ICANN

Entwurf für Bewerberhandbuch ist da

Das Warten hat ein Ende: mit der Veröffentlichung des Entwurfs des Bewerberhandbuchs hat die Internet-Verwaltung ICANN die Tür zur Einführung zahlreicher neuer Top Level Domains weit aufgestossen. Allein die geplante Bewerbungsgebühr von US$ 185.000,– dürfte jedoch zahlreiche Interessenten abschrecken.

Wenige Tage vor dem Anfang November angesetzten Meeting in Kairo hat ICANN erstmals den Entwurf des Bewerberhandbuchs vorgelegt, in dem die Kriterien für die Bewerbung um eine neue Top Level Domain konkretisiert werden. Das 97seitige Dokument legt zusammen mit über 100 Seiten Erläuterungen aufgeteilt in sechs Module die Voraussetzungen fest, die ein Bewerber für eine neue TLD erfüllen muss. Die Module umfassen eine Einführung in den Bewerbungsprozess, Details zur Evaluierung, Streitschlichtungsregeln, Mechanismen für Mehrfachbewerbungen, den Übergang von der Bewerbung zur Vergabe und Registrierung sowie allgemeine Bedingungen für die Vergabe.

In einer Presseerklärung hat ICANN zwei Problemkreise besonders hervorgehoben. So sollen Inhaber von Kennzeichenrechten durch neue TLDs keine Verletzungen fürchten müssen; sowohl auf Ebene der Top- als auch der Second Level Domain werden ihre Rechte berücksichtigt, wobei sämtliche neuen TLDs der bekannten Uniform Dispute Resolution Policy (UDRP) unterliegen. Sollten Streitigkeiten auftreten, weist ICANN weiter darauf hin, mit der World Intellectual Property Organization (WIPO), der International Chamber of Commerce (ICC) und dem International Centre for Dispute Resolution (ICDR) Verträge über die Etablierung von Streitschlichtungsstellen geschlossen zu haben. Besondere Herausforderungen sieht man dabei im Bereich neuer internationalisierter Domains (IDNs), mit denen man etwa 1,5 Milliarden Internetnutzer erreichen will.

Enthüllt ist erstmals auch die exakte Gebühr, die mit Einreichung der Bewerbung unabhängig von deren Erfolg an ICANN bezahlt werden muss. Sie wird im Entwurf für die erste Runde mit US$ 185.000,– beziffert, derzeit also umgerechnet knapp EUR 150.000,–. ICANN hat bei diesem Betrag die eigenen Investitionen von US$ 13 Mio. berücksichtigt, die man seit Oktober 2007 in das Programm für neue TLDs investiert hat. Da diese Gebühr nur kostendeckend verwendet werden soll, will ICANN bei etwaigen Überschüssen über eine anwerweitige Verwendung entscheiden.

In ersten Reaktionen zum Entwurf wird kritisiert, dass ICANN sich von einer Preiskontrolle verabschiedet und die Gebührendeckelung abgeschafft hat; die Registries sind damit im Grundsatz frei bei der Wahl der Gebühren. ICANN-Insider George Kirikos erwartet, dass VeriSign und andere TLD-Verwalter dies als Steilvorlage nehmen, um auch für ihre Domains freie Preise zu verlangen und besonders attraktive Domains wie hotels.com oder cars.com im Einzelfall zu verteuern. Andrew Allemann, Betreiber von domainnamewire.com, befürchtet vor allem bei geoTLDs Kompetenzprobleme, da ICANN die Zustimmung der jeweiligen Gebietskörperschaft verlangt. Daneben könnten nach seiner Einschätzung Streitigkeiten um die Zulässigkeit von Endungen wie „.att“ für Attorney mit dem Elektronikriesen AT&T langwierige Gerichtsprozesse provozieren.

Der Entwurf steht derzeit nur in englischer Sprache zur Verfügung; Übersetzungen ins Arabische, Chinesische, Französische, Spanische und Russische sollen in Kürze folgen. Der (englischsprachige) Entwurf liegt – vorerst – bis zum 08. Dezember 2008 zur öffentlichen Diskussion aus, an der sich jedermann über die ICANN-Website beteiligen kann. Im Anschluss will ICANN alle Kommentare auswerten und in einer Kurzform veröffentlichen; die endgültige Version des Bewerberhandbuchs wird dann Anfang 2009 veröffentlicht.

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