Die britische NGO Homeless International firmiert sich in Reall um und wechselt dabei von homelessinternational.org zur Domain reall.xyz. Ob das eine weise Entscheidung ist?
Den Domain-Umstieg und die Namensänderung hatte die 1989 gegründete Charity-Organisation mit Sitz in Coventry (UK) schon am 17. September 2014 bekannt gegeben. Damit verbunden ist auch eine Strategieänderung. Reall (Real Equity for All) will in stärkerem Maße ihr Urbanisierungsprojekt für Slums im Wege eines Franchisings umsetzen. Hintergrund für diesen Schritt sind höhere zur Verfügung stehende finanzielle Mittel. Um das Netzwerk, welches Reall mit dem Franchise aufbauen will, besser zu unterstützen, entschied man sich für die Umbenennung. Homeless International ist nicht mehr unter homelessinternational.org, sondern als Reall unter reall.xyz zu finden. Warum ausgerechnet die Endung .xyz gewählt und nicht auf .ngo oder eine andere, gegebenenfalls traditionelle Endung gesetzt wird, geht aus der Erklärung von Reall nicht hervor.
Dieser Umstieg kann so oder so als Zeichen für die neuen Domain-Endungen gewertet werden. Aber ob die Abkehr von .org wirklich sinnvoll ist, bezweifeln wir. Die Vergangenheit belegt, dass solche kühnen Schritte in kürzester Zeit bereut werden. Bestes Beispiel ist der Schritt von Overstock 2011 von der Domain overstock.com auf overstock.co und o.co umzusteigen. Nach kurzer Zeit stellten sich Einbußen von 61 Prozent ein, weshalb Overstock alsbald auf die .com-Domain zurückkehrte. Auch die im Januar diesen Jahres gestartet v.me-Kampagne von Visa wurde nach sechs Monaten Mitte des Jahres eingestampft und durch Visa Checkout (checkout.visa.com) ersetzt. Visa wollte eine sichere Onlinezahlungsplattform über v.me etablieren, rückte aber, trotz des großen Erfolges, wie Greg Storey, Chef von Visa Checkout, im Juli gegenüber zdnet.com erklärte, davon ab, weil der Name »Visa Checkout« besser vermittle, worum es bei dem Produkt gehe. Schließlich gibt es das Beispiel von wantable.co, die im Mai 2012 registriert wurde und alsbald recht erfolgreich Modetrends kommunizierte. Im April 2013 kaufte Wantable die Domain wantable.com für US$ 47.000,–, was zumindest von Michael Berkins von thedomains.com als großer Erfolg für .co gewertet wurde, zumal die .com-Domain auf die .co-Domain weiterleitete. Domain-King Rick Schwartz nahm eine andere Perspektive ein: hier werde deutlich, dass ohne .com nichts geht. Mittlerweile hat sich das Blatt bei Wantable gedreht: die .co-Domain leitet auf die .com weiter. Offenbar geht ohne das .com-Pendant tatsächlich nicht viel – im US-amerikanischen Raum.
Unter diesem Gesichtspunkt, weil die traditionellen Endungen noch immer und auf lange Sicht noch maßgebend sind, ist der Schritt von Reall, wie positiv dieser Umstieg als Signal für nTLDs auch sein mag, gewagt. Das gilt allemal, da .xyz inhaltlich nicht spezifisch zugeordnet werden kann. Kommentatoren auf thedomains.com zum Artikel vom 22. Oktober 2014 hatten recht schnell Domain-Alternativen für Reall zur Hand, wie etwa realequityforall.co.uk, reall.co.uk und reall.org.uk; und die erste Wahl reall.uk war zumindest bis zum 23. Oktober 2014, also 35 Tage nach der offiziellen Ankündigung zum Rebranding, noch zu haben. Wie der bereits vorgestellte Domain Name Association (DNA)-Report zeigt, muss nicht alles .com-zentriert sein: die eigene Länderendung ist – außer in den USA – nahezu überall beliebter als .com. Die sich bietenden Reall-Alternativen unter .uk wären daher wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen. Im besten Falle hätte Reall sie ergänzend zu reall.xyz registrieren sollen.