Der schon vor Jahren prognostizierte Aufstieg der ccTLDs setzt sich fort: wie zahlreiche Länder zuvor hat sich nun auch Estland für eine weitgehende Liberalisierung entschieden, um der Landesendung .ee einen Schub zu geben. Den erhofft man sich auch in Sri Lanka von IDNs, während Bulgarien noch um die internationale Variante von .bg kämpft – hier unsere Kurznews.
Zunächst nach Estland, wo sich grundlegende Änderungen in der Verwaltung der Landesendung .ee ergeben haben. Zum einen hat die Estonian Internet Foundation mit Wirkung ab 3. Juli 2010 das Management von EENet übernommen. Damit einher gehen Änderungen in den Vergabebedingungen: war die Registrierung von .ee-Domains bisher nur für Unternehmen mit Firmensitz in Estland möglich, können künftig auch Einzelpersonen und Personen mit Sitz im Ausland .ee-Domains registrieren. Die Beschränkung auf eine Domain pro Person entfällt ersatzlos. Die Vergabe erfolgt nicht wie bisher über die Registry selbst, sondern über Registrare in einem freien Markt. Wer seine .ee-Domain also bisher über EENet angemeldet hat, muss binnen sechs Monaten einen Registrar seiner Wahl angeben und samt Domain dorthin wechseln; die ersten 16 Registrare hat die Estonian Internet Foundation bereits akkreditiert.
Bulgarien wehrt sich mit juristischen Mitteln gegen die Entscheidung der Internet-Verwaltung ICANN, die internationalisierte Variante der Landesendung .bg abzulehnen. Einen entsprechenden Antrag hatte Bulgarien im Rahmen des Fast Track Verfahrens gestellt, war jedoch gescheitert, weil ICANN eine zu große Ähnlichkeit und Verwechslungsgefahr zwischen der kyrillischen Variante von .bg und der brasilianischen Endung .br sah. Technologieminister Alexander Tsvetkov hat nun mitgeteilt, bei ICANN um eine erneute Prüfung zu bitten; einen Wechsel auf andere Kürzel wie .bu, .bya oder .bgr schloss er jedoch aus. Mit Widerstand ist allerdings nicht nur von ICANN zu rechnen; auch Brasilien fürchtet, in einen Phishing-Strudel zu geraten.
Zum Schluss wird es exotisch: aus Sri Lanka meldet die dortige Vergabestelle LK Domain Registry, mit der Vergabe von Webadressen mit singhalesischer und tamilischer Endung beginnen zu wollen. Die Rede ist von .lanka- und .ilangai-Domains, wobei offenbar internationalisierte Domain-Namen (IDNs) gemeint sind. Auf der Registry-Website findet sich ein schlichtes Eingabefeld, das zur Eingabe einer bereits vergebenen .lk-Domain auffordert und dann die Registrierung des singhalesischen und tamilischen Pendants ermöglicht. Die Anmeldung ist kostenlos, wobei die Adressen aus dem Ausland erst ab Ende August aufrufbar sein sollen. Angesichts von derzeit lediglich 10.000 registrierten .lk-Domains dürfte sich der Ansturm jedoch in Grenzen halten.