Nach einer Untersuchung der Domain-Handelsbörse Sedo.de vergeben zahlreiche Reiseländer durch mangelnde Domain-Nutzung ihre Chance auf mehr Touristen.
Obwohl die Deutschen eigentlich als Reiseweltmeister gelten, scheint dies in der Domain-Welt kaum bekannt zu sein. Während Adressen wie oesterreich.de, belgien.de oder kamerun.de völlig ungenutzt brach liegen, haben einzig die Reiseveranstalter das Potential von Länderdomains erkannt. So verweisen insgesamt 58 Adressen wie indien.de oder peru.de, aber auch echte Exoten wie burkina-faso.de oder marshallinseln.de auf das Angebot der Buchungsseite tourinaut.com. Dort werden die Domains jedoch lediglich zur Weiterleitung genutzt. Eigenständige Informationsportale mit länderspezifischen Informationen fehlen oftmals völlig. Dabei würden sie sich als Quelle rund um wichtige und grundlegende Angaben wie Währungsfragen, Visa- und Impfpflichten oder auch praktische Dinge wie nationale Stromspannungsinformationen geradezu anbieten. Etwas besser ist die Situation zwar unter .com. Doch auch hier haben Unternehmen wie Virtual Countries Inc. gewildert und mit Domains wie russia.com oder sweden.com die besten Plätze bereits für sich reserviert.
Vereinzelt nutzen exotische Länder wie die Pitcairn-Inseln die Verwaltungsstellen ihrer Top Level Domain (NICs) gleichzeitig als Anlaufstelle mit Basisinformationen über ihr Land. Doch nur wenigen Usern dürfte bekannt sein, dass sich Pitcairn hinter dem Kürzel .pn oder die Cayman-Inseln hinter .ky verbergen. Ein eigener Webauftritt unter .de liegt für deutsche User weit näher, selbst wenn er nur zur Weiterleitung auf ein englischsprachiges Portal genutzt werden würde.
Wer mit Länderdomains auf schnelles Geld hofft, sollte gewarnt sein: zwar ist die internationale rechtliche Lage nach wie vor uneinheitlich. Nachdem etwa das Schiedsgericht der WIPO im Fall barcelona.com zunächst auf Übertragung der Domain auf die spanische Stadt entschieden hatte, kippte ein US-Berufungsgericht die Entscheidung, so daß die Adresse auch weiterhin in privaten Händen bleibt. Diskussionen um Sperrlisten von Länderbegriffen sind jedoch bereits am Laufen; mit Veränderungen ist also zu rechnen.
Das barcelona.com-Urteil finden Sie hier als pdf-Datei