Die weltweite Gemeinschaft der Internetnutzer begrüsst die Option, neue Top Level Domains zu nutzen, ist sich des Umfangs ihrer Möglichkeiten aber noch kaum bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuell von der Domain Name Association (DNA) durchgeführte Umfrage.
Unterstützt vom US-Marketingunternehmen Research Now, hat DNA im Oktober und November 2014 über 5.000 Internetnutzer aus 10 verschiedenen Ländern (darunter auch Deutschland) nach ihren Surfgewohnheiten befragt und dabei Domain-Namen in den Mittelpunkt gerückt. Die wichtigste Erkenntnis der in einer 22-seitigen .pdf veröffentlichten Studie: Domain-Namen bleiben in hohem Maße relevant für die Nutzung des Internets. 85 Prozent der Befragten steuern ein bestimmtes Ziel unmittelbar per Eingabe der Domain in die Adresszeile ihres Browsers an. Auch wer zu den 93 Prozent der Nutzer zählt, die ihre Suche über eine Suchmaschine beginnen, prüft vor dem Aufruf eines Angebots zumindest gelegentlich durch einen Blick, ob die Domain zum Ergebnis der Suche passt; Domain-Namen bleiben damit ein »unique identifier«. Dabei gibt es nationale Unterschiede: während man in Indien die Suche über die Domain bevorzugt, greift man in Großbritannien und Australien eher auf Suchmaschinen zurück. In China spielen dagegen Bookmarks eine große Rolle, was allerdings mit den eingeschränkten Suchmöglichkeiten zu tun haben könnte.
Blickt man allein auf Domains, sind die Nutzer neuen Top Level Domains gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen. Gleichwohl gibt es auch hier nationale Unterschiede. Auf die Frage, über welche Adresse ein Nutzer online Rechnungen zahlen würde, griffen in den USA 48,1 Prozent auf onlinepayments.com zurück, aber bereits 35,0 Prozent auf onlinepayments.secure, während onlinepayments.us mit 4,7 Prozent kaum gefragt wäre. Hierzulande stellt sich das ganz anders dar: mit 50,5 Prozent geniesst die Länderendung .de bei onlinebezahlen.de das grösste Vertrauen; onlinebezahlen.bank kommt auf immerhin 21,9 Prozent, onlinebezahlen.secure dagegen nur auf 16,2 Prozent. Unter dem Strich finden neue Endungen jedoch sowohl in den USA (47 Prozent) als auch Deutschland (45 Prozent) Zuspruch, selbst wenn die Popularität einzelner TLDs sehr differiert. Knapp 60 Prozent der Befragten begrüssten die Möglichkeit, unter einer Vielzahl verschiedenster Endungen auswählen zu können, dabei ausdrücklich, wobei diese Zustimmung in Schwellenländern wie China, Mexiko und Indien deutlich jene in Deutschland oder Australien überwog. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass nTLDs in der öffentlichen Wahrnehmung noch wenig präsent sind; 55 Prozent der Befragten hatten gar keine Kenntnis von der Erweiterung des Namensraumes, weitere 20 Prozent waren sich unsicher. In Deutschland entfallen auf das Lager der „Unsicheren“ sogar etwa 70 Prozent.
Da sich die DNA als Lobbyverband der Domain Name Industry versteht und zahlreiche Bewerber um neue Domain-Endungen wie ARI Registry Services, Donuts, GoDaddy, Google, Rightside und Afilias zu ihren Mitgliedern zählt, war scharfe Kritik am nTLD-Programm nicht zu erwarten. Umso erstaunlicher ist, dass die Schwächen nicht ausgeblendet werden. Die fehlende öffentliche Wahrnehmung dürfte daher für die gesamte Branche zu den grössten Herausforderungen zählen, um den neuen Endungen zum Durchbruch zu verhelfen.