Virtuelles Gold

„Schwarzes Gold“ und „weißes Gold“ sind Begriffe, die in unseren Sprachgebrauch Einzug gehalten haben. „Schwarzes Gold“ ist ein Synonym für Erdöl, „Weißes Gold“ steht vor allem für Elfenbein, Salz oder Porzellan. Das „Virtuelle Gold“ ist im virtuellen Raum zu finden. Es ist – wie das reale Gold – ein knappes Gut mit unterschiedlicher Qualität und unterschiedlichen Eigentümern bzw. Entdeckern. In den Weiten des virtuellen Raumes gibt es wie in der „realen“ Welt Goldgruben und Goldgräber; und es finden sich auch heute noch ungehobene Schätze.

Die Werteinschätzung des Cyber-Goldes ist nicht so einfach zu handhaben wie die des irdischen Edelmetalls. Es gibt nur allgemeine Bewertungsrichtlinien – Einzelwerte können jedoch stark davon abweichen. Was ist nun dieses „Virtuelle Gold“? Sind es Internet-Technologien, vernetzte Datenbanken oder virtuelle Bankkonten? Beobachtet man die Entwicklung der vergangenen Monate so zeigt sich, dass der Begriff „Virtuelles Gold“ am ehesten auf das zutrifft, was die Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und Virtualität darstellt: Der Domain-Name.

Um den Inhalt einer Webseite betrachten zu können – um also von der Realität „in“ den Cyberspace zu gelangen – benötigt man eine Internet-Adresse. Diese ist eigentlich eine IP-Adresse, die nur aus Zahlen besteht und deshalb schwer zu merken ist (z.B. 212.227.162.200). Deshalb wurde ein System entwickelt, das diese IP-Adresse in eine leichter zu merkende Form übersetzt: den Domain-Namen (z.B. ist 212.227.162.200 die IP-Adresse von domain-recht.de).

Das Edelmetall Gold kann viele Formen annehmen, die den Wert beeinflussen. In Goldmünzen gepresst ist es grundsätzlich wertvoller als in Form eines Goldbarren. Auch ist die Reinheit des Edelmetalls ausschlaggebend für seinen Wert. Bei der Bewertung des Virtuellen Goldes – der Domain – ist zu allererst einmal die Ebene ausschlaggebend. Ebenen sind jeweils durch einen Punkt voneinander getrennt. Z.B. beinhaltet die Domain domain-recht.de drei Ebenen: .de – die erste Ebene (auch TLD oder Top Level Domain genannt), domain-recht.de – die zweite Ebene (auch als Second Level Domain bezeichnet) und magazin.domain-recht.de – die dritte Ebene (Third Level Domain oder Subdomain – statt „www“ könnte z.B. auch „shop“ stehen: shop.domain-recht.de). Je weiter „oben“ sich seine Domain befindet, d.h. je weiter rechts in der Adressleiste, desto wertvoller ist sie (z.B. ist haus.de wertvoller als haus.web.de). Weitere Beispiele: Top Level Domain (TLD, z.B. „.de“, „.com“, „.at“, „.tv“); Second Level Domain (z.B. „TheHungerSite.com“, „yahoo.de“); Third Level Domain (z.B. mail.lycos.de, oder msevents.microsoft.com); weitere Subdomains (z.B. bwl.univie.ac.at).

Vor wenigen Tagen wurde die Einrichtung neuer TLD’s beschlossen. Im Vorfeld dazu hat es lange Diskussionen darüber gegeben, welche neuen Domain-Endungen in Frage kommen und wie deren Registrierung organisiert werden sollte. Am großen allgemeinen Interesse konnte man ablesen, welche Bedeutung es hat, wenn ein Unternehmen die Rechte über die Registrierung einer TLD zugesprochen bekommt. Das Beispiel der TLD „.TV“, die ausschließlich vom Unternehmen dotTV vertrieben wird, zeigt, wie profitabel die Rechte eine Domain der obersten Ebene sein können. Es wird davon ausgegangen dass sich die Anzahl aller registrierten Domains in den kommenden zwei Jahren von heute 30 Millionen auf 60 Millionen verdoppeln wird. Deswegen kann man damit rechnen, dass es trotz der sieben neu eingeführten TLDs zu Engpässen an „guten“, leicht zu merkenden Domains kommen wird und dass weitere TLD’s geschaffen werden müssen. Zweitrangige Domain-Names werden durch zusätzliche TLDs wahrscheinlich an Wert verlieren; erstrangige jedoch werden trotz oder vielleicht sogar wegen der rasanten Zunahme an Domains ihren Wert auch weiterhin steigern können (z.B. business.com oder free.tv): der relative Anteil an erstrangigen Domains wird durch die vielen Neuregistrierungen kleiner – der Bedarf an ihnen jedoch größer.

Das Virtuelle Gold sind also erstrangige Domains – aber auch Vermarktungsrechte an Top Level Domains (.tv, .cc, .biz, .info usw.). Erstrangige oder „gute“ Domains befinden sich zumeist auf der zweiten Ebene (z.B. musik.de oder TheRainforestSite.com), können aber auch in der dritten Ebene vorkommen: In England z.B. kann man nur Domains der dritten Ebene registrieren – mtv.co.uk oder bbc.co.uk und nicht mtv.uk oder bbc.uk. Es gibt auch kommerzielle Seiten die Subdomains der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen (z.B. domain.biz.com, domain.go.to oder domain.de.vu).

Die kommenden Monate werden für virtuelle Goldgräber sicherlich spannend bleiben. Doch eines müssen wir bedenken: Wer nach Gold gräbt und es besitzt trägt auch die Verantwortung dafür. Warum sollen Kriege vor dem virtuellen Raum halt machen… Die Vergangenheit hat uns gelehrt, wachsam und vorausschauend zu handeln. Gerade im Globalen Dorf sollte Verantwortungsbewusstsein selbstverständlich sein.

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