostet. Die Forderungen der Registries Stakeholder Group (RySG), zumindest einen Teil der Bewerbungsgebühren zu erstatten, wies ICANN entschieden zurück.
Im März 2017 hatte sich Paul Diaz, Chairman der RySG, an Akram Atallah, President von ICANNs Global Domains Division, gewandt und auf verschiedene Herausforderungen hingewiesen. So gäbe es nur 63 nTLDs mit mehr als 50.000 registrierten Domains; hunderte nTLDs kämen hingegen auf weniger als 10.000 Registrierungen. Der Betrieb einer Registry sei jedoch nicht ganz billig: bei bis zu 1.000 registrierten Domains sind jährlich US$ 25,– pro Domain an ICANN-Fees zu bezahlen, also mindestens US$ 25.000,– im Jahr, die quartalsweise mit US$ 6.250,– abgerechnet werden. Bei 5.000 Domains reduziert sich diese Gebühr auf US$ 5,– und bei 10.000 Domains auf immerhin noch US$ 2,50 pro Domain im Jahr. Dem gegenüber müssten so genannte »legacy TLDs« wie .com nur US$ 0,25 pro Domain im Jahr zahlen. Die Höhe der Gebühren würden daher die nTLD-Registries daran hindern, wettbewerbsfähige Preise anzubieten. Wörtlich schrieb Diaz sogar: »A number of gTLD operators are struggling«.
Damit biss er bei ICANN allerdings auf Granit. In einem Schreiben vom 29. August 2017 wies Atallah darauf hin, dass man zwar Verständnis dafür habe, dass sich einige nTLD-Registries möglicherweise in einer frühen Phase finanzielle Herausforderungen gegenüber gestellt sehen. Allerdings unterstelle die RySG eine Pflicht von ICANN, Überschüsse aus dem Bewerbungsverfahren an die Registries zu erstatten; eine solche Pflicht gibt es aber nicht. Dem Gebührenaufkommen lägen die Vereinbarungen im Bewerberhandbuch aus dem Jahr 2011 zu Grunde; diese gelten unverändert. Vor allem aber wendet Atallah ein, dass das Bewerbungsverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist und die Kosten noch gar nicht absehbar seien. Die bisherigen Kosten hätten sich auf rund US$ 214 Millionen summiert; wörtlich schreibt Atallah:
As noted in ICANN’s FY18 Operating Plan and Budget, ICANN expects to have spent approximately $214 million on the Program, including “hard-to-predict” costs incurred in FY18 and in the future.
Bereits jetzt habe ICANN unvorhergesehene Kosten zu bezahlen gehabt, so zum Beispiel für die Universal Acceptance Steering Group, das Emergency Back-End Registry Operator Program, die Implementierung des Trademark Clearinghouse und Kosten für Anwälte.
Nicht einmal ein kleines Hintertürchen liess Atallah der RySG offen.
As such, at this time, ICANN is not in a position to commit to the dispensation of any potential remaining funds from the New gTLD Program applications fees,
merkte er zum Abschluss an. Die RySG lässt allerdings nicht locker: beim Registry CEO Summit Ende September in Seattle will unter anderem Colin Campbell, CEO von .club, einen neuen Vorstoss nach einer vorübergehenden Gebührenreduzierung wagen. Zumindest soll die Netzverwaltung US$ 4 Millionen in Marketing stecken. Auf eine Reaktion von ICANN wartet Campbell bisher jedoch vergebens.